Fünf Jahre ist es nun her, seit ich den glorreichen Sieg der 69. Hungerspiele nach Hause getragen habe.
Fünf Jahre in denen ich als junges Mädchen zu einer Frau geworden bin, die Verantwortung für andere übernimmt.
Erst einmal bin ich Mentorin in de...
Die weitere Stunde bevor wir im Kapitol ankommen ist schnell vorüber gegangen und schon stehen Brutus und ich hinter unseren Schützlingen vor den Zugtüren.
Clove wackelt aufgeregt auf und ab und Cato starrt nur geradeaus.
Er wirkt im Vergleich zu ihr im Moment ruhiger, doch Clove scheint um einiges entschlossener zu sein zu siegen. Sie erinnert mich etwas an mich selbst. Ich erinnere mich noch sehr gut wie aufgeregt ich damals war und wie ewig ich darauf gewartet habe, endlich im Kapitol ankommen zu können.
Cato macht auf mich den Eindruck, dass er viel gefasster ins Kapitol fährt. Beinahe so, als wüsste er, was auf ihn zu kommt. Doch natürlich irrt er sich.
Ich bin mir sicher, dass sich niemand auf das gefasst machen kann, was einen in der Arena erwartet.
Und in wenigen Wochen werden wir vielleicht einen der beiden wieder mit nach Hause nehmen. Oder eben keinen.
Die Zugtüren öffnen sich und Clove und Cato treten den kreischenden Menschen entgegen. Beide winken, genießen es im Rampenlicht zu stehen und Brutus und ich gehen lächelnd hinter ihnen.
Hilfe brauchen sie nicht, sie sind stark genug um das alles durchzustehen.
Wenige Minuten später sind sie im Vorbereitungszentrum und Brutus und ich können uns eine kurze Pause gönnen.
"Was sagst du zu den beiden?", fragt er mich mit einem Stirnrunzeln.
"Ich denke, dass jeder von ihnen noch immer das Potenzial hat, zu gewinnen. Clove erinnert mich sehr an mich selbst. Sie ist entschlossen, das kann ich spüren. Cato hingegen wirkt viel zu ruhig. Er gibt mir das Gefühl, dass er weiß, worauf er sich einlässt, was natürlich nicht stimmt und das macht mir Sorgen. Er könnte sich selbst überschätzen und die Arena unterschätzen."
"Du hast dir ja schon viele Gedanken gemacht.", er zwinkert mir zu und ich nicke lächelnd.
"Es ist wichtig alles gut zu beobachten, wenn man auf das richtige Pferd setzen will.", antworte ich und dieses Mal sieht er ehrlich überrascht aus.
"Tian hat mich vor dir gewarnt, aber dass du schon jetzt so hart denkst hätte ich nicht erwartet."
"Du kennst mich nun Mal nicht so gut wie er.", lache ich.
"Da hast du allerdings recht. Was muss ich noch wissen?"
"Ich irre mich nicht gerne, deshalb möchte ich mich schnellstmöglich entscheiden. Aber ich bin nicht dafür, dass die Tribute erfahren, wen wir mehr unterstützen. Ich möchte, dass sie zusammenarbeiten und ihre Konkurrenz in der Arena vorerst vergessen. Sie sollen ein Team sein, so lange es möglich ist."
"Nun, das lässt sich denke ich bewerkstelligen. Wieso willst du dich schon festlegen? Das ist eher ungewöhnlich."
"Ich war zwar erst einmal Mentorin, aber durch Erzählungen von Tian habe ich den Entschluss gefasst mich vor der Arena festzulegen. Ich möchte nicht durch Situationen in der Arena dazu veranlasst werden mich für die falsche Person zu entscheiden. Die Arena verändert die Menschen darin aber der ersten Sekunde. Man ist nicht mehr sich selbst und manchmal entwickeln Menschen von denen man es nicht erwartet hat unglaubliche Kräfte, doch tief in ihnen, sind sie immer noch Kinder und letztlich, knapp vor ihrem Ziel, wird jedem klar, was man getan hat und dann, dann ist der Moment, wenn sich zeigt, ob ich mich richtig entschieden habe. Ich habe es nicht in der Hand, doch die Zeiten in der Arena behindern mich an einer Entscheidung. Ich will das vorher machen. Mich darauf einstellen, dieser Person zu helfen und sonst niemandem."
Wortlos nickt mein Mentorenpartner und eine kurze Stille kehrt ein.
"Eine interessante Methode. Sie könnte funktionieren.", stimmt er mir plötzlich zu und ich lächle überrascht.
"Ich hatte nicht erwartet, dass du mir recht gibst."
"Man muss etwas wagen, um schlauer zu werden."
Mir bleibt keine Zeit zu antworten, denn Thalina kommt herangetippelt und scheucht uns nach unten.
Dort stehen bereits die Streitwägen der Tribute und von weitem kann ich erkennen, dass Cato und Clove in einer perfekt ausgearbeiteten Rüstung an uns herantreten.
Als sie vor uns stehen grinse ich begeistert.
"Ihr seht wie wahre Sieger aus. Wirklich super!"
"Meja! Pentro! Ihr habt euch mal wieder selbst übertroffen!", lobe ich die beiden Stylisten meiner Tribute, welche mich natürlich sofort überschwänglich umarmen.
Ich erinnere mich daran, wie mein eigener Stylist Paradis, mich damals herausgeputzt hat.
Er ist mittlerweile aufgestiegen als Stylist für hochangesehene Kapitolsbewohner und ich sehe ihn nur selten.
Meistens telefonieren wir oder er schickt mir einige hübsche Kleider, die ich natürlich nicht trage. Sie sind einfach viel zu auffallend für Distrikt 2. Trotzdem freue ich mich über seine Geschenke.
Als die Parade beginnt werden wir Mentoren durch einen unterirdischen Gang zur anderen Seite gebracht. Natürlich können wir auch im Untergrund über Bildschirme beobachten wie unsere Schützlinge bejubelt werden und ich bin mehr als nur stolz auf die beiden.
"Wir werden viel von ihnen zu erwarten haben.", bemerke ich leise und Brutus nickt.
Ich werde einen Sieger mit nach Hause nehmen.
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