23. Pov Hyunjin

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Der Videodreh lenkte mich von unserem Alltag ab, wofür ich im Moment sehr dankbar war. Gerade hatte ich eine Pause und schaute kurz nach, was die anderen so machten. Changbin, Han, Seungmin und I.N drehten getrennt ihre Soloparts, während Bang Chan und Lee Know wie ich Pause hatten und diese dazu nutzten, eine Kleinigkeit zu essen.

Fehlte nur noch Felix. Als ich in das letzte Studiozimmer hineinging, sah ich, wie Felix die Leiter zu einer der Häuserkulissen hochkletterte. Mir persönlich war das viel zu gefährlich und ich hatte schon bei den Proben Angst um Felix gehabt, aber der machte ja sowieso nur was er wollte. Und nachdem ich versuchte ihn zu überreden, diese Szene ein Double machen zu lassen, schien er erst recht alles alleine machen zu wollen.

Jetzt nahm er Anlauf und rannte auf die breite Lücke zu. Oh gott, am liebsten würde ich mir das gar nicht ansehen, aber mein Blick blieb wie gefesselt an Felix kleben, als er schließlich zum Sprung ansetzte. Er flog über den Abgrund und ich wollte schon erleichtert aufatmen, doch dann sank er viel zu schnell wieder nach unten.

Mein Herz stockte und schlug dann doppelt so schnell weiter. Scheiße. Felix schaffte es nicht mehr die Kante der Kulisse zu packen und fiel. Währenddessen standen alle anwesenden Personen inklusive mir geschockt herum.

Ich sah, dass Felix einige Meter in die Tiefe stürzte, aber mein Gehirn schaffte es nicht das Gesehene vernünftig zu verarbeiten. Erst als ich einen Schrei, Felix Schrei, hörte, konnte ich mich aus meiner Starre lösen und rannte so schnell es ging zu ihm. Nur am Rande bekam ich mit, dass Hektik ausbrach und der Krankenwagen gerufen wurde.

Ich kniete mich neben Felix. Seine Augen waren geschlossen, es sah so aus, als wäre er nicht mehr bei Bewusstsein und Blut tropfte aus einer Platzwunde an seiner Stirn. Vorsichtig bettete ich seinen Kopf in meinen Schoß und strich ihm die Haare aus der Wunde. Ich bemerkte nicht, dass ich immer noch unter Schock stand und am ganzen Körper zitterte. Meine Gedanken wurden einzig und allein von Felix beherrscht.

"Hyunjin!" Ich hörte Changbins Stimme und spürte wie er mich sanft von Felix wegzog. Sofort traten Rettungssanitäter zu ihm und hoben ihn auf eine Trage. "Ich möchte mit ins Krankenhaus kommen," flüsterte ich mit belegter Stimme. Changbin nickte nur und schob mich sanft zum Krankenwagen. Er half mir hineinzusteigen und sprach dann mit einem der Sanitäter.

Ich verstand kein Wort, aber momentan war mir das auch komplett egal. Als ich in Felix Gesicht sah, lichtete sich mein Verstand plötzlich und ich realisierte, warum Felix hier lag. Augenblicklich überschwemmten mich tausende Gefühle. In erster Linie war es Wut auf mich selbst, da ich es nicht geschafft hatte, Felix diesen Sprung auszureden. Dazu kam die überwältigende Angst um ihn. Was wäre, wenn Felix nie wieder aufwachen würde? Ich hätte keine Chance mehr ihm zu gestehen, dass ich mich Hals über Kopf in ihn verliebt hatte.

Ich könnte nie wieder mit ihm lachen, Scherze machen oder ihn im Schlaf beobachten, wenn er aussah wie ein unschuldiger, knuffiger Engel. Bei diesen Gedanken spürte ich, wie Tränen über meine Wangen liefen. Ich schluchzte laut auf, wobei mir die Anwesenheit der Sanitäter gerade sowas von am Arsch vorbeiging.

Während der gesamten Fahrt hielt ich Felix Hand fest mit meiner verschränkt und im Krankenhaus angekommen ließ ich sie nur widerstrebend los. Ich hatte mich zwar noch nicht beruhigt, aber die Tränen waren ausgeweint. Felix wurde auf die Intensivstation gebracht, wo ich mich auf einen Stuhl setzte und wartete.

Es vergingen Stunden, bis endlich eine Ärztin auf mich zukam. "Wie geht es ihm?" fragte ich nervös und sie lächelte beruhigend. "Den Umständen entsprechend gut. Er hat zum Glück nur eine leichte Gehirnerschütterung und die Platzwunde wurde schon genäht," antwortete sie mir. Ein Teil der schweren Last fiel von meinen Schultern. "Darf ich zu ihm?" fragte ich bittend und die Ärztin nickte.

"Seien Sie nur bitte leise, er ist noch bewusstlos und wenn er zu früh aufwacht, ist es schwerer für seinen Körper sich zu erholen," fügte sie noch hinzu. "In Ordnung." Mit meiner Bestätigung verschwand sie wieder und ich öffnete vorsichtig die Tür zu Felix Zimmer. Er lag in einem riesigen, weißen Bett und sah etwas verloren darin aus. Ich setzte mich neben ihn auf einen Stuhl und nahm wieder seine Hand in meine.

Da ich vollkommen übernächtigt und ausgelaugt war, schlief ich schnell im Sitzen ein. Doch auch im Schlaf hielt ich seine Hand.



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