Epilog

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Diffuses Licht herrschte in der kleinen Schenke, an deren Bar zwei sehr verschiedene Herren saßen. Der Rechte war ein wohlgenährter Gentleman, die samtblaue Weste spannte ein wenig um seinen breiten, mittlerweile zu dicken Oberkörper. Darunter schimmerte ein purpurrotes Seidenhemd hervor, das mit Sicherheit eine Bestellung aus der Schneiderei gewesen war. Die Beine umhüllte ein schwarzer, feingewebter Stoff. Sein ordentlich gekämmtes Haupthaar fiel in braunen Wellen weit bis über die Schultern herab, ab und zu sah man es im Licht der flackernden Kerzen glänzen. Wer genau hinsah, sah, wie sich bereits einzelne graue Strähnen in der Pracht manifestierten. Der weiche Zug um die Mundwinkel verriet, dass er nicht gerne Befehle erteilte.

Um seinen kleinen, plumpen Nachbarn hingegen spannte ein einfaches, zerschlissenes Leinenhemd, das an einigen Stellen einen freizügigen Blick auf die braungebrannte Haut des Besitzers zuließ. Es endete bereits knapp unter dem Bauchnabel. Die Hose jedoch, ebenfalls aus Leinen, war in erstaunlich gutem Zustand, wenn man die Schlammkruste außer Acht ließ, die scheinbar zentimeterdick den Stoff zierte. Vielleicht verdeckte sie auch einfach die Löcher.

Die ungleichen Herren hatten kleine Gläser vor sich stehen, gefüllt mit einer bläulich schillernden Flüssigkeit, die sie bei den Worten des einfach Gekleideten nun an die Lippen hoben, um sie synchron den Hals hinunterzukippen. Beide begannen sofort, fürchterlich zu husten, als die scharfe Flüssigkeit ihnen die Kehlen freibrannte.

„Das wird die alte Emma mir übelnehmen!", keuchte der Plumpe, als er sich schließlich erhob. „Michi, wird sie sagen, Michael Kruse, dass du dich schon wieder betrunken hast! Und, hihi, sie wird Recht haben. Ich hab mich schon wieder betrunken! So ein Jammer aber auch! Prost, Mylord! Wie war noch der Name?"

„Arkanth. Mein Name ist Lord Arkanth."


Na, dann mal Prost, Lord Arkanth!

Mein Beitrag zum Ideenzauber 2022Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt