Die Planung- 31.3.

139 6 1
                                    

„Ich bin jetzt dein Liebhaber," schellte es immer wieder in Steves Ohren.
Wie konnte er das überhaupt zulassen? Direkt nach diesem Satz fing Danny auch schon an zu planen, wie sie es anstellen und wann sie morgen mit der Sprache rausrücken sollten. Steve lies den Gedanken daran, dass die anderen ihnen vielleicht nicht glauben würden erstmal unausgesprochen.
Auf keinen Fall wollte er mit Danny darüber sprechen, dass zu einer angeblichen Beziehung auch Küsse oder zärtliche Berührungen dazu gehörten.
Und vorstellen wollte er sich das auch nicht.
Vielleicht machte er sich aber auch einfach nur zu viele Sorgen. Wenn zwei seiner Kollegen plötzlich ein Pärchen wären, würde er ja auch nicht erwarten, dass diese sich "zum Beweis" erst einmal die Zunge in den Hals stecken.
Aber da kannte er seine Kollegen wohl schlecht.

„... und dann würde ich sagen, dass ich die Bombe platzen lasse," hörte er Danny in seinem Unterbewusstsein sagen. Dieser schaute ihn erwartungsvoll an, immerhin bekam er normalerweise bei seinen Plänen einen dummen Kommentar zugeworfen.

„Hast du mir überhaupt zugehört?" fragte er deshalb nach.

„Was? Ehrlich gesagt nicht, sorry," sagte Steve deshalb nur, immer noch leicht verplant.

„Oh, der wehrte Herr entschuldigt sich. Meine Damen und Herren, hören sie gut zu. Commander Steven McGarrett kann sich entschuldigen. Ein Wunder, ein Wunder, ist geschehen" rief Danny nur, sprang auf und fuchtelte wie ein Verrückter mit den Armen.

„Aber ich will ja nicht so sein. Immerhin soll der Tag morgen perfekt werden," redete er weiter. „Ich sagte, dass wir am besten morgen Hand in Hand ins Hauptquartier spazieren und direkt mit der "Wahrheit" ins Haus fallen."

„Hand in Hand? Ist das dein ernst?" konnte Steve nicht glauben da gehört zu haben. Andererseits ärgerte er sich auch schon wieder für seine dumme Frage. Natürlich war ihm klar, dass sie nicht einfach wie jeden Tag hereinspaziert kommen können.

„Ja Steven, Hand in Hand. Und für dich würde ich sie ja sogar nochmal fast waschen," brachte Danny direkt schon wieder den nächsten doofen Spruch.

„Ach weißt du was Danny? Ich hab jetzt auch keine Lust mehr mir deine doofen Sprüche anzuhören. Ich möchte jetzt schlafen. Gehst du bitte?" antwortet Steve nur, leicht gereizt. Er wusste selbst nicht, woher dieser kleine Ausbruch kam, aber war ganz froh darüber, dass Danny seiner Bitte ausnahmsweise einfach mal ohne Widerworte gefolgt ist.
Was war nur los? Noch nie hatte er seinen Partner ernsthaft in einem solch bissigen Ton angefahren. Er konnte es sich nicht erklären. Wahrscheinlich war er einfach nur müde von den letzten langen Arbeitstagen. Sie hatten es nach vielen, wirklich vielen Monaten endlich geschafft, Wo Fat das Handwerk zu legen und ihn auszuschalten, einen Menschenhändlerring hochzunehmen und Geiseln aus Gabriel Waincrafts Gewalt zu befreien. Das alles muss unglaublich anstrengend für seinen Körper und seine Psyche gewesen sein.
Dennoch tat ihm Danny auch ein wenig leid.
________________________________________________________________
„Hey Danno," sagte Steve, als er sich 10 Minuten später zu ihm auf's Sofa setze. „Es war nicht so gemeint, tut mir leid," entschuldigte er sich heute schon zum zweiten Mal bei seinem Partner. Das kam normalerweise wirklich selten, nein, eigentlich nie vor.

„Kein Problem. Ist alles ok," antwortete Danny nicht weniger zickig als Steve vorhin noch. „Was willst du jetzt hier?"

Steve fühlte sich schlecht. Wieso hatte er ihn so doof angemacht? Es ist doch alles gut gewesen.

„Hand in Hand ist keine schlechte Idee," fing Steve an zu reden. „Mir ist doch klar, dass wir, wenn wir authentisch sein wollen, da morgen nicht so normal wie immer reinspazieren können," sagte er und schaute Danny an, der weiterhin nur zum Fernseher schaute. „Jetzt schau mich doch mal an. Es tut mir leid und ja ich weiß, es war meine Idee und deshalb ziehen wir das auch durch."

Er wollte gerade aufstehen und einfach wieder in sein Zimmer gehen, als Danny ihn am Arm packte und zurück auf die Couch drängte.

„Eine Sache," sagte er und schaute Steve dabei so eindringlich an, dass seine (Steves) Gedanken erstmals sagten „Welch wunderschöne Augen dieser Mann hat" und ein kleines Kribbeln durch seinen Arm ging.
Doch sollte dieser Gedanken nicht lang bleiben und wie normalerweise immer, direkt in ein „Was für ein Idiot gewandelt werden."

„Liebe Zuschauer," sprang er plötzlich auf und stellte sich vor ein imaginäres Publikum und sagte „bitte halten sie diesen zweiten magischen Moment an diesem Tag fest. Der große Steve McGarrett hat sich wieder einmal entschuldigt," fing dann wie wild an zu klatschen und zu jubeln.

„Trottel," konnte er darauf nur erwidern und fragte ihn dann „Wie sieht dein Plan für morgen denn nun aus?"

Dannys Blick wurde schlagartig ernster, blieb aber dennoch freudig. Wieso freute er sich so darüber? Was war für ihn so toll daran, seine Freunde mit einer gefaketen Partnerschaft zu veräppeln? Er konnte halt manchmal ein echtes Kind sein.

„Also wie bereits erwähnt, würde ich sagen, dass wir morgen Hand in Hand ins Hauptquartier laufen. Unsere Kollegen werden uns mit Sicherheit verwirrt anschauen und uns daraufhin fragen, was es damit auf sich hat. Unsere Aufgabe ist es dann, ernsthaft rüber zu bringen, dass wir seit einiger Zeit ein Paar sind."

So wie er es beschrieb, schien es keine schwierige Aufgabe zu sein, dennoch ging Danny auch hier lieber auf Nummer sicher.

„Und damit es keine Missverständnisse gibt, brauchen wir noch ein genaues Datum, wann wir zusammengekommen sind und, nicht zu vergessen, einen genauen Ablauf, wie wir uns die Liebe gestanden haben."

Steve traute seinen Ohren kaum. Sein Kollege, normalerweise ein verspieltes Kleinkind, hatte gerade einen eindeutigen Plan gemacht, was es alles zu beachten gibt.
„Ich kann gar nicht fassen, an was du alles gedacht hast. Ich bin beeindruckt," sagte er daraufhin.

„Jaja, irgendeiner muss hier ja den Durchblick behalten," erwiderte Danny stumpf. „Hast du ne Idee für ein Datum? Als zu weit in der Vergangenheit sollte es auch nicht liegen. Oder? Und wie haben wir herausgefunden, dass wir uns scharf finden?" sprach er weiter und endete mit einem Lachen, in das Steve nur einsteigen konnte.
Ihn und scharf finden. Das ist echt zum Lachen.

„Du weißt ja," fing Steve an zu sprechen, als er sein Gelächter beendet hatte „im Winter ist es immer soooo kalt, da fängt man an zu kuscheln und dann ist es soweit." Diesmal war es Danny, der ihn ungläubig anschaute. Was denn? War es etwa so unfassbar, dass er mal sowas in die Richtung sagte?

„Alles klar, hast du das wirklich gesagt? Das kannst du morgen nicht machen, dann halten die dich direkt für...," begann Danny seinen zweiten Satz und endete ihn, als ihm wohl ein Geistesblitz durch den Kopf ging. „Doch, eigentlich ist das perfekt. Diese Aussage lässt dich erst recht so wirken. Wobei das mit dem Winter hier auf Hawaii nicht so ganz hinkommt."

Urplötzlich war Steve wieder komplett verwirrt. Was meinte er mit „so wirken". Was sollte dieses „so"?

„Was wolltest du sagen? Für was halten die anderen mich, wenn ich das morgen erzähle? Für schwul? Wolltest du das sagen?" er redete sich schon wieder in Rage.
Warum machte Danny ihn heute so aggressiv? Schon seit sie sich kennen witzelten sie doof rum und machten sich gegenseitig fertig. Aber heute war das eindeutig zu viel. Irgendwie gefiel ihm das gar nicht, wenn er sich über ihn lustig machte.

„Jetzt entspann dich doch mal," erwiderte Danny darauf. „Was ist denn heute los mit dir?
Ja, natürlich meinte ich schwul, aber das sind wir ja schließlich auch, wenn wir den anderen morgen unseren Streich spielen," beendete seinen Satz und lächelte Steve entschuldigend an. „Und damit es hier mal zügig vorangeht, nehmen wir einfach den 20.2" sagte er schließlich und machte damit wenigstens schon mal einen Punkt dingfest.

„Du hast ja Recht. Es klang nur so abwertend bei dir," antwortete Steve auf den vorderen Teil von Dannys Aussage und schaute ihn dabei eher fragend und auffordernd an. Natürlich glaubte er nicht, dass Danny es auch nur in irgendeiner Weise abwertend gemeint haben könnte, dennoch verunsicherte ihn diese Aussage.

„Ach Steven, ich kann dir versichern, dass ich in keinster Weise irgendwas gegen Homosexualität habe. Das wäre auch irgendwie bescheuert," hörte Steve den letzten Satz aus seinem Mund flüstern.

Ihm war klar, dass diese letzte Aussage nicht für ihn bestimmt war. Aber auch, wenn er nicht wusste, was er damit anfangen sollte und sie ihn, mal wieder, verwirrte, wollte er nicht weiter darauf eingehen. Wahrscheinlich bezog sich Danny damit nur auf seinen Cousin Christopher, der ja schließlich auch schwul war.

„Ist es ok für dich, wenn ich dir am 20.2. nach einem gemeinsamen Abendessen meine Liebe gestanden habe?" wurde sein Gedankengang durch Danny unterbrochen, der ihn recht nervös anschaute.
Irgendwas lief hier heute gewaltig schief.

„Dann erzähl ich, dass ich schon lange verdrängt habe, dass ich dich mag und oft versucht hab, meine Gefühle zu dir mit Frauen zu überspielen, es aber nicht funktioniert hat. Und, dass es Christopher war, der mir im Gespräch den Mut gemacht hat, dir endlich alles zu beichten."

Jetzt musste Steve schon fast lachen. Schließlich hatte er auch gerade noch an Danny's Cousin gedacht. Dennoch wollte er auch etwas zu dem Spaß beitragen und sagte, während er Danny auf die Schulter klopfte:
„Find ich einen sehr guten Plan, Partner. Bin stolz auf dich. Und falls am Ende noch jemand nachfragt, was ich geantwortet habe, sage ich einfach, dass ich froh war, dass du dich endlich getraut hast. Schließlich hat mich die ganze Situation zwischen uns komplett fertiggemacht."

Steve sah Danny noch ein letztes Mal nervös schlucken und leicht erröten, als dieser sich etwas zu schnell auf den Weg ins Badezimmer machte. „Danke, dir auch eine wunderschöne Nacht, Danno," rief er ihm nur hinterher.

Verlängerter AprilscherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt