Verlängerter Aprilscherz

Die Überraschung - 1.4.

Steve's Verwunderung darüber, dass keiner entsetzt war, dass sie nun ein Paar waren und die Freude der anderen darüber, dass der Tag, wo sie es sich eingestehen, endlich gekommen war, wurde leider durch den neuen Fall unterbrochen.

„Heute Abend reden wir nochmal drüber" sagte Kono, bevor sie sich mit Chin und Lou auf den Weg zu Max machte, weil dort eine Leiche eingetroffen war.

Danny und Steve hingegen wurden, weil man "die junge Liebe" nicht trennen wollte, gemeinsam zum Fischerhafen geschickt, wo sich zuvor die Leiche auf einem Kutter befand.

„Irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt" fing Steve im Auto an zu reden. „Findest du nicht auch, dass sie eher erfreut waren, als erschreckt?" sagte er, nachdenklich und schaute Danny dabei fragend an.

„Ich bin ehrlich gesagt auch erstaunt" antwortete Danny kurz und knapp und so unglaubwürdig, wie noch nie.

Merkwürdigerweise schaute er Steve dabei nicht einmal in die Augen, weshalb auch Danny ihm heute komisch vorkam.
Irgendwas lief definitiv falsch. Danny machte heute zu wenige blöde Bemerkungen und war einfach... einfach viel zu nett.

Am Hafen angekommen begutachteten die beiden den Tatort. Da die Leiche schon bei Max auf dem Tisch lag und die Spurensicherung auch soweit alles gesichert hatte, hatten die beiden hier weniger zu tun, als einen Fischer zu befragen.

„Also Herr Kaholi, kannten sie den Toten?" fragte Danny ihn.

„Was glauben sie denn," antwortete der Fischer traurig. „Lakoro arbeitete schon 3 Jahre für mich. Er ist...war einer meiner besten."

„Das tut uns sehr leid," fügte Steve an. „Dennoch müssen wir ihnen einige Fragen stellen. Welches Motiv könnte der Täter gehabt haben?"

Mehr als ungläubig schaute der Fischer die beiden an. Es schien, als konnte er die Frage nicht begreifen, da die Antwort ganz klar auf der Hand lag.

„Was glauben sie denn? Schauen sie sich Lakoro doch mal an. Er ist nicht das, was sich einige Menschen unter einem echten Mann vorstellen."

Steve und Danny wussten nicht ganz, worauf Herr Kaholi hinauswollte. Vielleicht lag es auch einfach daran, dass sie die Leiche bisher noch nicht gesehen hatten. Deshalb fragte Steve noch einmal nach.

„Was genau meinen sie damit? Warum war Lakoro in den Augen einiger Menschen kein "richtiger Mann"?"

Leicht gereizt antwortete der Fischer: „Ich erkläre es für sie gerne ganz einfach. Lakoro war schwul. Er war ein sehr gepflegter Mann und man sah es ihm definitiv an."

Steve wurde hellhörig. Er hatte sich bisher noch nie mit dem Thema Homophobie auseinandergesetzt. Warum auch. Aber vielleicht sollte er sich darüber im Klaren sein, erst recht jetzt, wo er Dannys "Freund" war.

„Einige unserer Kunden waren mit seiner Sexualität kein bisschen zufrieden" schilderte Herr Kaholi die Situation genauer. „Es ging sogar soweit, dass sie ihn beleidigten oder drohten."

Steve musste schlucken. Er schaute Danny an. In seinen Augen konnte er leichte Angst, aber auch Entsetzen sehen. Wahrscheinlich dachte er ebenso an ihren Spaß. Vielleicht sollten sie das Ganze nicht weiter austragen, als vor ihren Freunden.

Auf dem Weg zurück zum Hauptquartier lag eine angespannte Stimmung zwischen den beiden. Der Fischer hatte ihnen, bevor sie gefahren sind noch einige Namen von Verdächtigen genannt und die Drohungen weiter ausgeführt. Sie sagten sie kümmern sich drum und melden sich sobald es neue Hinweise gibt.

Seitdem schwirren in Steves Kopf einige Gedanken herum. Wie müssen sich nur "echte" Homosexuelle in unserer Gesellschaft fühlen? Natürlich ist ein großer Teil der Menschheit schon so weit, das Ganze als normal anzusehen, aber trotzdem gibt es auch jetzt im 21. Jahrhundert immer noch Menschen, die gleichgeschlechtliche Beziehungen als Sünde oder einfach nur ekelig ansehen. Wie der Mord an Lakoro sehr gut zeigt. Vielleicht wurde er getötet, weil er schwul war, vielleicht auch aus anderen Gründen, aber das spielt hier keine Rolle. Angefeindet wurde er dennoch.

Nach einigen Stunden weiterer Ermittlungen zum neuen Fall, trafen sich Steve und Danny mit ihren Kollegen bei Kamekona. Dieser hatte schon von Kono von der Neuigkeit gehört.

„Hey Bras, ich habe da was für euch" sagte er, als er seinen Freunden die Shrimps an den Tisch brachte. Er lief zurück zu seinem Truck und kam "überraschenderweise" mit zwei neuen T-Shirts zurück.

„Warum wusste ich, dass die Überraschung T-Shirts sein werden," sagte Danny, eher zu sich selbst als zu seinen Freunden.

„Tada, habe ich extra für mein Lieblingsliebespaar anfertigen lassen" beachtete er Danny gar nicht und hielt die Shirts in die Luft. Auf ihnen abgebildet war natürlich Kamekona, aber auch Danny und Steve. Das Verrückte an dem ganzen war aber, dass man Kamekona als Amor verkleidet im Hintergrund sieht, der gerade Pfeile auf Danny und Steve schießt. Wie aus jeder Geschichte bekannt, verlieben sich die beiden ineinander, was auch deutlich auf dem Aufdruck zu sehen ist. In ihren Augen scheinen Herzen, sie sehen sich ganz verliebt an und laufen aufeinander zu.

„Bist du das da hinten in einem Amorkostüm?," kann Steve gar nicht fassen was er da sieht. Auch fragte er sich, wie schnell Kamekona diese T-Shirts hat anfertigen lassen. Schließlich hatten sie sich heute Morgen erst "geoutet".

„Ja genau," antwortet Kamekona und wollte gerade weiter erzählen, was noch zu sehen ist, wurde aber von Chin unterbrochen, der wieder mal total am Grinsen war.

„Ich glaube wir haben das Bild verstanden," sagte er und sorgte für einen Themawechsel. „Aber jetzt erzählt mal. Wann und wie hat das alles angefangen?" fragte er direkt in Danny und Steves Richtung.

„Ja also," begann Steve, wurde aber von Danny unterbrochen, der anscheinend lieber selbst erzählt. Normalerweise würde Steve sich das nicht gefallen lassen. Aber sie wollten ja glaubwürdig sein. Da konnte er ihn jetzt nicht dafür anmeckern, dass er ihn nicht ausreden lässt.

„Also," sagte Danny. „Ganz einfach. Bei mir hatte das ganze schon angefangen, als er mich fast in der Garage seines Vaters erschossen hatte. Der Typ hier neben mir" sprach Danny weiter und griff zur Bestärkung Steves Hand. „hatte mich einfach schon 2010 mit seinem Aussehen und seinem Verhalten umgehauen. Jaa.... und dann hab ich mich über die Zeit einfach in ihn verliebt."

Okay, dachte sich Steve. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er ihm das hundertprozentig abkaufen. Aber hatten sie nicht eigentlich etwas anderes vereinbart?
Seine Hand fing schon wieder an zu schwitzen. Irgendwie hatte er ein ungutes Gefühl bei der ganzen Sache.

„Hach romantisch," hörte er nur beiläufig von Kono. „Und dann hast du ihm deine Liebe gestanden?" fragte sie Danny.

„Genau, ich hatte ein schönes Abendessen für uns beide vorbereitet und dann einfach meinen Mut zusammen genommen" sagte Danny und schaute Steve dabei so eindringlich in die Augen.

Was war nur los? Es war alles ganz anders geplant. Niemals hätte er gedacht, dass Danny seine Rolle so gut spielen würde.
Und gerade wo er dachte, nichts könnte das noch übertreffen, packte Kono den Knaller des Abends aus.

„So, und jetzt wollen wir auch alle einen Kuss sehen. Schließlich warten wir da schon Jahre lang drauf."

Bitte was? Wollten die ihn alle hier verarschen? Natürlich hatte er in irgendeiner Form damit gerechnet, schließlich gehörte es zu einer Beziehung dazu, aber jetzt wo es ausgesprochen war, konnte er es sich auf keinen Fall vorstellen. Über seine Ängste wollte er nicht nochmal nachdenken.

Mit der Erwartung, dass Dannys Gesichtszüge mindestens genauso entgeistert aussehen mussten, wie seine, drehte er sich zu ihm. Da an diesem Tag aber nichts so lief wie es geplant war, wunderte es ihn eigentlich schon nicht mehr, dass Danny eher freudig als geschockt aussah.

Er musste dringend mit ihm sprechen. Jetzt.

„Danny, können wir uns vorher bitte nochmal unterhalten?" fragte er ihn also, ohne dabei auch nur ansatzweise auf Kono einzugehen.

„Eh, ja klar, was ist denn los?" antwortete Danny perplex. Schließlich hatte er damit gerechnet, gleich seinen besten Freund küssen zu müssen.

„Halt Stop" wurde ihr Fluchtversuch wieder mal unterbrochen. Ausnahmsweise von Lou. „Ihr geht jetzt nicht weg. Erst wollen wir einen Kuss sehen. Oder spielt ihr uns nur was vor? Ihr wisst ja wohl schon, welcher Tag heute ist," sagte er mit einem Zwinkern.

Mist, dachte sich Steve. So einfach würde er das Ganze wohl nicht umgehen können.
Was jetzt? Den Streich auflösen oder Danny einfach küssen?
Was stellte er sich überhaupt so an? Es war nur ein Kuss. Davon würde er sich wohl kaum verlieben.

„Na dann komm mal her mein Hübscher," sagte Steve gespeilt gelassen, auch um sich selbst etwas zu beruhigen, zog Danny näher zu sich und schaute ihm in die Augen. Er wollte eine Zustimmung.

Dannys Augen waren geweitet und Steve spürte, wie Dannys Hand in seiner langsam zu schwitzen und zu zittern begann. Es war also nicht nur für ihn tierisch aufregend und unangenehm.
Sein Blick sagte: „Tu es einfach" und ein leichtes Nicken überzeugte ihn endgültig.

Auf geht's.

Steve legte den Kopf schief, zog Danny noch näher an sich heran und legte sanft seine Lippen auf die seines Gegenüber.

Die ersten Sekunden passierte gar nichts. Keiner der beiden schloss auch nur ansatzweise seine Augen, dafür waren sie viel zu nervös. Aber Steve wusste, dass sie so ihre Kollegen nicht überzeugen konnten. Er musste Danny wohl oder übel zu noch mehr bewegen, als ein kleines Küsschen.
Gerade als er seinen Mund öffnen wollte, um Danny einen wirklich richtigen Kuss zu geben, übernahm dieser die Führung und steckte ihm regelrecht seine Zunge in den Hals. Für einen kurzen Moment überlegte Steve seinen Kopf einfach zurückzuziehen und den ganzen Streich aufzulösen, aber es war ehrlich gesagt gar nicht so schlecht, wie er vermutet hatte.
Dannys Lippen waren unglaublich weich und er war ein verdammt guter Küsser.
Seine Zunge umspielte Steves perfekt und es fühlte sich einfach großartig an. Sein Herz pochte wie wild und er hoffte innerlich, dass dieser Kuss niemals endete. Danny zog Steve so dicht an sich heran, dass dieser sich wohl oder übel auf seinen Schoß setzen musste. Niemals hätte er gedacht, dass es so toll sein würde seinen Kollegen und gleichzeitig besten Freund zu küssen. Niemals hätte er gedacht, dass es überhaupt jemals passieren würde.
Aber es war definitiv der beste Kuss, den er in den letzten Jahren bekommen hatte.

Wie sollte er Danny bloß dazu bekommen, diesen Kuss nochmal zu wiederholen?