Der 1. April - 1.4.

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Der Tag war gekommen. Heute würden sie sich vor ihren Kollegen ihre Liebe gestehen.

Natürlich und zum Glück, dachte sich Steve, war das alles nur ein Spaß. Niemals könnte er sich auch nur im Geringsten eine Beziehung zu einem Mann vorstellen. Na gut, vielleicht auch einfach nicht mit Danny.
Eine Beziehung zu einem Kleinkind.
Auf keinen Fall.

„Können wir los, Schatz?", wurde sein Gedankengang von Danny unterbrochen, der ein schelmisches Grinsen auf den Lippen trug.

Unfassbar dieser Kerl.
Hatte er sich schick gemacht heute? Er sah irgendwie anders aus. Entspannter und glücklicher.

„Du... du siehst... gut aus," war das einzige, was Steve auf seine Frage antworten konnte. Irgendwas in ihm drängte ihn dazu, seinem Kollegen, und seit heute auch "Liebhaber", dieses Kompliment zu machen.

Es machte ihn froh, ihn endlich wieder fitter zu sehen.
Was kaum einer wusste war, dass Danny das plötzliche Verschwinden seines straffällig gewordenen Bruders mehr mitnahm, als er zu gab.
Er hatte sich ihm anvertraut, als sie eines Abends gemeinsam auf dem Sofa saßen.
Auch wenn sie sich oft, wirklich oft, stritten oder Meinungsverschiedenheiten hatten, was zum Beispiel den Umgang mit Verbrechern betraf, konnten sie auch anders miteinander umgehen. Sich gegenseitig zuhören und aufbauen und den anderen einfach nur in den Arm nehmen.

„Vielen Dank," antwortete Danny sichtlich verlegen. Er war es nicht gewohnt solche Komplimente von seinem Partner zu bekommen. Eigentlich war es auch das erste Mal.

„Du siehst auch total scharf aus," zog er das ganze Mal wieder ins Lächerliche.

Gefühle konnte er einfach nicht zulassen. Er tat sich zum Beispiel damit schwer, jemandem (also seiner großen Liebe) "Ich liebe dich" zu sagen. Das war einfach "nicht sein Ding", wie er immer behauptete.

„So wie immer also," sagte Steve neckisch und zog Danny mit einem „und jetzt komm," nach Draußen zum Auto.

Wie selbstverständlich ließ er sich die Schlüssel für Danny's Camaro geben und setzte sich hinter's Steuer. Weil Danny sich nicht direkt neben ihn geschmissen hatte und unverständlicherweise noch immer draußen vor der geschlossenen Autotür stand, lies Steve das Fenster runter. Sein Blick sprach Bände. Warum setzte er sich nicht rein? Was ist das Problem?

„Worauf wartest du?" fragte er also nach, als Danny auf sein Gesicht nicht antwortete.

„Willst du mir denn die Tür nicht aufhalten?" sagte er komplett unverfroren.

Erst dachte Steve das wäre nur ein Witz gewesen, aber als Danny nach seinem Lachen noch immer nicht im Auto saß, wurde ihm klar, dass er es wirklich ernst meinte.

„Wirklich jetzt?" fragte er deshalb nochmal nach und konnte es schon fast nicht glauben, als Danny mit dem Kopf nickte. Das auch noch. Er wusste wie sturköpfig er sein konnte und da er heute auch noch irgendwann Mal auf der Arbeit erscheinen wollte, entschied er sich dafür, Danny anzumeckern.

„Du steigst jetzt sofort ein. Ich werde dir mit Sicherheit nicht die Tür aufhalten," naja, vielleicht hätte er einfach direkt nachgeben sollen, aber wer war er denn? Als wenn er jetzt wirklich aufstand und Dannys Wunsch erfüllte.

„Gut, dann bleib ich halt hier stehen," antwortete Danny hartnäckig und verschränkte die Arme.

„Gut, dann fahr ich halt ohne dich," sagte Steve, verschränkte auch die Arme und schaute ihn, mehr oder weniger, strafend an.

Nach längerem „Gut" und „Gut" hin und her gab Steve es schließlich auf. Danny würde eh nicht einsteigen, bevor er nicht das machte, was er wollte.
Er zog die Handbremse wieder an, machte seine Autotür auf und stieg aus. Beim Gang um das Auto herum, konnte er Dannys triumphierendes Lächeln sehen.
Kleinkind. Einfach nur ein Kleinkind.

„Glaub ja nicht, dass das zur Gewohnheit wird," sagte er zu ihm, als er um's Auto herum lief und die Tür zur Beifahrerseite öffnete.

Unbekümmert stieg Danny ein und schaute ein weiteres Mal auffordernd. Schließ die Tür sollte das ganze heißen und Steve tat wie ihm befohlen.

Er war froh, dass das Theater nun endlich ein Ende nahm.
Glaubte er.
Die Fahrt verlief ohne größere Zwischenfälle. Danny hatte sich noch einmal beim "überaus liebenswerten und hilfsbereiten Steve" bedankt und schwieg die restliche Fahrt zufrieden dahin.

Steve hingegen sah weniger entspannt aus. In seinem Kopf spukten die wildesten Fantasien.
Er war nicht bereit Danny vor seinen Kollegen zu küssen. Er würde mit Sicherheit niemals bereit sein, Danny auch nur irgendwo zu küssen, aber der Gedanke, dass es heute dennoch so weit sein könnte, beunruhigte ihn.

Was, wenn Danny zurückweicht, wenn er ansetzten will, sich über ihn lustig macht und seine Kollegen auch anfangen zu lachen?
Was ist, wenn es ihm, was natürlich unrealistisch ist, gefällt und er es gerne wiederholen wollen würde?
Was ist, wenn sich seine Freundschaft zu Danny verändert? Zum schlechten hin, weil sie den ganzen Scherz und vor allem den Kuss nicht mehr vergessen können?
Oder was ist, wenn einer von ihnen, natürlich Danny, Gefühle entwickelt?

„Steve?" hörte er Danny sagen „woran denkst du?"

„Was?" antwortete er zunächst verwirrt, bis er verstanden hatte „ach nicht so wichtig. Bist du bereit für den Scherz?" lenkte er also schnell das Thema um.

Hoffentlich war das eine gute Idee.

„Aber sowas von," gab Danny übermotiviert von sich.

Super. Absagen ging also nicht.

„Ich bin so gespannt, wie die anderen reagieren werden. Die werden so was von überrascht sein und uns mit Sicherheit nicht glauben. Aber wir werden sie überzeugen, stimmt's Schatz?" fügte er schließlich noch an und grinste wie ein Honigkuchenpferd.

Wieso? Wieso hatte er sich darauf eingelassen?
Wieso ist ihm diese Idee überhaupt gekommen.

Sauer auf sich selbst, fuhr Steve sein, sorry, Danny's Auto, vor das 5-0 Hauptquartier.
Die Stunde hat geschlagen. Danny ist ab jetzt sein fester Freund.
Hoffentlich wird keine seiner Befürchtungen auch nur annähernd wahr.

„Auf geht's," hüpfte Danny aus dem Auto und schlug die Tür hinter sich zu.
Wenn er sich gleich auch so benimmt, dann werden sie direkt bemerken, dass es sich nur um ein Aprilscherz handelt, dachte Steve, als er gerade seine Tür öffnen wollte.

Doch ganz "Gentlemen-like" wurde diese genau in diesem Moment von Danny geöffnet. Als wäre das nicht genug, hielt er Steve seine Hand hin und deutete an, dass er sie greifen sollte.
Eher zögerlich ging Steve dieser "Bitte" nach.

Der Spaß beginnt.

Hand in Hand liefen sie nebeneinander Richtung Eingangstür. Bereits auf diesem Weg zogen sie den Blick einiger HPD Kollegen auf sich. Manche schauten verwirrt, andere lachten, weil sie es vermutlich schon für einen doofen Streich hielten und wieder andere schauten so, als wären sie froh, dass es endlich so weit war.
Froh darüber? Steve konnte es nicht glauben. Da muss er sich wohl in seiner Menschenkenntnis geirrt haben. Schätze er deren Gedanken und Gefühle normalerweise richtig ein.

Oben angekommen fing sein Herz wie wild an zu pochen.
Weshalb war er so aufgeregt?
Hoffentlich merkte Danny nicht, wie sehr seine Hand schwitzte. Das würde heute Abend nur wieder zu Neckereien führen und davon hatte er ehrlich gesagt jetzt schon genug.

„Bereit?" fragte sein 'Partner' ihn.
„Bereit" antwortet er.

Natürlich war er nicht bereit, aber enttäuschen wollte er Danny jetzt auch nicht.
Ein letztes Mal wischte er seine Hand an seiner Hose ab, griff wieder nach Danny's und wurde dann von ihm mit reingezogen.

Chin, Kono, Lou und Jerry standen bereits am Touch-Tisch und sprachen über einen neuen Fall.
Als sie die beiden bemerkten blickten sie auf, grüßten freundlich und schlagartig änderten sich ihre Blicke.
Jerry stand plötzlich der Mund offen, als er auf Steves und Dannys Hand schaute.
Lou konnte das Ganze auch nicht glauben, setzte seinen misstrauischen Blick auf und legte den Kopf schief.
Chin grinste über's ganze Gesicht, so sehr, dass Steve hoffte seine Zähne würden ihm gleich nicht entgegen springen.
Und Kono, Kono lief direkt auf die beiden zu, strahlte sie an und nahm sie in den Arm.

„Endlich," sagte sie „endlich ist der Tag gekommen."

Was sie nicht bemerkte, waren die Blicke die Steve und Danny sich zuwarfen.
Nein, keine Blicke die Liebe ausstrahlten, sondern eher Blicke der Verwirrung.
Was sollte das jetzt? Sie wollten ihre Kollegen doch überraschen und nicht von ihren Kollegen überrascht werden.

„Wie lange geht das schon mit euch beiden?" fragte sie, als sie sich wieder beruhigt hatte.

Steve war leicht enttäuscht. Anscheinend wunderten sie sich nicht so sehr, dass ihre Kollegen auf einmal eine Beziehung führten.

Verlängerter AprilscherzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt