Verdorbene Seele

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Rotgoldene Augen funkelten mich aus seinem blassen Gesicht heraus an, voller Gier und Verlangen. Rabenschwarzes Haar glänzte im Kerzenschein und kitzelte meine empfindliche nackte Haut. Dunkel verbrannte lange Finger spielten mit meinen Lippen, strichen über meinen Hals und zerkratzten sanfte Kreise ziehend mein Schlüsselbein. Schwer lag sein muskulöser Körper auf meiner Brust, begrub mich beinahe gänzlich unter sich, denn ich war klein und er war groß. Wie eine lebendige Fessel drückte er mich unerbittlich gegen den zerklüfteten Steinboden. Ich zitterte vor Erregung, wollte ihn endlich in mir spüren, doch er war noch nicht gewillt, mich zu erlösen. "Melkor, mein dunkler Fürst, nehmt mich! JETZT!" Keuchte ich verzweifelt. Sein verführerisches Grinsen entblößte eine Reihe spitzer weiße Zähne. "NEIN! Noch nicht Iârdaewen, mein Blutschatten..." Raunte er und senkte seinen Kopf. Fordernde Lippen berührten die meinen. Bereitwillig nahm ich den Kampf mit seiner kriegerischen Zunge auf und biss fest in seine kühnen Lippen. Er stöhnte, packte mich an den Handgelenken und presste sie hinter meinem Kopf zusammen. Spitze Fingernägel bohrten sich in mein Fleisch und entlockten mir ein leises Quieken. Seine Zähne vergruben sich in meinem Linken Ohr. Warmes Blut rann daran herunter und tropfte auf kalten Fels, während er in mich eindrang. Hart. Tief. Schnell. Lustvoll.

Es war ein kühler grauer Morgen, der mich an diesem Tage aus meinen Träumen riss, oder vielmehr ein knurrender Magen. Verschlafen rieb ich mir die Augen und starrte missmutig das kantige Gewölbe über mir an. Irgendwann ward ich es allerdings leid. Ich drehte mich auf den Bauch und richtete meine Augen auf die Welt außerhalb der Höhle, die ich seit gestern bewohnte.
Feuchte Nebelschwaden zogen durch das Tal und benetzten Wald und Fels unter den hohen Zinnen des Nebelgebirges mit ihrem schimmernden Dunst. Noch feucht vom nächtlichen Regenschauer glänzten die splittrigen Gesteinsschichten und kühnen Bergkappen im frühen Lichtschein. Hier oben war die Luft so frisch und klar, dass jeder Vogelruf weithin hallte und meine spitzen Ohren erfreute, während die plätschernden Wasser des Bruinen von versunkenen Wolken verschluckt wurden.
Der Hunger plagte uns täglich, mich und meinen kleinen Drachen Fenryel. Und trieb uns ruhelos in den Bergen umher, denn nirgends sonst fanden wir ein besseres Versteck vor Saurons Häschern als im näheren Unkreis zu Imladris.
Noch etwas wirr spähte ich auf den gemächlichen Wattequalm hinab und dachte nach. Am hellichten Tage konnte ich kaum hoffen, den Herrn von Bruchtal erfolgreich und unbemerkt zu bestehlen, doch waren all unsere Vorräte aufgebraucht und Fenryel krank. Seit drei Tagen quälte er sich nun schon und war nur noch ein Häufchen Elend. Wahrscheinlich bekamen ihm die herbslichen Witterungsbedingungen nicht. Er benötigte dringend Arznei, einen trockenen warmen Ort und meine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Vielleicht erlaubte es mir der Nebel unentdeckt zu bleiben, wenn ich mich geschickt anstellte. Des Nachts, auf leises Sohlen verborgen in tiefschwarzen Schatten, waren mir solcherlei Unternehmungen binnen der letzten zwei Monate oft genug gelungen. Warum sollte ich ausgerechnet heute scheitern? Ich kam sowieso nicht drumherum, wollte ich, dass mein Gefährte bald genese. Hier oben wuchsen zu wenig Heilpflanzen. Natürlich hätte ich in Elronds Haus auch um Hilfe bitten können, aber ich war nicht mehr fähig, zu vertrauen. Nicht seit Mordor. Zu tief waren die Wunden vergangener Zeiten, zu schmerzvoll die Narben, die mich zeichneten.
Unweigerlich verdüsterte sich meine Stimmung. Nein, daran durfte ich keinen Gedanken verschwenden! Nicht jetzt, wo ich mich gegenwärtigen Gefahren und Problemen stellen musste.
Trotzig raufte ich mir die schulterlangen zerzausten Locken, dann rappelte ich mich auf und klopfte mir den Dreck aus den Kleidern. Sie waren eher praktischer Art und darauf ausgerichtet, mich vor Wind, Wetter und feindlichen Angriffen notdürftig zu schützen. Über mein schmutziges Leinenhemd, das einmal naturweiß gewesen war, hatte ich mir einen Brustpanzer aus glattem dunkelbraubem Leder gezogen. Passend dazu besaß ich ein zerkratztes Paar Armschienen und abgetragene Stiefel aus gleichem Material und von ähnlicher Farbe. Meine graubraune Leinenhose war bis zu den Knien weit geschnitten und unter den Stiefeln eng geschnürt, sodass ich mich in ihr gut bewegen konnte. Gegen die Kälte band ich mir nun einen grauen Wolfspelz um die Schultern und warf mir meinen verblichenen flaschengrünen Umhang über.
Gewiss, ehrlich erworben hatte ich die Sachen nicht. In meinem Taschen klimperte keine einzige Münze. Diebesgut waren sie, entwendet aus dem Rüstkammern von Minas Tirith, um sie gegen meine löchrigen Kerkerlumpen einzutauschen. Dort würden sie meines Erachtens kaum fehlen. Gondor hatte ausreichend Ersatz.
Schließlich schnallte ich mir noch meinen Ledergürtel um, an dem mein wichtigstes Hab und Gut baumelte: Der Dolch, ohne den ich der Wildnis hier draußen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert wäre und 3 Gürteltaschen, welche ich gedachte bis obenhin mit den Tränken, Kräutern und Salben Elronds zu befüllen. Essbares würde ich mit bloßen Armen fortbringen müssen, wenn ich mich nicht erdreistete für meinen alten zerfetzten Beutel einen neuen zu entlehnen. Bevor ich mich jedoch aufmachte, wollte ich nach Fenryel sehen, dem ich in der moosbewachsenen Felswand eine Kuhle mit getrocknetem Gras und zerfledderten Stoffetzen ausgepolstert hatte.
Bei den Valar! Er wirkte so aufgezehrt und hilflos, dass ich begann, ernsthaft um ihn zu bangen. Reglos lag er da, alle vier Klauen schlaff von sich gestreckt, hatte nicht einmal mehr genügend Kraft, sich wie gewohnt einzurollen. Die sonst satt weinroten Schuppen trübte eine matte, fleckige Schwärze. Bauchpanzer, Krallen, Stacheln und Hörner hatten längst ihr schillerndes Perlmuttweiß verloren. Stattdessen waren sie vergilbt und spröde, die hauchdünne Flügelhaut ein schwindendes Transparent. Leises Wimmern ging mit seinem unregelmäßigen, rauhen und flachen Atmen einher, zuehmend häufiger unterbrochen von Hustenanfällen.
Besorgt strich ich meiner tapferen Feuerschlange über den Rücken. Schwach hob Fenryel sein Haupt und blinzelte mich wehleidig aus seinen bernsteinfarbenen Augen an. "Was hast du vor?" Fragte eine zarte Stimme in meinem Kopf. "Ich will nur schnell hinab ins Tal, um unsere Vorräte aufzustocken und etwas Arznei für dich zu beschaffen. Bleib du nur hier und ruh dich aus. Und dass du mir ja durchhälst, bis ich wiederkehre, kleiner!" Flüsterte ich lächelnd. "Bitte pass auf dich auf! Du weißt wie viele Orks derzeit umherstreifen. Und Peredhils Wachen sind dadurch aufmerksamer denn je!" Bat mich der junge Drache mit ernster Miene. Erneut schüttelte ihn ein heftiger Hustenanfall. "Das werde ich!" Sagte ich und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann eilte ich geschwind davon.
Zunächst kletterte ich vorsichtig über glitschiges schroffes Gestein bis runter zu den Geröllfeldern. Von dort an musste ich sehr geschickt und flink sein, denn weder durfte ich Steine lostreten, noch war es ratsam, mich allzu lange auf offener Fläche zu bewegen. Beides könnte dazu führen, dass ich entdeckt würde. Nachdem ich diese Hürde unbehelligt überwunden hatte, erreichte ich die Baumgrenze. Versteckt zwischen den abwärts immer dichter und höher werdenden Kiefern schlug ich mich talwärts durch stacheliges Gestrüpp. Unten angekommen war ich übersäht mit Kratzern, Disteln und Zweigen. Das war mir jedoch reichlich egal. Der Körper unter meinen Kleidern war ohnehin von Narben entstellt und die lächerlichen Schürfwunden waren nichts im Vergleich zu dem, was ich in Mordor hatte erdulden müssen. 'Sauron, dieser Verräter! Wenn Melkor nur davon wüsste...' Aber er war nicht mehr. Und wenn ich doch froh darüber war, es schmerzte mich noch immer.
Hier unten waberte der Nebel so dicht, dass ich die Hand vor Augen kaum sah. Ständig stolperte ich über Stock und Stein, blieb an Dornenbüschen hängen oder machte mir in irgenwelchen matschigen Pfützen die Füße nass. Welch Wunder, dass ich überhaupt den rechten Weg fand. Ein Pfad der sich parallel zum Bruinen Richtung Bruchtal durch den Wald wand. Er wurde nur sehr selten benutzt. Die Elben von Imladris beritten hauptsächlich die breite Straße direkt am Flussufer. Daher war der Waldweg mittlerweile eigentlich gar kein Weg mehr. Eher eine überwucherte Schneise für Leute mit schlechten Absichten. Leute wie mich. Oder, wenn ich großes Pech hatte, für Waldläufer und patrouillierende Orks.
Heute war mir das Glück vorerst jedoch hold. Ohne lästige Zwischenfälle erreichte ich die Brücke zu Imladris. Nun beganm das eigentliche Kunststück. Ich musste den Bruinen unbemerkt überqueren, andernfalls würden mich seine Wasser ertränken oder ich starb wohlmöglich auf der Spitze eines übereifrigen Speeres.
Obwohl Augenscheinlich momentan niemand auf der Brücke wachte, war es kein leichtes Spiel sie zu passieren. Viele Zauber und Füche lagen auf ihr, die jeglichen Eindringling an Elrond Peredhil weitermeldeten. Mit Hilfe seines Ringes Vilya konnte er den Wasserfall des Bruinen zu einer riesigen unbändigen Flutwelle auftürmen, um Feinde von seinem Heimeligen Haus fern zu halten. Zudem war die Brücke der einzige Weg hinüber. Der Fluss war zu tief, seine Strömung zu reißend. Gnadenlos würde man fortgespühlt und in seinen Fluten ersäuft, sollte man auch nur einen Fuß hinein setzen.
Da ich jedoch kein normaler Feind mit normalem magischen und nichtmagischen Fähigkeiten war, sollten mir diese Gegebenheiten lediglich ein geringfügiges Hindernis sein. Rasch beschwor ich meine schwarzen Schattenflammen, die mich seit meiner Geburt in einen tödlichen Schutzmantel hüllten. Zahlreich nützliche Eigenschaften schlummerten in ihnen und machten mich zu einem gefährlichen Gegner für jene, die meine Missgunst weckten.
Einen Augenblick verharrte ich reglos. Geschlossen die Lieder, lauschend der Natur konzentrierte ich mich angestrengt auf meine bedrohlich dunkle Aura. Wild tanzte sie umher, züngelte ungestüm, lechzte gierig nach Blut. Blut all jener Wesen, die sich daran ergötzen wollten, mich zu quälen. Mühevoll überrete ich sie, zum wiederholten Male aus mir zu weichen und hieß sie, hier auf mich zu warten. Letztlich gehorchte mir das Schattenfeuer und machte mich somit unsichtbar für Elronds Zauber.
Verborgen im dichten Nebeldunst beschritt ich die schmale, geländerlose Steinbrücke und bewältigte hastig die behauene Treppe, welche sich in zwei Absätzen vom steilen Flussufer hinaufwandt. Zu meiner freudigen Überraschung hielt sich niemand bei den marmornen Steinbänken der Terassen auf, sodass ich flux durch eines der einladend geräumigen Fenster ins Haus steigen konnte. Drinnen war es still. Kein Schritt war auf den Gängen zu hören, keine Stimme hinter den Türen der zahlreichen Zimmer. Etwas verdächtig, wie ich fand, aber es kümmerte mich wenig. Wahrscheinlich genossen die Bewohner von Imladris gerade ein erquickliches Mittagsmahl im Festsaal des Hauses oder schläferten sich in der Halle des Feuers mit ihren albernen Geschichten und Gedichten ein. Sollten sie doch! Sie hatten es wenigstens warm und brauchten sich nicht um das verdrießliche Wetter draußen zu scheren! Unter diesen Umständen war es mir ein Leichtes in die Speisekammern einzubrechen. Schamlos bediente ich mich des besten Schwarzbrotes, nahm die saftigsten Äpfel und Birnen an mich, stapelte Hartkäse und Lembas und stahl mir ein paar knallrote Tomaten. Anschließend leerte ich einen Sack Mehl aus, um die ergatterte Beute sorgfältig darin zu verstauen. Zufrieden mit meinem Fang schländerte ich dann zum Turm im Zentrum des Gebäudes. Ganz oben unter dem Dach, wo man unglaublich weit über Tal und Schlucht schauen konnte, tronten Elronds Gemächer. Und seine Arzneimittel. Genau das, was ich so dringend brauchte. Zielstrebig erklomm ich also die hölzernen Stufen, deren beuruhigend lautes Knarrzen mich bis zu ihrem höchsten Absatz begleitete. Mir wurde flau im Magen. Mein Bauchgefühl beteuerte, dass ich geradewegs in mein Verderben stolperte. Hätte ich eine andere Wahl gehabt, wäre ich wohl umgekehrt, doch der Wille, Fenryel zu retten trieb mich unaufhörlich voran.
Zitternd umfassten meine finger den Türknauf. Zögerlich drehte ich ihn nach rechts und öffnete. Angenehme Wärme empfing mich und ließ mich meine Furcht vergessen. Ich trat ein und sah mich um. Seit meinem letzten "Besuch" hatte sich nichts verändert. Dunkle, mit Schnitzereien verzierte Balken trugen die flache Zimmerdecke. Große spitzbögige Fenster erhellten den schweren Eichentisch darunter. In der Mitte des Raumes verglommen auf einer Feuerstelle knisternd die letzten Glutreste der Nacht. Hölzerne Regale lehnten an den Wänden, bis obehin vollgestopft mit Schriftrollen und alten Büchern. Zu meiner Rechten bildete eine weitere Tür den Durchgang zu Elronds Privatgemächern.
Mein Interesse galt jedoch nur diesem einen verschlossenen Schrank gegenüber. Unzählige Fläschchen, kurze, lange, dicke und dünne waren darin versammelt und in ihnen die heiß begehrten Heilmittel. Und was noch viel wichtiger war: binnen weniger Sekunden würden sie alle mir gehören!
Nachdem ich meinen Dietrich hervorgekramt hatte, knackte ich mit einem gekonnten Handgriff das Schloss. Ich Dummchen war in meinem Eifer so unbedacht, dass ich glatt versäumte, leise zu sein. Klirrend kullerten die Ampullen in meine Grürteltaschen bis diese überquollen und meine Hüfte sich weigerte noch mehr Lasten zu stämmen.
'Puh... Das wäre geschafft! Dann will ich mich rasch auf den Rückweg begeben.' Dachte ich erleichtert, doch als ich mich zum Gehen wandt, erwartete mich eine unangenehme Überraschung. Die Tür ward mir versperrt, und zwar von jenem Mann, den ich gerade um seinen kostbarsten Besitz erleichtern wollte. Silbergraue Augen, klar wie Quellwasser in der Abenddämmerung starrten mich verärgert an und brachten mein Herz zum Schweigen. Dass er mich mickrige Kreatur um mehr als zwei Köpfe überragte, machte die Sache nur schlimmer. "Da haben wir also unseren nächtlichen Dieb! Mut habt ihr, das muss man euch lassen! Wer seid ihr, was wollt ihr hier und warum bestehlt ihr mich und mein Volk?! Unsere Hilfe wird jedem zuteil, der sie ersucht, es gibt also keinen Grund für derlei Untaten! Erklärt euch!" Wünschte der Herr von Bruchtal mit ruhiger fordernder Stimme zu erfahren und verschränkte die Arme vor seiner Brust. Seidig glattes dunkles Haar umrahmte das Zeitlose, von gramvollen wie schönen Dingen geprägte Gesicht und tauchte den Halbelben in ehrfurchtgebietende Erhabenheit. Er wirkte verehrungswürdig, weise, königlich und kampferprobt. Er faszinierte mich, ohne dass ich mir dessen bewusst war, zog mich in seinen Bann und ich schämte mich, schämte mich, dieses hohe Geschöpf mit meiner Bosheit beschmutzt zu haben.
Plötzlich packte mich Angst, die Angst vor seiner Macht, denn die Mächtigen waren es, die mir seit jeher nach Leib und Seele trachteten. Ihre Missgunst, ihr Verlangen mich zu besitzen, zu quälen und zu verraten verfolgte mich, wärend mein Herz mich wieder und wieder in ihre Arme legte. Das Spiel mit dem Feuer war meine Bürde.
"Ich... Ich-" Meine Stimme brach und endete in einem verstörten Schluchzen. Nichts konnte mich und mein Verhalten entschuldigen und vor Elronds Zorn bewahren. Egal wie ich mich zu rechtfertigen suchte, ich verdiente eine Strafe, eigentlich sogar den Tod. Aber ich musste fort. Ich musste zu Fenryel! Salzige Tränen brannten auf meinen Wangen. Verzweifelt sah ich abwechselnd zwischen Tür und Fenster hin und her.
"Habt keine Angst! Euch wird nichts geschehen! Ich sehe doch, dass ihr in Not seid. Sprecht, was euch bedrückt! Sicher habt ihr gute Gründe derart misstrauisch zu sein, dass ihr lieber in Bruchtal stehlt, statt auf seinen bewährten Rat zu vertrauen." Meinte Elrond mit nunmehr sanfter verständnisvoller Miene. "RÜHRT MICH NICHT AN!" Fauchte ich ungehalten, als er sich vorsichtig näherte, um mich zu beruhigen. Niemals wieder würde ich auf solche Worte vertrauen! In dieser Welt wohnte nichts gutes! Dies zu glauben wäre töricht nach allem, was ich bisher erlebt hatte. Nach allen Grausamkeiten, die ich selbst verbrochen hatte.
Schritt um Schritt wich ich vor ihm zurück. Irgendwann stieß ich mit dem Rücken gegen das Fenstersims. Geistesabwesend äugte ich über meine Schulter in die Tiefe. Warum nicht? Warum nicht hienauslehnen und fallen lassen? Es wäre so einfach. Und Fenryel müsste nicht länger leiden. Würde ich jetzt hier verenden, starben wir gemeinsam. Plötzlich umklammerte jemand grob mein Handgelenk. "Nicht!" Hauchte er dicht über mir. Es war Elrond, der mich hielt, doch Sauron, der mich verächtlich angrinste.

Willst du so schnell aufgeben? Bist du so schwach? Du langweilst mich!

Ja, ich wollte aufgeben. Ich war das Kämpfen müde. Unendlich müde.

"Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul, ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul!"
(Ein Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins dunkel zu treiben und ewig zu binden.)

Indem ich das Ringgedicht, welches mich an den Nekromanten und sein vermaledeites Reingold band, herausschrie wie ein besessener Schwarzmagier, verflüchtigte sich mein Hirngespinst aus Elronds Zügen. Furcht, Entzetzen, Seelenpein spiegelten sich in ihm. Die Finger um meinen Arm lösten sich, glitten kraftlos von mir ab. Wie in Trance.  Ich stürtzte. Dann umfing mich Dunkelheit.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2015 ⏰

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