2 - Familie und Freunde

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In meinem Bett drehte ich mich nicht, wie sonst immer, lange herum, sondern fand, mit dem Gedanken an das heutige Treffen mit Bastian, schon nach wenigen Minuten Schlaf.



Sonnenstrahlen kitzelten meine Nasenspitze und das morgendliche Vogelzwitschern drang durch die offenen Fenster an mein Ohr. Ein wunderschöner Morgen erwartete mich. Ich drehte mich auf die Seite meines Nachtkästchens und warf einen Blick auf mein Handy. Es war noch früh morgens, und trotz meines kurzen Schlafes, fühlte ich mich ausgeruht und bereit für den Tag. Ich weiß wirklich nicht, woher ich meine Motivation immer zog. Aber ich ging davon aus, dass sie angeboren war. Denn ich wurde schon damals im Kindergarten als außergewöhnlich fröhlich bezeichnet.

Aber vielleicht war der Grund für meine gute Laune auch die heutige Aufnahme mit Bastian. Obwohl ich schon etliche Treffen mit Youtubern hatte, war ich trotzdem noch nervös. An was dieses komische Gefühl wohl lag...?

Jetzt war es aber Zeit auf alle Fälle Zeit für ein Frühstück, denn mein Magen hatte sich bereits mit einem lauten Knurren gemeldet. Also hiefte ich mich aus dem Bett und ging in die Küche, um mir ein Brot zu schmieren und mir ein Glas Wasser einzuschenken.

Ich war keine große Esserin, liebte es aber für andere zu kochen und zu backen. Ich hatte zwar nur selten die Gelegenheit, aber übte manchmal bei meiner Familie. Wir hatten jedes Jahr ein Familientreffen im Sommer, bei dem wir alle zusammen aßen. Ich hatte nicht das Beste Verhältnis zu ihnen, aber es war gut genug, um jedes Jahr aufs neue diese Stille und die urteilenden Kommentare über meinen Beruf über mich ergehen lassen zu müssen.

Und dann die Frage, ob ich doch schon jemanden hätte, den ich ihnen vorstellen könnte, denn es wäre ja jetzt mal langsam Zeit dafür. Natürlich war es Zeit. Aber ich suche mir nicht aus Single zu sein. Genauso wenig, wie ich mir meinen letzten Freund ausgesucht hatte. Es ist nicht so, als wäre ich gezwungen worden, aber meine Eltern fanden ihn perfekt für mich und ich wollte es einfach versuchen. Ich hatte wirklich Hoffnung. Aber Liebe kann man nicht erzwingen.

Genug über Liebe geredet. War definitiv nicht einer meiner Lieblingsthemen. Aber gehörte nunmal dazu.

Ich stand auf, wusch meinen Teller ab und ging in mein Vorzimmer. Meine Schuhe sollten auch wieder einmal geputzt werden. Aber nicht heute. Ich zog meine Sneaker näher zu mir ran und schlüpfte in sie. Eine Jacke braucht ich nicht. Wir hatten ende April. Ich schnappte mir meinen Rucksack, warf noch schnell Schlüssel und Handy hinein und ging dann nach unten in den Keller.

Als ich die Tür zum Keller öffnete, kam mir eine Schicht Staub entgegen. Das Licht drang nur spärlich durch die kleinen Fenster, die hoch oben an den Wänden angebracht waren. Ich betätigte den Lichtschalter und tappte die drei Stufen, die zu der etwas tiefer gelegenen Etage führten, hinunter. Ich ging zu meinem Kellerabteil und sperrte das schon fast verrostete Schloss auf. Ich konnte mich erinnern - das war noch gar nicht so lange her - da war das Schloss noch wie nagelneu. Gold glänzend mit dem kleinen Logo der Marke eingraviert.

Ich schüttelt den Kopf, um mich von den Gedanken zu befreien. In letzter zeit verfiel ich immer wieder in Tagträumereien. Nichts, was ich vorhatte, mir anzugewöhnen. Es verlangsamte das Leben unnötig. Es ist nicht so, als wäre ich nicht gerne sorgfältig und genau. Im Gegenteil. Ich liebte das Detail. Aber ich hatte ein Problem mit Langsamkeit und Unpünktlichkeit. Es war vermutlich wegen meinem Vater. Ich hatte nie ein besonders gutes Verhältnis zu ihm. Und er verkörperte viel, was ich nicht mochte. Ich verkörperte das komplette Gegenteil von ihm. Von meiner ganzen Familie. Ich war sportlich engagiert, war warmherzig und leidenschaftlich. Nicht wie sie. Immer distanziert und misstrauisch. Ich glaube, mein jüngerer Bruder hat sehr darunter zu leiden. Es ist nicht so, als würde ich ihm nicht helfen wollen. Aber er wollte nichts mit mir zu tun haben. Wenn er einmal erwachsen ist, wird er falsch abbiegen. Das weiß ich. Wie er sich verhält. Der Schatz der Familie. Verzogen und großkotzig. Mein großer Bruder war besser. Wir hatten eine gute Beziehung. Wir sahen uns immer mal wieder und riefen uns gegenseitig an. Wie heißt es so schön: Der gemeinsame Feind eint.

You're Mine(craft) || BastiGHG ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt