6 - Schlachtplan

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Mit Tränen in den Augen stürmte ich in Amys Haus und ließ ihn wortwörtlich im Regen stehen.

„Ich bin so eine Idiotin!", schluchzte ich laut auf, als ich eine halbe Stunde später auf Amys Sofa, eingekuschelt in eine Decke, lag und mich von ihr therapieren ließ.

„Bist du nicht, Alina. Das kann jedem passieren.", sie versuchte mich schon die ganze letzte halbe Stunde aufzumuntern, aber sehr effektiv war es nicht.

„Was mach ich denn jetzt? Er hasst mich jetzt bestimmt!"

Amy seufzte. „Süße, er wird dich nicht hassen. Das verspreche ich dir. Es bringt nichts, wenn du dir jetzt weiter darüber den Kopf zerbrichst." Sanft strich sie mir eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte mir aufmunternd zu.

„Du hast recht", schniefte ich, „ein Plan muss her." Ich wischte mir mit dem Handrücken über meine frischesten Tränen und setzte mich auf. Amy sah mich nur fragend an, aber ich erklärte weiter:

„Wir müssen logisch vorgehen. Bastian empfindet nichts für mich und hat außerdem schon eine andere. Also würde es niemals etwas werden. Darum muss ich mir einfach meine Gefühle ausreden, bis sie weg gehen. Und dann ist das Problem gelöst.", erläuterte ich, „Fake it 'til you make it."

Amy sah mich weiterhin nur schief an. „Das ist dein Schlachtplan?"

„Das ist mein Schlachtplan.", bestätigte ich selbstbewusst, „Und darum werde ich auch nicht das Treffen am Freitag absagen. Ich werde ihm sagen, dass ich nichts von ihm will und dann werden wir hoffentlich einfach so weiter machen können, wie davor."

Sie schüttelte nur leicht den Kopf, erhob aber keinen weiteren Einwand. Sie wusste, dass wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, man es mir nicht so schnell wieder ausreden konnte.

Amy stand vom Sofa auf und ging in die Küche. Auf dem Weg dahin fragte sie mich: „Hast du eigentlich Hunger? Wir könnten uns Tiefkühlpizza machen und dann Mario Cart spielen. Und diesmal werde ich dich besiegen."

„Klingt nach einem guten Plan", sagte ich, „ aber besiegen wirst du mich trotzdem nicht. Das hast du noch nie."

Dass sie mich nur von meinem Liebeskummer ablenken wollte, war mir klar, aber ich war ihr dafür ziemlich dankbar. Jetzt auf andere Gedanken zu kommen, war wohl das Beste für mich.

Ich übernachtete sogar bei ihr. Wir machten uns zwei gemütliche Regentage und ich bereitet mich mental darauf vor, Basti am folgenden Freitag zu erklären, dass das alles nur ein Versehen war.

Und Freitag kam schneller als gedacht.

Denn als ich in meinem Bett aufwachte und es sich anfühlte, als würde die Sonne meine Augen verbrennen wollen, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich offenbar meinen Wecker verschlafen haben musste. Denn für 8 Uhr, war es schon viel zu hell und ein weitere Blick auf mein Handy, bestätigte meine Annahme.

Wie vom Blitz getroffen sprang ich auf und sauste ins Bad. Nur noch schnell Zähne putzen und Haare kämmen. Ich schlüpfte in die nächst beste Jeans und ein T-Shirt und nahm meine Tasche, in die ich schnell noch das nötigste hineinstopfte und schließlich aus dem Haus stürmte. Da Bastis Wohnung nicht all zu weit von meiner entfernt lag, konnte ich in nur wenigen Minuten mit dem Fahrrad bei ihm sein.

Ich sperrte das Rad ab und wagte einen Blick auf mein Handy. Ich war keine Minute zu spät. Ich atmete tief durch und versuchte meinen Herzschlag zu verlangsamen. Aber da es nach einigen Sekunden nur noch schlimmer wurde, da meine Aufregung immer mehr zunahm, beschloss ich einfach mal zu klingeln. Was könnte schon schiefgehen? 

Nach wenigen Sekunden hörte ich das Summen der Tür und drückte sie auf. Da Basti im Dachgeschoss wohnte, nahm ich den Lift und stand kurz danach vor seiner Tür. Ich klopfte an und wartete. Für mich fühlte es sich wie eine unüberwindbar Ewigkeit an, in der ich da stand und mit meinem Armband spielte. Doch da war es. Das klicken des Schlosses. 

Die Tür schwang auf und vor mir stand Bastian. Mein Herz schlug sofort doppelt so schnell und ich hatte Mühe ihm nicht sofort um den Hals zu fallen. 

"Hey, schön das du da bist."

Wir umarmten uns kurz und er ließ mich herein. Innen sah alles sehr sauber und aufgeräumt aus. Ein schöner Stil. Ich streift mir meine Schuhe ab und wir gingen ins Wohnzimmer, wo wir uns aufs Sofa setzten.

"Schön, dass es doch geklappt hat, nachdem...", setzte Basti an. Aber genauso wie ich, fand er nicht wirklich die richtigen Worte.

"Ja, find ich auch. Ich wollte sowieso nochmal mir dir darüber reden." Ich wollte es einfach hinter mir lassen und es jetzt besprechen.

"Ja, ich wollte auch darüber reden. Ich will mich entschuldigen. Ich wollte deine Gefühle nicht verletzten, ich-"

"Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen!", unterbrach ich ihn, "Es war einfach aus der Hitze des Moments heraus. Ich empfinde nichts für dich. Können wir vielleicht einfach so weiter machen, wie vorher? Also wenn du möchtest."

Er war still. Offensichtlich dachte er nach. Warum dachte er nach? Wollte er nicht mehr mit mir befreundet sein? Waren all die Tränen der letzten Tage umsonst, weil er mich sowieso nicht mochte? Meine Hände wurden feucht und ich begann mit jeder verstreichenden Sekunde unruhiger zu werden und mein Armband wurde so stark von mir durchgeknetet, dass ich Angst hatte, es könnte reißen. Bis er endlich etwas sagte.

"Ja, gerne. Also wollen wir einfach weiter Freunde bleiben?"

Ich könnte gerade vor Freude aufspringen und herumschreien und gleichzeitig auf den Boden sinken und in Tränen ausbrechen. Mein Plan ging zwar auf, aber das letzte Fünkchen Hoffnung, dass er mich liebte, war nun ausgeloschen und zerstört. Ich hatte mich sosehr daran festgeklammert, dass es jetzt doppelt so weh tat der Realität ins Auge zu sehen.

"Freunde", ich streckte ihm meine Hand entgegen und er entgegnete den Händedruck.


Sorry, dass das Kapitel so spät erst kommt, aber Familie ging diese Woche vor. :)

You're Mine(craft) || BastiGHG ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt