Kapitel 1 Gewitter

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Fiona wohnt praktisch am Ende der Welt. Mitten in der Wildnis. Vernab von der Zivilisation. Findet sie, denn sie wohnt in einem kleinen Dorf namens Bransk. Kleiner Ort, kleine Schule, wenig Menschen, wenig neues. Um den Ort herum ist Wald. Kilometerweit. Bis in einer Richtung Berge, und in der anderen das Meer auftaucht. Wald, eigentlich schön, aber alszu tief hinein darf sie sich auch nicht wagen. Angeblich sollen dort Wölfe sein. Eigentlich glaubte sie nicht daran, aber nachsehen wollte sie trotzdem nicht.
Sie ließ ihre Beine in den See baumeln, und genoss die Abkühlung. Denn es war Hochsommer. Ihre langen Haare fielen ihr in Wellen über die Schultern. Sie waren blond, obwohl ihre Eltern ganz und gar keine blonden Haare hatten , ihre Mutter hatte rote haare und ihr Vater schwarze. Okay, dass ist nicht ganz so seltsam, aber sie hatte auch noch ein seltsames Muttermal. Auf ihrem Rechten Schulter hatte sie es, es sah aus wie ein heulender Wolf. Und sie hatte es erst gestern gefunden. Es war wohl zu ihrem Geburtstag aufgetaucht.
Fiona sah über den großen See. Der See war schön. Er war klar und früher war sie hier mit ihrem Vater Angeln gewesen. Aber jetzt war er tod. Im Wald gefunden. Wahrscheinlich von einem Tier angefallen.
Nun hatte sie nur noch ihre Mutter. Es war schlimm aber sie kam damit klar. Sie war immer ziemlich für sich gewesen. Sie genoss die Stille und die Ruhe.
Fiona stand auf und ignorierte, dass ihre Beine noch nass waren. Sie zog ihre Schuhe an und ging durch den Wald. Sie lief auf einem schmalen Pfad und der Klang ihrer schritte verschmolz mit den Geräuschen des Waldes. Sie hörte die Vögel hoch oben, und auch ein Kaninchen, was sich in einem Dickicht versteckte. Wolken verdeckten den eben noch so freien Himmel und die ersten Tropfen fielen. Sie begann zu rennen, immer schneller. Äste peitschten ihr ins Gesicht, aber das war ihr egal. Sie war mit Sicherheit noch nie so einfach und schnell gelaufen. Sie konnte schon das Ende des Pfades sehen. Sie verlangsamte sich und hielt an. Regentropfen liefen ihr übers Gesicht aber das machte ihr nichts. Ihr war nicht kalt, obwohl sie nur ein T-Shirt anhatte.
Sie ging weiter und verließ den Wald. Sie ging an den ersten Häusern vorbei und sah Mrs. Stevens, eine ältere Dame, die mit einem Regenschirm in der Hand versuchte den Briefkasten zu öffnen.
"Hallo Mrs. Stevens" grüßte Fiona.
"Tag Fiona liebes! Verdammtes Wetter. Ändert sich die ganze Zeit!"
Schimpfte die alte Dame. Und riss mit einem Ruck den Briefkasten auf. Fiona musste grinsen
"So ist das leider. Schönen Tag noch" sagte sie und ging weiter.
Von Mrs. Stevens kam nur noch irgendwas germurmeltes, was man allerdings nicht verstehen konnte.
Sie bog um eine Ecke und kam an ihrem Haus an. Es war ein gemütliches Familienhaus, wo schon Efeuranken an den Wänden empor kletterten. Sie kramte in ihrer Jackentasche und holte ihren Schlüssel raus, öffnete die Tür und trat ein. Sie war allein. Ihre Mutter arbeitete noch bis spät Abends, und musste morgens früh wieder los. Sie zog ihre Schuhe aus. Sie waren total nass. Genauso wie der rest ihrer Klamotten.
Seufzen legte sie die Schuhe auf ihr Heizung. Was sie jetzt brauchte war eine Dusche! Eine schön warme am besten. Also schlurfte sie die Treppe hoch in ihr kleines gemütliches Zimmer. Es war rechteckig. An einer Wand stand ihr Bett. Außerdem gab es noch ein Bücherregal, einen Kleiderschrank und ihren kleinen Schminktisch. Am liebsten mochte sie jedoch ihren kleinen Balkon. Hier hatte sie schon immer gerne gesessen. Sie lächelte, als sie an die vielen Stunden dachte wo sie da gesessen hatte. Sie hatte gelesen, nachgedacht und sich die Welt vorgestellt. Das konnte man da gut, denn von dem Balkon aus konnte man den Wald sehen und weit hinten in der Ferne die Berge. Sie machte sich fertig und schlüpfte unter die Dusche. Das warme Wasser floss über ihren Körper und lockerte ihre verspannten Gelenke. Sie hätte ewig darunter stehen bleiben können, aber das kostete soviel Wasser. Und Wasser war hier teuer. Also wusch sie sich fertig und stieg wehleidig aus der Dusche. Sie rubbelte ihre Haare teilweise mit einem Handtuch trocken und wickelte sich ein anderes um ihren Körper. Sie ging, eine Wasserspur auf dem Boden hinterlassend, in ihr Zimmer. Fiona suchte sich ein schlichtes T- Shirt und eine Blaue Jeans aus ihrem Kleiderschrank und zog sie an. Sie blickte in den Spiegel in der Innenseite ihrer Kleiderschranktür. Ihr komisches Merkmal stach ihr wieder ins Auge. Skeptisch betrachtete sie es.
Krachend schlug ein Blitz in einen Baum. Gab es jetzt auch noch ein Gewitter? Sie sah zum Fenster. Nein. Es hatte aufgehört zu Regnen und die Sonne verstrahlte einen goldenen Glanz über dem Wald. Sie sah verzaubert hinaus. Sie erschrak als plötzlich ihr Magen knurrte. Erst jetzt merkte Fiona dass sie total hungrig war. Sie ließ den Wald Wald sein und rauschte die Treppe runter in die Küche. Sie nahm sich ein Brötchen und konnte nicht wiederstehen sich auch ein Stück ihrer Geburtstagstorte abzuschneiden. Ihre Mutter hat sie selbst gemacht, behauptete sie zumindest. Aber Fioana war sich da nicht so sicher. Ihre Mutter war nicht wirklich begabt im Kuchen backen, geschweige denn eine ganze Torte. Sie biss herzhaft in ihr Brötchen und betrachtete die Uhr. Sie war alt, aber dennoch hatte sie irgendwie styl. Tick Tack, Tick Tack. Die Uhr war laut und als kleines Kind hatte sie Angst vor ihr gehabt. Aber jetzt ging es.
Es war halb sechs. Sie hatte noch Zeit bis ihre Mutter kam. Was nun? Sie entschied sich für einen Fantasie Film.

Der Wolf ist in mirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt