„Überraschung! Willkommen zuhause!", schrien mir die Stimmen meiner Freunde und meiner Familie glücklich zu, als Venti mir die Haustür öffnete. Nach einem Jahr Rehabilitation konnte ich endlich die Psychiatrie verlassen und nach Hause. Es hatte einiges an Zeit beansprucht, Dr. Beidou alles zu erzählen, was sich in meinem Kopf abgespielt hat und somit alles mehr oder weniger zu ordnen und meinen Körper wieder auf Vordermann zu bringen, damit ich wieder stark genug war, um mich richtig bewegen zu können. Venti hatte dabei jede freie Minute dafür genutzt, an meiner Seite zu sein und erfuhr ebenfalls alles, was in den vier Jahren geschehen war. Das Einzige, was ich ihm bisher verschwiegen hatte war, das, was in der Nacht vor dem Überfall in der Bank zwischen Albedo und mir geschehen war. Ich wusste, dass ich es ihm erzählen musste, doch bisher fand ich noch keine gute Gelegenheit dafür. Wie sollte man seinem Verlobten auch erklären, das man ihn betrogen und sich zusätzlich auch in diese Affäre verliebt hatte? Ich hatte keine Ahnung wie er reagieren würde... denn ich liebte beide... In meinem Kopf war das alles viel einfacher gewesen, dort konnte ich mit den zwei zusammen sein.
„Ist alles in Ordnung Xiao? Du wirkst so nachdenklich", erklang wie aus dem Nichts Ventis Stimme und riss mich somit aus meinen eher düsteren Gedanken. Ich nickte und behauptete einfach, ich wäre nur so überwältigt von der Überraschung, dass es mir die Sprache verschlagen hatte. Dies war ziemlich gelogen, da ich die „Glückwunsch"-Girlande bereits durch das Fenster der Erdgeschosswohnung gesehen hatte. Freuen tat ich mich dennoch, es fühlte sich gut an, zu wissen, dass man nicht jeden Moment von einem Zombie getötet werden könnte. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen und entdeckte meine Mutter, ihren Mann, meine Stiefschwester Yoimiya, deren Ehefrau Ayaka, Barbara, Fischl, Xinyan und Klee. Die große Gruppe stürmte auf mich zu und drückte mich fast zu Tode, anschließend nahmen alle im Wohnzimmer Platz, wo zusätzlich noch Stühle aus der Küche standen, damit alle eine Sitzgelegenheit hatten. Jedoch fehlte hier eine bestimmte Person, von der ich nicht sicher war, ob ich sie hier haben wollte, oder nicht. „Wo ist Albedo?", stellte ich etwas unsicher die Frage, welche mir durch den Kopf schoss. „Naja...", fing Venti an, „Wir haben versucht ihn zu finden und einzuladen aber... dabei haben wir erfahren, dass er seit fünf Jahren als vermisst gilt..." Ein Schock ungeheuren Ausmaßes schlug wie ein Blitz durch meinen gesamten Körper. Seit fünf Jahren?! Genauso lange war es doch her, seit ich ohne ihn im Hotel aufgewacht war. Hieß das, seitdem hatte niemand ihn mehr gesehen?! Würde das jemand erfahren, wäre ich doch sofort der Hauptverdächtige! Ich durfte Venti also nicht erzählen, was damals geschehen war... Auch wenn es eigennützig klingen mochte... aber das Letzte was ich jetzt wollte, war stress mit der Polizei. Zuerst wollte ich meine Ruhe haben... Dennoch stellte ich sofort fragen über den Fall, doch die anderen Blockten ab und meinten, wir sollten jetzt über etwas fröhlicheres sprechen. Ich willigte ein, auch wenn meine Gedanken sich im Moment nur um den Verschwundenen drehten.
Mir wurde alles Mögliche erzählt. Xinyan und Barbara hatten zusammen eine neue Band gegründet und waren in den letzten Jahren recht erfolgreich geworden. Yoimiya und Ayaka planten, ein Kind zu adoptieren und Fischl hatte eine Karriere als Autorin gestartet. Meine Eltern lebten zufrieden in unserem Alten Haus, während Klee zu Venti in die Wohnung gezogen war, damit dieser nicht so einsam dort sein musste. Ich hörte allen Erzählungen mehr oder weniger aufmerksam zu, während ich mich an Venti schmiegte und einfach froh war, ihn an meiner Seite zu haben und nicht an seinem Grab stehen zu müssen. Nachts wenn ich träumte, sah ich oft die Geschehnisse der vier Jahre in meinem Kopf, die sich immer mehr mit der wirklichen Welt vermischten und mich wieder zu einem Menschen, der nur ein Leben hatte, verbanden. Dennoch hatte ich noch all die Erfahrungen in mir, meine Sinne waren verschärft und ich war viel aufmerksamer geworden.
„Wir haben den Kuchen vergessen!", schrie plötzlich Yoimiya und riss damit alle aus der Plauderei. Sofort sprang Venti auf und meinte, er würde ihn holen. Meine Stiefschwester begleitete ihn in die Küche und nach nur kurzer Zeit kehrte mein Verlobter mit einem köstlich riechenden und aussehenden Gebäck zurück. Doch auf einmal legte sich bei mir ein Schalter um, als Yoimiya neben mir auftauchte und meinte: „Ich hab noch das Messer zum Kuchen Schneiden." In mir spürte ich durch die Waffe eine Bedrohung und sprang daher in Sekundenschnelle auf, wirbelte herum und kickte der jungen Frau die Klinge mit voller Wucht aus der Hand. Dadurch wurde das Küchenmesser nach oben katapultiert und blieb dort in der Decke stecken. In diesem Moment waren alle Blicke auf mich gerichtet und zeigten bloßes Entsetzen, während Yoimiya zu Boden sank und mit Tränen in den Augen ihr Handgelenk umklammerte. Ayaka sprang als erstes auf, schubste mich wütend zur Seite und setzte sich zu ihrer Frau, um sie in den Arm zu nehmen. Meine Mutter kam als zweites dazu und untersuchte zugleich die Verletzung, während alle anderen nicht wussten, wie sie reagieren sollten. Ich war von mir selbst geschockt und konnte mein wild pochendes Herz kaum noch beruhigen. „Das Handgelenk ist... gebrochen", fräste sich der Satz meiner Mutter immer tiefer in meinen Kopf und die Gesichtsausdrücke der anderen wurden unerträglich. Sie hielten mich sicher für verrückt. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und verkrampfte mich immer mehr. Ohne eine Ahnung was ich tat, stürmte ich aus der Wohnung, denn ich konnte den Blicken nicht mehr standhalten. Ob sie mich nun wieder zurück in die Psychiatrie schicken wollten? So schnell mich meine Beine tragen konnten, rannte ich durch die belebte Straße und sehnte mich einfach nach einem Ort, an dem mich niemand wie ein Geisteskranker anblickte. „Xiao! Bleib stehen! Bitte!", ertönten weit hinter mir die verzweifelten Schreie von Venti und stoppte daher so abrupt, dass ich stolperte und auf den harten Asphalt stürzte. Ein weiterer Schrei von meinem Geliebten folgte und ehe ich mich versah, kniete er bereits vor mir und zog mich vorsichtig in eine Umarmung. Ich konnte sehen, wie die anderen Menschen in der Umgebung einfach wegsahen und sich vermutlich dachten, dass sie nichts mit einem Verrückten wie mir zu tun haben wollten. „Nimm dir die Blicke der anderen bitte nicht zu Herzen... sie wissen nicht, was du alles erlebt hast, immerhin war ich von ihnen der Einzige, der bei den Therapiestunden dabei war und weiß was du durchgemacht hast und wie sehr du leiden musstest", sprach er so sanft zu mir, dass mir die Tränen kamen und ich mich an ihn klammerte. Meine vom Sturz aufgeschürften Arme und Beine ignorierte ich dabei gekonnt. „Komm, lass uns zurück gehen...", schlug der Schwarzhaarige ruhig vor, jedoch schüttelte ich nur den Kopf und meinte, ich würde nicht dorthin zurückwollen. Venti seufzte daraufhin leise und schlug daraufhin vor: „Dann lass uns einen Spaziergang machen, die frische Luft wird dir guttun." Zögernd nickte ich und stand mit seiner Hilfe langsam auf. Mit einem aufmunternden Lächeln ergriff er meine Hand und setzte sich anschließend mit mir in Bewegung. Es rührte mich, wie liebevoll und verständnisvoll er mit mir umging und verursachte damit einen schmerzhaften Stich durch meine Gewissensbisse in meinem Herzen. Ich musste ihm erzählen was damals geschehen war... egal ob ich davon Nachteile hätte. Er verdiente es, dass ich ehrlich mit ihm war. „Venti... i-", begann ich, wurde jedoch unterbrochen. „Hey! Warte! Bist du Xiao Adept?", schrie eine junge Frau mit dunkel lilanen, langen Haaren und hellen Augen, welche auf uns zu rannte. Sie blieb außer Atem vor uns stehen und sprach außer Atem weiter: „Endlich kann ich mit dir reden!"
„Wer bist du und was machst du hier?", wollte Venti skeptisch erfahren.
„Mein Name lautet Mona Megistus, ich erforsche eigentlich die Theorie des Paralleluniversums, doch seit fünf Jahren untersuche ich den Vermisstenfall meines Forschungskollegen Albedo. Ich bin hier, weil du, Xiao, der Letzte bist, der ihn je gesehen hat!"
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Lost in the other world// Genshin impact FF
FanfictionDas hier spielt nach „Kill or spare?" und beinhaltet daher Spoiler, von denen auch „Curse of the wolves betroffen ist! Wer „Kill or spare?" und „Curse of the wolves" noch nicht gelesen hat, es aber noch möchte, sollte „Lost in the other world" danac...