Maro Party

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Dominik kam in letzter Zeit immer öfter aus seinem Zimmer und gesellte sich zu Paula und mir. Das freute mich sehr.

Leider bewahrheitete sich das, was Soobin gesagt hatte, wir hörten uns kaum mehr und das machte mich sehr traurig.

Manchmal starrte ich ewig auf mein Handy und hatte Soobins Chatverlauf offen. Meist antwortete er recht spät, aber ich wollte nicht “die nervige Freundin” sein, deshalb beschränkte ich mich auf das Notwendigste und hielt meine Nachrichten kurz.

Meine Kinder hatten beide gerade Sommerferien und waren zuhause.

Es war gerade früher Nachmittag und Paula kam gerade zur Tür herein.

Stolz präsentierte sie mir ihre Zeichnung, die sie draußen gezeichnet hatte. 

Sie hatte sich scheinbar auf eine Brücke gesetzt, die über den Marchfeldkanal ging, denn ich konnte gut die Stelle erkennen, die sie gezeichnet hatte.

"Hast du gut gemacht!"

Sie grinste breit und machte ein Foto von dem Bild und schickte es jemandem.

In letzter Zeit schrieb sie ständig mit jemandem.

Das war ich gar nicht gewohnt von ihr, aber es machte mich glücklich, dass sie scheinbar jemanden hatte, mit dem sie sich austauschen konnte.

Ich hatte mir schon Sorgen gemacht, dass sie gar keine Freunde hat.

Dominik kam aus seinem Zimmer und sah sich das Bild von Paula an, nickte und gab es ihr zurück.

Das war seine Art zu sagen, dass es gut ist.

"Spielen wir eine Runde Mario Party?", fragte Dominik.

Paula und ich schauten uns unsicher an. Das hatten wir schon seit über einem Jahr nicht mehr gespielt. Es war das Lieblingsspiel meines Mannes gewesen. Ich hatte gedacht, wir würden dieses Spiel nicht mehr anrühren.

Paula sagte unsicher: "Ok."

Ich nickte und setzte mich auf die Couch.

Dominik gab das Spiel in die Switch und teilte die Controller aus. 

Als er den vierten Controller in die Leere hielt, legte sich eine Dunkelheit um unsere Herzen. Die Stimmung war erdrückend. 

Dominik zuckte zusammen und legte den Controller auf die Seite.

Ich schluckte und wählte meinen Charakter aus. Es war, wie üblich, Super Mario.

Paula nahm wie immer Yoshi und Dominik wählte auch standardmäßig Wario.

Als er dann als Com-Spieler auch noch Peach ausgewählt hatte, waren die gewohnten Spieler da.

Wir starteten und waren voll bei der Sache, keiner wollte von uns, dass der andere gewinnt.

Es war lustig, wir lachten und als ich in die Runde schaute, war ich glücklich.

Dominik saß ganz rechts, daneben mein Mann, Paula und ich ganz links.

Wir lachten, weil Dominik das letzte Minispiel nicht verstanden hatte.

Paula hatte vor lauter Lachen schon Tränen in den Augen.

Wie immer hatten wir es geschafft, meinen Mann dazu zu bringen, Peach zu spielen. Er hasste Peach, aber wir brachten ihn immer dazu, sie zu spielen.

Warte, stopp! 

Mein Mann ist nicht mehr da. Da saß niemand auf seinem Platz.

Aber ich sah ihn dort und er lächelte mir zu.

Soobin grinste mich an. Da saß Soobin auf dem Platz meines Mannes. 

Ich sprang auf und starrte ihn an. Nein, Moment! Mein Mann saß wieder auf seinem Platz. 

"Alles, ok?", fragte er.

"Nein!"

Soobin war wieder da.

Wieder mein Mann.

Dann Soobin.

Mein Mann!

Soobin!

Ich hielt mir meinen Kopf und fiel hin.

"Mama!", schrie Paula laut.

"Was ist los?", fragte Dominik.

Ich starrte auf den leeren Platz auf der Couch. Der Platz war leer. Wie sollte da auch jemand sitzen können? Meine Wangen waren nass, deswegen strich ich mir mit der Hand über mein Gesicht, scheinbar hatte ich geweint.

Meine Kinder standen beide über mich gebeugt. Paula hatte Tränen in den Augen und Dominik schaute besorgt.

Ich hielt das nicht aus.

Das war alles gerade zu viel für mich.

Ich musste hier weg. 

"Tut mir leid", sagte ich zu meinen Kindern und ging aus der Wohnung.

Meine Tränen wollten nicht aufhören zu fließen. Ich ging zum Marchfeldkanal und folgte einem kleinen Trampelweg zum Ufer hinunter. 

Dort setzte ich mich in den Schotter und zog meine Schuhe aus.

Vorsichtig streckte ich meine Zehen in den Kanal und schreckte aber wieder zurück, weil es so kalt war.

Da musste ich an meine erste Begegnung mit Soobin denken.

Ein Lächeln wanderte über mein Gesicht.

Meine Füße waren jetzt im Wasser.

Ich vermisse ihn!

Ich vermisse ihn so sehr!

Es tut so weh. Mir kamen wieder die Tränen.

Mein Handy läutete. 

Es war Beomgyu!

Nicht Doch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt