Habe ich sein Leben zerstört?

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Kurz geriet Hesper ins Schwanken. „Wir Slytherins machen das unter uns manchmal so", sie wusste, dass die grauenhaft gelogen hatte. Fragend zog Neo seine linke Augenbraue hoch, gefolgt von einem eindringlichen „Hesper...". Musste sie es ihm nun erzähle, war dies der Moment in ihrem Leben gewesen, an dem ihr größtes Geheimnis offenbart werden würde. Severus würde durchdrehen. „Hesper", rief eine weibliche Stimme von weitem. „Wollen sie mich noch länger waren lassen, bereitet ihre Zukunft ihnen solch große Sorgen...Kind sehen sie zu!" Erschrocken fuhr nicht nur Hesper, sondern auch Neo herum. Die junge Hexe überlegte angestrengt, was sie der Hauslehrerin von Gryffindor entgegnen sollte, doch diese kam ihr mit einer Frage zuvor. „Mr Scott, was tun sie hier, sind die Ballvorbereitungen nicht fordernd genug?" Kerzengrade stand Neo nun schützend vor seiner Tanzpartnerin. „Ich muss ihnen mitteilen, dass soeben mehrere Flüche auf diese Schülerin von dem Slytherin Malfoy gewirkt wurden. Dabei erhielt er Unterstützung von vielen weiteren Schülern verschiedener Häuser. Soeben unterband ich dieses Vorgehen und erkundigte mich nach Hespers Wohlergehen. Wir wollten uns so eben auf den Weg machen, um es ihrem und Malfoys Hauslehrer zu melden." Nachdenklich nickte die erfahrene Hexe, dabei blickt sie in Hespers ängstliche Augen. Als schien sie zu wissen was Hesper in diesem Moment fürchtete entgegnete Minerva „Nun denn, dies haben sie soeben mir mitgeteilt, ich werden mich, um die weiteren Schritte kümmern" sie zwinkerte Hesper kurz zu und fuhr dann bestimmt fort. „Scott, gehen sie nun ihren Aufgaben nach, ein aufmerksames Auge haben sie, lassen sie sich davon nicht in Schwierigkeiten bringen. Jungen Hesper, folgen sie mir bitte, wir haben eine Zukunft zu formen."

Noch ein fragender Blick ging von Neo zu Hesper, welche sich mit einem stillen „Danke" von ihm verabschiedete und mit Mühe den strammen Schritten ihrer Lehrerin für Verwandlung folgte. Neo musste sich wunder, weshalb Hesper ihr Gespräch nicht bei Snape hatte. Mit Sicherheit würde er sie danach schnellst möglich fragen.

Hesper saß in einem Büro, welches dem ihres Vaters keines wegs ähnelte, vor ihr Minerva. Nachdenklich sah sie nun schon wieder tief in Hespers Augen. Ein unangenehmes Gefühl umgab die junge Hexe. „Hesper, ich bitte sie absolut ehrlich zu antworten." Der Satz durchdrang mit seiner gesamten Kraft Hespers Körper und doch verhieß er Mittgefühl zu beinhalten. Stumm nickte das rothaarige Mädchen mit den beinahe schwarzen Augen. „Entspricht es der Wahrheit, was Scott soeben berichtet hat, werden sie bedroht; von Draco Malfoy?" Der Name hallte im gesamten, halb durchleuchteten, Büro wieder. Ein leises „Ja" verlies Hespers Lippen. Nachdenklich und besonnen stellte die Lehrerin eine weitere Frage. Sie konnte nicht glauben, das Hesper ihr mit einem „Ja" antwortete. „Weshalb lässt dein Vater das zu und vor allem warum tut Malfoy ihnen das an, meines Wissens nach sind ihre Familien befreundet." Kurz zögerte Hesper, doch dann fiel ihr auf, dass sie vor Minerva nichts geheim halten musste. „Mein Vater weiß nichts davon, dass Draco mich bedroht", bevor Hesper weitersprechen konnte, wurde sie unterbrochen. „Er bedroht sie nicht Hesper, er greift sie an, er begeht Körperverletzung, das ist weitaus erster!" Unbeeindruckt zuckte Hesper mit den Schultern. „Warum sollte das jetzt von Relevanz sein, dass man mich verletzt, die letzten Jahre hat es doch auch niemanden interessiert. Macht es die Schmerzen etwa schlimmer, nur weil es ein Draco Malfoy ist, der die Flüche ausspricht?" Hespers gesamte Haltung hatte sich gewandelt, von einem aufgescheuchten Kaninchen war sie nun zu einem Drachen geworden, bereit Feuer zu speien. „Mein Vater weiß seit Jahren von dem Mobbing, ja, er unterbindet die Angriffe, insofern er sie mitbekommt, doch einen wirklichen Versuch es endgültig zu beenden hat er nie unternommen. Würde es ihn interessieren, was man mir antat, würde er vielleicht den Gedanken hegen mich da raus zu holen. Mochte es bedeuten endlich mal zu mir zu stehen und meinen vollständigen Namen bekannt zu geben, doch dafür ist der Herr sich zu fein." Es sprudelte nur so aus Hesper heraus. Alles was ihr in diesem Moment an ihrem Vater missfiel fand Platz in diesem kleinen Büro. „Warum er also nichts weiß, fragen sie sich sicherlich. Eben weil unsere Familien befreundet sind. Draco spielt allen vor er sein in mich verliebt, nur um mich dann zu drangsalieren. Er ist einer der Wenigen, die von meinem richtigen Namen wissen und dieser Macht bedient er sich allumfassend. Sicherlich schwebt ihnen auch die Frage vor Augen, weshalb ich mit meinem Vater nicht darüber rede. Weil er mich momentan nicht ausstehen kann. Er übertreibt auf ein Mal vollkommen. Gemobbt zu werden ist für ihn in Ordnung, doch auf den Ball zu gehen und mit einem netten Jungen zu tanzen missfällt ihm absolut..." Hesper war aufgesprungen, tobte vor Wut und McGonagall saß ruhig auf ihrem Platz. „Atmen sie erst einmal durch junge Snape. Sie haben das Temperament ihrer Mutter und die scharfe Zunge ihres Vaters wissen sie das?" Hesper hatte nicht gemerkt, wie laut sie geworden war. „Sie erheben schwere Vorwürfe gegen ihren Vater, das ist ihnen klar?" „Natürlich ist es mir bewusst, aber es ist nun mal die Wahrheit." „Haben sie sich schon ein Mal in die Lage ihres Vaters versetzt, jemanden, dem die Liebe zu einer Frau benähe das ganze Leben zerstört hätte", vorsichtig fragte Minerva den immer noch schnaufenden Drachen vor sich. Ob dieser wieder zur Ruhe kommen würde hing nun von den richtigen Worten ab, doch wusste die Lehrerin nicht, was Hesper noch nicht wusste. „Meinen sie mich? Habe ich sein Leben zerstört? Konnte er mich nie leiden, weil ich die Wunden seiner verflossenen Liebe aufreiße?" Mitfühlend lächelte Minerva Hesper an. „Hätte er dich dann nach ihr benannt?" Nachdenklich schüttelte das wieder in sich zusammen gefallenen Mädchen den Kopf. Die Tränen standen ihr in den Augen. Der Gedanke daran der Grund zu sein, weshalb ihr Vater sein Leben hassen könnte war grauenhaft. „Glauben sie mir, wenn ich ihnen sage, dass sie das größte Glück ihres Vaters sind. Ich spreche von etwas anderem. Wir neigen dazu nicht mehr wir selbst zu sein, wenn wir versuchen jemandes Gunst zu erlangen. Ganz besonders schlimm wird es, wenn die hart umkämpfte Liebe nicht erwidert wird. Wissen sie nicht, was ihr Vater getan hat? Was sein Leben zerstört und sein Gewissen zerschnitten hat?" Verstummt schüttelte Hesper den Kopf. „Nun dann, werde ich es ihnen nicht erzählen, das liegt im Ermessen ihres Vaters, wann sie davon erfahren", fuhr McGonagall fort. So lange wie er gebraucht hatte mir zu erzählen wer mein Vater und meine Mutter waren, konnte es sich nur noch um Jahre handeln, dachte Hesper hämisch in sich hinein. Hätte sie eben einfach nicken sollen? Hätte man ihr dann erzählt worum es hier eigentlich die ganze Zeit ging, weshalb ihr Vater so oft weg war und wieder so kalt wurde. „Sie sollten sich lediglich vor Augen führen, dass es sein Leben so sehr zerrissen hat, dass er sie mit allen Mitteln versucht davor zu bewahren."

Schweigen füllte den Raum. Hesper rührte sich nicht, tausende Möglichkeiten durchliefen ihren Kopf. Was würde sie tun, um eine verflossene Liebe zu erlangen. Was war der stärkste Beweis, was der radikalste Schlag, was würde dem Gegenüber den größten Schmerz bereiten...

„Nun denn, lassen sie uns mit der Berufsberatung beginnen und lassen wir die schweren Gedanken hinter uns." Die nächste Stunde teilte sich Hesper der Hauslehrerin von Gryffindor mit, um im Anschluss zu erfahren, dass sie sich noch nie wirklich Gedanken über ihre Zukunft gemacht hatte. Am Ende des Gesprächs hatte sie etwas dazu überzeugt Heiler werden zu wollen und dazu Zaubertränke, Kräuterkunde, Verwandlung, Zauberkunst und Verteidigung gegen die dunklen Künste zu belegen. Nachdenklich hatte sie das Büro verlassen. In zwei Tagen stand ihr ein neuer Termin zum Unterricht in Okklumentik bevor. Sie würde nicht darum herum kommen mit ihrem Vater zu sprechen. Sie würde ihn davon überzeugen müssen, dass es nicht das Beste für die war, sie vor dem Lieb zu verstecken. Außerdem würde sie sich bei ihm entschuldigen müssen und endlich wissen wollen was hinter seinem Verhalten steckte. Viel zu viel für einen Abend.  

Did you need me? ~ Always! (Snape ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt