Dornen

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Hesper hatte beschlossen nach dieser anstrengenden Woche voller Legilimentik, unbekannten Gesichtern und Vorbereitungen für die erste Aufgabe des Trimagischen Tuniers einen Spaziergang zu machen. Überall tummelten sich Menschen, einige bekannt, andere sprachen nicht einmal ihre Sprache. Die Wände waren zu eng für die Massen, die sich in ihnen befanden und ehe man sich versah, landete man in einem Raum, den man noch nie gesehen hatte. In Hogwarts selbst würde man wohl keinen ruhigen Ort finden. Hesper bahnte sich einen mühseligen Weg ins Freie, an der großen Halle vorbei. Am Rande der Hogwartsländereien erhoffte sie sich Luft für ihre eigenen Gedanken zu finden. Zwar hatte sie noch einige Hausaufgaben zu erledigen, unteranderem musste sie den Aufsatz über Legilimentik verfassen, doch dazu fehlte ihr die Motivation. Legilimentik...was sollte das eigentlich genau sein, woher sollte sie wissen, was das war. Madeye hatte kaum etwas erklärt und jetzt sollten sie etwas aus dem Arm schütteln oder wie sollte sie das sonst hinbekommen. Zig Bücher durchstöbern und mit Glück das Richtige finden, wollte sie garantiert nicht. Warum mussten sie auch so einen komischen Lehrer bekommen, warum dieses Thema. Immer lauter tobten die Gedanken durch ihren Kopf, während sie mit wütenden Schritten umher stampfte. Es war wunderschön, der Blick auf den entfernten Wald, der endlose Horizont und das Schloss hinter dem Mädchen, welches vor ihm wie ein kleiner, unwesentlicher Punkt wirkte. Trotz ihrer Empörung hielt auch Hesper einen Moment inne, um den schönsten Ort der Welt auf sich wirken zu lassen. Wenn sie könnte, würde sie wohl ihr gesamtes Leben hier verbringen. Ihr Vater könnte eines Tages seinen lang ersehnten Wunsch erfüllen und Lehrer für Verteidigung gegen die dunkeln Künste werden. Die würde dann die Aufgabe des Zaubertranklehrers übernehmen. Der Nachmittag war kalt und die Sonne war in Begriff sich schlafen zu legen, als sie ein durchdringendes Jaulen vernahm. Hesper war wohl nicht der einzig Hilflose.

„Hey Kleiner, was machst du denn hier?" Die Hexe kniete vor einem sehr verängstigten Wesen, das Kniesel genannt wurde. Es war einer Katze sehr ähnlich und hatte unglaublich große Ohren. Seine Augen glänzten in den matten Sonnenstrahlen. Verängstigt fauchte es die Schülerin an. „Hast du dich etwa verlaufen?" Kniesel kamen für gewöhnlich nicht in der Nähe von Hogwarts vor und auch bei den Schülern der anderen beiden magischen Schulen hatte sie nie solch ein Wesen gesehen. Sie wusste, dass diese Tiere durchaus angriffslustig sein konnte und man mit Bedacht vorgehen musste, sollte man eines als Haustier halten wollen oder ihnen begegnen. Zugute konnte einem jedoch deren unglaubliche Intelligenz kommen, versuchte man tatsächlich sie zu zähmen. „Ganz ruhig, ich will dir nichts Böses antun." Der Kniesel bewegte sich kein Stück, als Hesper sich vorsichtig einige Zentiente in seine Richtung bewegte. Das Fauchen wurde immer eindringlicher und dennoch bewegte sich das Geschöpf kein Stück, als Hesper sich ihm immer weiter näherte. Beide musterten einander ausgiebig und erst jetzt bemerkte sie, warum sich der Kleine nicht von der Stelle bewegte, er konnte nicht. Um seine Pfote hatten sich mehrere Pflanzen geschlungen, die bei jeder Bewegung ihre Dornen tiefer in das Fleisch des armen Tieres zu bohren schienen. „Oh nein", erschrocken hielt sich Hesper beide Hände vor den Mund. Blut hatte das Fell des fauchenden Wesens bereits verklebt, es musste schon länger hier festsitzen. Dieser Kniesel brauchte dringenst Hilfe, Nahrung und viel Fürsorge. Sie hatte in Pflegemagischergeschöpfe zwar einiges über Tiere gelernt, jedoch vermochte sie kein Tier zu heilen, geschweige denn vernünftig zu untersuchen und zu diagnostizieren. Kniesel hatte sie zudem nur ein Mal kurz am Rand behandelt.

Wenn ich ihn jetzt frei zaubere, überlegte sie, dann läuft er weg, ehe ich ihn fange kann, um ihn zu versorgen. Wenn ich nichts tue, dann stirbt sicher. Soll ich Hilfe holen, nein, dann kommt bei meinem Glück ein Raubtier und... Hesper schluckte einmal. Ich kann ihn hier nicht länger liegen lassen, er soll sich nicht länger quälen müssen. An sich kann ich einen Kniesel nicht verarzten... Ich muss, was soll ich... Hagrid! Dass es ihr nicht sofort eingefallen war, Hagrid würde ihr sicher helfen, doch wie bekam sie ihn hierher oder das Tier zu ihm. Nachdenklich begann sie an ihrer Tasche zu knabbeln, als ihr eine Idee kam. Von Severus bekam sie regelmäßig „Trank für traumlosen Schlaf". Er half ihr sich von den ständigen Albträumen zu befreien, die sie immer regelmäßiger plagten. Meistens träumte sie von ihrem Papa, wie er wieder leblos und blutend auf dem Boden liegt, sie mit irgendwelchen Flüchen gefoltert würde oder das Schlimmste von allen, wie sie gezwungen wird als Todesser zu morden.

In der richtigen Dosis überlegte sie, sollte es den Kleinen zum Schlafen bringen, ohne größere Schäden an seinem Körper zu verursachen. Sie schloss aus der Tatsache, dass sie 72 Kilogramm wog und der Kniesel vermutlich 10, dass er von ihren 5 mL blos 0,7 mL zu sich nehmen musste. Aufgeregt begann sie in ihrer Tasche zu wühlen, zuerst fand sie das Fläschchen mit dem violetten Inhalt, anschließend verwandelte sie den kleinen Becher in ihrer Hand in eine Schüssel, füllte sie mit etwas Wasser und maß so gut es ging die 0,7mL des Tranks ab. „Kleiner, ich habe hier was für dich, bitte trink es aus." Das Geschöpf mit den großen Ohren fauchte immer noch in Hespers Richtung. Mit den Worten „Wingadium Leviosa" begann die Schüssel zu dem Kniesel zu fliegen und nach kurzem Mustern hörte dieser das erste Mal auf das Mädchen an zu fauchen. Es dauerte einige Minuten, dann war die Schüssel vor ihr komplett gelehrt und das Tier in einen tiefen, traumlosen Schlaf gefallen. Mit großer Vorsicht löste sie die Dornen aus seinem Fleisch und verband die Wunden notdürftig mit einem Taschentuch, welche sie im Winter immer bei sich trug. Achtsam brachte sie den schlafenden Kniesel zum Schweben und lief los. Zu ihrem Glück war Hagrids Hütte nicht weit von ihr, er musste nur zuhause sein. „Bitte Hagrid, enttäusche mich nicht". Je näher sie der Hütte kam umso deutlicher erkannte man den Rauch aus seinem Schonstein aufsteigen und desto erleichterter wurde Hesper. Vollkommen aus der Puste klopfte die jugendliche Hexe in ihren weniger magischen Alltagsklamotten an die schwere Tür. Mittlerweile hielt sie das magische Wesen ihn ihrem Arm. Von innen konnte man ein lautes Stampfen hören und ein „Ich komme schon" vernehmen. Hagrids Stimme war ruhig, wie immer. 

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Hey☺, ich weiß, die Kapitel kommen sehr unregelmäßig und auch in großen Abständen, ich hoffe, dass es sich bald ändert. 

Trotzdem eine Frage an euch ^^ : Was ist euer liebstes magisches Tierwesen? 

Did you need me? ~ Always! (Snape ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt