6. Kapitel

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"Hay kleine Maus...", murmelt Jisung, als sich eine der Katzen es sich auf seinen Schoß bequem macht.
Vorsichtig streicht er durch ihr Fell, sieht wieder in den Himmel, sieht sich die Sterne an.
Es kommt nicht oft vor, dass man in Seoul die Sterne sieht. Das weiß er noch von früher, aber wenn man sie sieht, dann ist es wunderschön.
Eigentlich sollte er schlafen, denn viel Schlaf hatte er jetzt nicht gerade.
Erst seit einer Woche ist er wieder da, doch nimmt ihn sein Job doch in Anspruch. Aber das ist okay.
Es macht ihm Spaß...auch wenn es nur Kellnern ist.
Sein größter Wunsch ist es immer noch Musik zu komponieren und diese zu schreiben. Sowie diese zu machen.
Einfach irgendwas mit Musik.
Mehr möchte er gar nicht...doch manchmal sollte man wohl seine Träume auch aufgeben.
Obwohl...
Er kann es nicht aufgeben. Er hatte es Felix versprochen.
Er hatte ihm versprochen, dass er an seinem Traum bleibt, diesen irgendwann wahr macht.
Kurz vor Felix seinem Selbstmord hatte Jisung es seinem besten Freund versprochen und auch wenn er viele von seinen versprechen nicht einhalten konnte, so möchte er wenigstens dieses einhalten.
Warum er auch mitten in der Nacht mit einer Katze auf dem Schoß auf dem Balkon kauert liegt wo auch an Felix.
Er hatte von seinem besten Freund geträumt und dann ist er wach geworden, hat angefangen zu weinen.
Kaum ist er in der Stadt wo er Felix am nächsten ist, fangen diese Träume wieder an.
Und erst jetzt wird ihm wieder so wirklich klar, wie sehr er Felix, seinen besten Freund, eigentlich vermisst.
Tief atmet er durch, streicht durch das Fell der Katze.
"Du musst Doongie sein, richtig?" murmelt er, krault ihren Kopf. "Ich bin übrigens Jisung..hay kleiner Schatz."
Sie sieht zu ihm hoch, legt den Kopf schief, eh sie sich nicht mehr weiter um ihn kümmert und rein in die Wohnung geht.
"Solltest du nicht schlafen?"
Jisung verdreht die Augen, sieht zu Minho, welcher zwischen Balkon und Wohnzimmer steht.
"Was interessiert es dich?"
"Es interessiert mich nicht, aber so langsam wird die Wohnung scheiße kalt und dazu klaust du mir meine Katzen. Dabei können sie nicht einmal einen leiden!"
"Anscheinend ja doch."
Jisung zuckt mit den Schultern, sieht dann wieder in den Himmel.
Minho atmet tief durch.
Wahrscheinlich wird er die nächste Frage sofort wieder bereuen, nachdem er sie gestellt hatte.
"Ist alles okay?"
Das Jisung über diese Frage überrascht ist muss er jetzt nicht sagen, oder?
Die letzte Woche haben sie sich eigentlich nur gegenseitig umbringen wollen.
Okay..
Jisung wollte Minho wegen seinen ganzen Bemerkungen einfach umbringen, aber doch konnte er sich erstaunlich gut zusammen reißen.
Minho konnte ihn noch nie leiden und hat es ihm gerne gezeigt.
Aber eines hatten sie immer gemeinsam gehabt..
Ihre Liebe zu Felix.
"Ich vermisse ihn."
Mit einer Antwort hat Minho tatsächlich nicht gerechnet. Schließlich ist er nicht wirklich nett zu Jisung.
War er noch nie.
Aus irgendeinem Grund konnte er Jisung noch nie leiden.
Schon als Baby fand er diesen schrecklich.
"Ich vermisse ihn so sehr, Hyung.", haucht Jisung, drückt seine Jacke fester an sich.
So langsam wurde ihm auch kalt.
Minho atmet tief durch.
Er wusste das er diese Frage bereuen würde, aber nicht wie sehr er sie bereuen wird.
Er kann den Idioten doch jetzt nicht alleine lassen, oder?
Der wird ja schon nicht vom Balkon springen, richtig?
Leise geht er zurück in die Wohnung. Eigentlich wollte er zurück in sein Zimmer, sich in sein Bett legen und friedlich schlafen.
Ach was sagt er da?
Er kann schon seit Jahren nicht friedlich schlafen.
Also nimmt er die Decke von der Couch, geht zurück zu Jisung und legt ihm die Decke um den Körper.
Überrascht sieht der blauhaarige zu seinem Hyung, schenkt ihm dann ein kurzes lächeln.
"Bilde dir nichts darauf ein, Han..Du bist mir immer noch scheiß egal."
"Hatte ich nicht vor, Lee...aber trotzdem danke."
Minho zuckt nur mit den Schultern, lehnt sich dann gegen das Geländer.
"Vermisst du ihn nicht?"
"Schmerz vergeht Jisung. Irgendwann merkt man es nicht mehr."
"Schmerz vergeht nicht, Minho. Man kann ihn unterdrücken, aber Schmerz vergeht nicht."
Der ältere zieht eine Augenbraue hoch, sagt jedoch nichts darauf.
"In den letzten fünf Jahren ist viel passiert, Jisung. Du solltest ihn los lassen."
"Es ist aber nicht einfach!"
"Du bist einfach nur zu schwach dafür...aus diesem Grund machst du dich mit deinem Kummer kaputt. Felix kommt nicht wieder, also wieso machst du nicht auch einfach weiter?"
Sprachlos sieht der blauhaarige seinen Hyung an.
Tatsächlich fiel ihm gerade nichts ein was er darauf sagen soll.
"Vermisst du ihn nicht auch nur ein wenig?"
Minho zieht eine Augenbraue hoch.
Er würde doch niemals vor Jisung zugeben das kein einziger Tag vergeht, an dem er nicht an seinen Bruder denken muss.
Vor allem nicht nach dem was er davor gesagt hat. Antworten wird er ihm darauf nicht. Aus dem Grund zuckt er nur mit den Schultern.
"Bist du wirklich so ein Arschloch oder tust du nur so?"
"Suchs dir aus. Gute Nacht."
Minho geht zurück in sein Zimmer, wirft sich auf sein Bett, nachdem die Tür zugefallen ist.
Soonie legt sich auf seine Brust, genießt seine Streicheleinheiten.
"Ich vermisse ihn so sehr, Soonie...so sehr.." haucht er leise, beißt sich fest auf die Zunge, als die Tränen den Kampf gegen seinen Willen über seine Wangen laufen.
Jisung dagegen geht zurück in die Wohnung, läuft direkt gegen Hyunjin, welcher ihn verschlafen an sieht.
"Hay Sungie..wieso bist du denn noch wach? Es ist mitten in der Nacht."
Der jüngere schlingt die Arme um Hyunjin, drückt sich an ihm.
Sofort ist dieser hellwach, schlingt die Arme um den Jungen welcher gerade in Tränen ausbricht.
Fest hält Hyunjin ihn in seinem Arm, lässt ihn weinen.
"Ich bin da, Jisung. Es ist alles okay. Lass es raus...Lass es einfach raus.. ich halte dich."
Jisung weint immer mehr, macht Hyunjins Schlafshirt nass..
Doch gerade kümmert es beide nicht...

Heartless Love (Changlix/Minsung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt