Als die Herrscher Twos verliessen, kein Ende nahm das Blutvergiessen.
Wohin kein Blick der Spinne fällt, ihr Versteck in andrer Welt.
Wo alle acht der Augen blind, geboren wurde Kind um Kind.
Alle Herrscher, dort verschollen. Kein Respekt dem Schicksal zollen.19. Januar 2011 - Berlin, Deutschland, Modo
Scherben lagen über den Wohnzimmerboden verstreut. Ein Mann hatte den Spiegel eben mit der Faust zerschlagen. Den Teufel darin hatte er nicht getroffen.
Über einen Kerzenständer, auf dem die jüngsten Wachsrinnsale noch erstarrten, wölbten sich zwei blasse Gesichter. Sie sassen einander am Esstisch gegenüber. - Der Mann, der sich die verletzte Hand verband und die Frau, die mit leerem Blick auf ein Stück Papier starrte, im Schoss eine Schreibfeder umklammernd.
Plötzlich flackerten die Lampen im Flur. Die Flamme der Kerze erlosch. Nur noch der Mond schien durch die kalten Fenster. Dies schreckte das Paars auf und beide zuckten zusammen. Es war lange her, dass sie die Dunkelheit hatten fürchten müssen. Sie waren töricht genug gewesen, sich in Sicherheit zu wägen. Doch selbst in dieser Welt war anderes für sie vorgesehen...
Heute war Vollmond, die Portale standen offen und schenkte man dem Teufel Glauben, so würden sie heute sterben. Und doch war dies ihre geringste Sorge.
Der Mann schlang die Arme um sich und stand auf. »Wir können es nicht länger herauszögern.« Er trat an die Fensterbank und nahm eines der gerahmten Fotos an sich. »Entweder wir tun es, du unterschreibst... oder wir gehen einfach-« Seine Stimme brach ab. Voll Trauer starrte er auf das Bild in seiner Hand.
Der Blick der Frau war auf das Dokument vor ihr geheftet. - Von Hand geschrieben, jeder einzelne, schwungvolle Buchstabe gespiegelt. »Du hast den Vertrag noch immer nicht verbrannt«, stellte sie nüchtern fest.
Seine Kiefer mahlten, doch entkräftet senkte er den Kopf. Er brauchte nichts zu sagen.
Die Frau nickte. »Dann schliessen wir also einen Pakt mit dem Teufel...« Zittrig holte sie Luft, dann legte sie den Federkiel der Schreibfeder an ihren Unterarm und drückte zu. Die Stahlkappe der Feder glitt in ihr Fleisch, bis langsam das Blut den Kiel hinaufzukriechen begann. »Verflucht sei die Spinne«, zischte sie, während sie ihren Vertrag unterschrieb. Spiegelverkehrt und in roten Lettern prangte ihr Name unter dem Fliesstext. Als die Buchstaben vor ihren Augen zu verschwimmen begannen, blickte sie zu ihrem Mann auf. »Komm, verabschieden wir uns von ihnen.«
Ehe er ihr antworten konnte, drang aus weiter Ferne das Bellen eines Fuchses an sein Ohr. Ein Tierlaut, der eine unheimliche Ähnlichkeit mit einem menschlichen Schrei besass. Die alten Ängste liessen ihm erneut das Blut in den Adern gefrieren. - Jetzt schon?! Nein, er hatte sich das sicher eingebildet... Und dann gingen auch die Lichter im Flur aus.
Der Mann nahm der Frau den Vertrag aus den Händen und drückte ihr stattdessen den Bilderrahmen in die Finger. »Zu spät. Wir müssen los. Jetzt! Komm!«
Sie konnten sich nicht verabschieden. Ihre Zeit war um.
~
Die umliegenden Strassenlaternen flackerten und die nahe Autobahn lärmte in unregelmässigem Takt dazu. In der Heimatwelt des Paars waren Nächte still und dunkel, nur erhellt von Monden und Sternen. Dort gehörte die Nacht anderen Wesen. Diese Schwärze war jenen vorbehalten, deren Herzen dunkel und die Seelen verdorben waren. Die Nacht gehörte allem Bösen. - Gesetz der Harmonie hatten sie das genannt... Und heute galt dieses auch für Modo, denn etwas Mächtiges war durch das Portal gekommen. Und es machte Jagd auf sie.
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Twos - Ein Märchen von Sommer und Winter - Neue Fassung (3)
FantasyAls die Herrscher Twos verliessen, kein Ende nahm das Blutvergiessen. Wohin kein Blick der Spinne fällt, ihr Versteck in andrer Welt. Wo alle acht der Augen blind, geboren wurde Kind um Kind. Alle Herrscher, dort verschollen. Kein Respekt dem Schick...