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Im Vorraus schon mal: Ich habe echt nichts gegen den Namen Chantal! ;D


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"Das oder das?", frage ich schüchtern und halte Leo zwei Kleider hin. Ohne zu zögern zeigt er auf das blaue. Ich betrachte es noch einmal eingehend und verziehe das Gesicht. "Sicher?", frage ich und er nickt. "Es ist perfekt. Zieh es an." "Also gut", sage ich und verziehe mich in die Umkleidekabine und ziehe mich um. Vorsichtig öffne ich den Vorhang wieder und meine Augen schweifen suchend durch den Raum. Ein eisblonder Kopf mit dunklem Ansatz lässt mich eine Sekunde erstarren. Ich drehe mich schnell um und reiße den Vorhang hinter mir zu. Shit. Wieso muss die ausgerechnet heute schwänzen? Vanessa kann mich nicht leiden und ich auch nicht sie. Sie ist eine Lästertante und weiß über jeden Tratsch bescheid. Sie ist beliebt und hat nur Stroh unter ihrer Schädeldecke. "Lou?", ruft eine Stimme auf der anderen Seite des Vorhangs. Leo. "Pscht", zische ich panisch und öffne den Vorhang einen kleinen Spalt. Er grinst mich direkt an. "Zeig dich!", sagt er schwungvoll. Mit warnendem Blick schaue ich ihn an und deute bedeutsam mit dem Kopf in Vanessas Richtung. Sein Blick wandert zu ihr und er runzelt die Stirn. Dann schaut er mich wieder an. "Kennst du die? Wer ist das? Und jetzt sag bitte nicht, sie heißt Chantal, sonst schreie ich", sagt er todernst und ich kann mir ein Kichern nicht verkneifen. "Nein, sie heißt Vanessa und sie darf mich nicht sehen", flüstere ich. Er wirft ihr noch einmal einen amüsierten Blick zu und öffnet dann den Vorhang noch ein Stück und drückt sich an mir vorbei in die enge Kabine. Überrascht und peinlich berührt stehe ich nur einen halben Meter von ihm entfernt. Seine Augen fahren über meinen Körper und werden ein klein wenig größer. "Es... es ist perfekt", murmelt er und schaut mir in die Augen. Ich werde rot und weiche dem Grün aus. Leo lacht und nimmt meine Hand. Ich schaue auf und weiß nicht wie ich mich verhalten soll. "Darf ich zum Tanz bitten?", fragt er und deutet eine leichte Verbeugung an. Ich lächle und knickse. "Aber gerne doch", sage ich und er lacht mich an. Das Grün in seinen Augen funkelt. Ich lasse seine Hand los und sage: "Ehm... ich ziehe mich mal wieder um." "Okay", meint er und macht keine Anstalten zu gehen. Ich ziehe die Augenbrauen hoch. "Leonard, das war eine höfliche Aufforderung sich zu verziehen.", sage ich und schupse ihn hinaus. Ich meine ihn sogar lachen zu hören. Kopfschüttelnd öffne ich den Reißverschluss. "Hi", höre ich eine weibliche mir bekannte Stimme vor der Kabine säuseln. Vanessa. Diese schleimige Anmachstimme ist unverkennlich. Ich versuche mich aus dem Kleid zu pellen. "Hey", erwidert Leo. Ich stoppe in meiner Bewegung lausche auf. Der Vorhang einer Kabine neben mir wird geöffnet und wieder zugezogen. Es ist still. Nur die moderne Hintergrundmusik des Ladens liegt mir in den Ohren. Ich mache mich wieder daran das Kleid auszuziehen. Leo hat Recht es ist perfekt. Es sitzt einfach super und es lässt meine Figur fraulich wirken. Ich lächle zufrieden und hänge es wieder auf den Kleiderbügel. Wieder dringt das Rascheln des Vorhangs neben mir zu meinem Ohr. "Hey, kannst du mir gerade mal mit dem Reißverschluss helfen?", flirtet Vanessas Stimme gerade und ich bekomme einen leichten Würgereiz. "Ehm. Okay.", sagt Leo kurz angebunden und distanziert. Sie kichert. "Danke, echt cool von dir", sagt sie. Er erwidert gar nichts aber er käme nicht einmal dazu etwas zu sagen, selbst wenn er wollte, denn sie redet schon weiter: "Wie findest du das?" Kurze Stille. "Schön", sagt er, doch seine Stimme ist abweisend. Wieder angespannte Stille. "Okay", sagt sie zickig und der Vorhang wird zugezogen. In mir breitet sich eine wohlige Welle der Genugtuung aus. Was tue ich hier eigentlich? Ich mustere mich in dem Spiegel an der Wand. Da stehe ich in Unterwäsche in einer Kabine und freue mich darüber, dass Leo Vanessa einfach so abgewiesen hat. Das ist mir noch nie passiert. Komische Situation, aber ein richtig tolles Gefühl. Ich fühle mich schön. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel. Ich runzle die Stirn und greife dann schnell nach meinen Klamotten und ziehe mich an. Neben mir wird der Vorhang wieder aufgerissen und stolzes Klappern von hohen Schuhen rauscht vorbei. Kurz darauf steckt Leo den Kopf herein. Sein Gesicht verzerrt. "Urgh", ist alles, was er sagt. "Das wolltest du nicht sehen." Jetzt will ich es wissen. "Was?", frage ich. Er wehrt ab und schüttelt den Kopf. "Sag schon!", rufe ich. Geschlagen schaut er mich an und öffnet den Vorhang ganz. "Okay also, stell dir dieses blaue Kleid fünf Nummern zu klein an einem blondiertem Busenmonster vor, wo alles herausquillt. Das ist kein schöner Anblick, das kann ich dir sagen." Ich lache und verdecke instinktiv meine Augen mit meinen Händen und gebe einen Würgelaut von mir, der in einem Kichern endet. Dann schaue ich noch einmal nach, ob die Luft rein ist und gehe aus der Umkleide.


Ich stehe vor dem Spiegel und betrachte mich. Ich habe das blaue Kleid an und meine frisch gewaschenen Haare fallen sanft auf meinen Rücken. Ich habe mich dazu entschieden sie offen zu lassen. Erstens, weil ich es schöner finde, und zweitens, weil ich hoffe, dass man mich dann nicht so schnell erkennen wird, wenn jemand dort wäre, der mich kennen könnte. Ich atme einmal ganz tief durch. Was wird mich eigentlich heute Abend erwarten? Ich habe keine Ahnung, was er tanzt und auch nicht wo oder was für eine Tanzrichtung es ist? Ist es Ballett oder HipHop? Oder Jazz oder Tango? Ich weiß es nicht. Aber irgendwie traue ich mich nicht zu fragen. Ich spreche nie gerne übers Tanzen. Ich werde mich überraschen lassen. Ich weiß eigentlich ja überhaupt nichts über Leo. Mich überkommen Zweifel. Was tue ich hier überhaupt? Bin ich verrückt? Ja, ein bisschen. Ich tue genau das richtige. Entschieden richte ich mich auf und werfe einen letzten Blick in den Spiegel. Ein hübsches selbstbewusstes Mädchen schaut mir entgegen, doch ihre blauen Augen erzählen ihre eigene Geschichte. Ich schließe die Augen und wende mich ab. Leo steht in der Tür. Ich habe ihn gar nicht bemerkt. Peinlich. Ich kann sein Gesicht nicht deuten. „Können wir?", fragt er und räuspert sich. Dann dreht er sich um und ich folge ihm.


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Ja hi, sorry, es kam echt schon seit längerer Zeit nichts mehr und das Kpie hier ist nicht sooo lang, aber ich wollte euch nicht länger warten lassen ^-^

Schreibt in die Kommis, was ihr so über das Buch denkt und wenn ihr wollt auch irgendwelche Ideen, wie es womöglich weitergeht ;)

Ich bin gespannt! *-*

Bis bald! <3

Lu ; )

ArabesqueWo Geschichten leben. Entdecke jetzt