Kapitel 11: Strategie

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Überglücklich spazierte ich aus dem Hotel in Monaco. Es war Mittwoch und ich war extrem aufgeregt, wegen des bevorstehenden Trainings.

Andreas hatte mich angerufen, dass ich ins Motorhome kommen sollte. Eine Frage brannte mir auch schon auf der Zunge, denn wir waren hier in Monaco.

Auch wenn heute erst Mittwoch war, herrschte schon ein ziemliches Chaos im Paddock. Jeder wollte Fotos machen oder einfach mit den Fahrern reden.

"Hallo." Jemand stupste mich an. Als ich mich umdrehte, sah ich einen kleinen Jungen vor mir. Sein Vater stand etwas daneben und zwinkerte dem Jungen zu.
"Können wir ein Foto machen?"

Mein Gesicht erhellte sich.
"Klar doch!" Glücklich beugte ich mich zu ihm runter, während sein Vater das Foto schoss.
"Danke.", meinte er schüchtern und lächelte mich an.

"Kein Problem." Zum Abschied umarmte ich ihn noch kurz, bevor er mit seinem Vater weiterging.

Wenig später fand ich mich aber schon im Motorhome wieder. Andreas sollte gleich kommen.
Ich war immer noch aufgeregt.

"Also, Daniel hat dir schon alles erzählt, oder?" Andreas sprach auf Deutsch mit mir, was mein Hirn zuerst komplett verwirrt hatte.
"Achso ja.", beeilte ich mich also zu sagen.

"Also deinen Rennanzug hab' ich hier. Du wirst mit seinem Auto fahren, auch wenn das wegen der Größe noch etwas angepasst werden muss." Er deutete auf einen Kleidersack, welcher an der Wand hing.
"Schuhe und Helm werden noch vorbeigebracht."

"Ich hab' eine Frage." Verunsichert sah ich Andreas an. Es war nicht meine eigentliche Frage, dennoch wollte ich es unbedingt wissen.
Andreas sah mich auffordernd an.

"Naja, also ich weiß ja, dass jeder seinen Helm selber designen darf. Nachdem sich das bei mir nicht mehr ausgeht, wollte ich fragen, ob er denn wenigstens eine coole Farbe hat?"

Andreas fing an zu lachen.
"Daniel meinte schon, dass du einen Standardhelm nicht mögen würdest."

"Daniel? Was hat er denn damit zu tun?" Verwirrt sah ich den Teamchef an.
"Er hat deinen Helm designt.", antwortete Andreas.

"Hast du sonst noch Fragen?" Er sah mich abwartend an.
"Ja, also... wir sind hier in Monaco. Was ist, wenn ich einen Unfall baue?" Unsicher sah ich ihn an.

"Nun ja, wir hoffen, dass das nicht passiert." Er sah mich streng an.
"Wird es nicht." Ich nickte mit dem Kopf, um ihm zu vergewissern, dass ich keinen Unfall bauen würde.

Genau im selben Moment klopfte es an der Tür und sie ging auf.
"Hey Andreas, Sandra's Helm und Schuhe sind da." Daniel hielt die beiden Sachen in der Hand, bemerkte mich aber im ersten Moment nicht.

"Du kannst sie ihr gleich geben. Ich muss jetzt sowieso so los. Wir sehen uns. Bis morgen Sandra." Der Teamchef verabschiedete sich von mir, woraufhin sich Daniel's Kopf in meine Richtig drehte.

"Du bist hier.", stellte er fest.
"Sieht ganz so aus.", antwortete ich und grinste.
"Hier... Ich hoffe das gefällt dir. Ich hab' mir nämlich extra viel Mühe gegeben."

Er hielt mir den Helm vor die Nase. Er war in einem dunklen rosa und hatte viele Details. Unter anderem standen darauf Sprüche, welche ich über Funk gesagt hatte.
Der Helm glitzerte an einigen Stellen und ich war wirklich schockverliebt in ihn. Am besten gefiel mir jedoch, dass oben ganz fett mein Name stand.

"Oh mein Gott.", flüsterte ich nur und starrte auf den Helm.
"Danke Daniel. Danke danke danke." Ich stellte den Helm neben mir auf einem Tisch ab und fiel Daniel um den Hals.

"Du bist der Beste.", nuschelte ich gegen seine Brust.
"Ich weiß, ich weiß.", lachte er und drückte mich an sich.
"Danke, dass ich mit deinem Auto fahren darf." Kurz sah ich zu ihm hoch.

"Wehe dir du baust einen Unfall." Daniel sah mich streng an.
"Werd' ich nicht." Ich grinste.

"Ich werde dir einfach blind vertrauen, obwohl du mir schon etwas rasant vorkommst."
"Wer bremst, verliert." Das war schon immer meine Devise gewesen. Selbst im Kartsport war ich damals ziemlich riskant gefahren. Gewonnen hatte ich trotzdem. Außerdem hatte ein Kumpel von mir den Spruch damals zu seinem Fahrprüfer gesagt, ist aber gleich danach durchgeflogen.

"Du weißt, dass Strategie auch mitspielt, oder?" Daniel sah mich stutzig an. Wir standen immer noch Arm in Arm und wenn man uns nicht kennen würde, könnte man denken glatt, wir wären ein Paar.

"Man muss nur schnell genug sein, dann ist die Strategie ein Kinderspiel." Ich zwinkerte ihm zu, woraufhin er grinste.
"Du bist lustig.", kommentierte er mein Verhalten.

Tatsächlich fühlte ich mich bei Daniel so wohl, dass ich mein ganzes Wesen an ihm auslassen konnte.
Es machte mich total glücklich, dass Daniel kein Problem damit hatte und mich sogar recht gut zu verstehen schien.

"Danke, aber das hab' ich schon gewusst." Schulterzuckend wand ich mich aus der Umarmung. Wären wir noch länger so dagestanden, wäre ich womöglich durchgedreht und hätte etwas ziemlich Dummes getan.

"Das mag ich an dir." Daniel sah mich an, wobei mich dieser Blick echt verunsicherte.
"Was?", fragte ich also.
"Dass du dich etwas sagen traust. Weißt du, viele bekommen ihre Klappe nicht auf. Du sagst mir immer deine Meinung und das gefällt mir."

Wow, Daniel wusste wirklich, wie er mein Herz zum Schmelzen bringen konnte. Zuerst nannte er mich süß und dann, dass er etwas Bestimmtes an mir sehr gern mochte.

"Schau mich doch nicht so an. Ich hab' doch nichts Schlimmes gesagt." Der Australier schmunzelte, denn ich hatte ihn einfach nur angestarrt.

"Wie lange wollen wir eigentlich noch hier stehen bleiben?" Unsicher sah ich hoch zu ihm.
"Von mir aus könnte ich den ganzen Tag mit dir verbringen, aber das würde wohl auf Dauer langweilig werden."

"Mit mir wird es nie langweilig." Zuversichtlich sah ich ihn an.
"Ich weiß... ich wollte es nur von dir hören." Währenddessen er das sagte, hatte er sich umgedreht und war Richtung Tür gegangen.

"Warte auf mich." Etwas überrumpelt schnappte ich mir Helm, Schuhe und Rennanzug. Hier lassen wäre blöd.
"Du kannst das bei mir reintun." Daniel nahm mir alles aus der Hand, woraufhin ich verdattert stehen blieb. Er ging einfach davon damit, als wäre es so selbstverständlich.

Ich war wirklich auf bestem Wege, mich unsterblich in Daniel zu verknallen. Doch etwas musste ich mir schwören.

Ich wollte mir auf keinem Fall das Herz von ihm brechen lassen.

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