Kapitel 2: Daten

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Der morgige Tag würde sicherlich spannend werden. Ich würde von der Garage aus das Training verfolgen und zwei Profis am Werk zusehen können.

In meinem Zimmer verbrachte ich die ganze Zeit damit, mein Auftreten zu üben. Ich wollte einfach, dass mich die Menschen als gleichwertiges Teammitglied von McLaren wahrnahmen.

Ich entschied mich später trotzdem dazu, in das Hotelrestaurant zu gehen, da ich doch ziemlich großen Hunger hatte. Jemand hatte wohl die gleiche Idee, denn als die Fahrstuhltüren sich gerade schließen sollten, kam in letzter Sekunde noch jemand rein.

Es war nicht Lando, sondern jemand ganz anderes. Mick Schumacher. Wir hatten nie sonderlich viel miteinander geredet, als wir letztes Jahr beide Formel 2 gefahren waren.

"Hallo Sandra.", brach er die Stille zwischen uns. Ich nickte ihm zu und lächelte ihn kurz an. "Wie kommt es, dass wir uns noch nie richtig unterhalten haben, ich meine, wir waren beide zwei Jahre lang in der Formel 2."

"Naja, ich schätze wir beide hatten einfach Besseres zu tun." Schulterzuckend sah ich zu Mick. "Wolltest du auch etwas zu Essen haben?", wollte er dann wissen.

"Ja, ich habe ziemlichen Hunger, wobei ich mir sicher bin, dass das Essen hier nicht so gut schmeckt, wie zu Hause." Schmunzeld lief ich neben Mick durch die Lobby.

"So schlecht wird es wohl nicht sein."

Im Restaurant angekommen schnappten wir uns erstmal Teller und beluden diese mit Bergen von Essen. Auf der Suche nach einem Tisch, entdeckte ich Lando, welcher genüsslich eine Gabel mit Nudeln in seinen Mund schob.

"Hey, da ist Lando, lass uns zu ihm gehen." Mick voran ging ich zu besagtem Tisch und winkte nebenbei auch noch.

Lando fing mit vollem Mund an zu grinsen und winkte uns ebenfalls zu.

"Wie ich sehe hatteset du auch Hunger. Können wir dir Gesellschaft leisten?", stellte ich fest. Lando nickte übertrieben und schluckte sein Essen runter.

Mick und ich setzten uns zu ihm und fingen auch an zu essen. "Mick Schumacher, nicht wahr?" Lando sah Mick erfreut an.

"Ja, schön dich kennenzulernen." Die Beiden verstanden sich ziemlich gut.

Plötzlich beugte sich Mick zu mir. "Lass uns Lando ein bisschen verarschen und Deutsch reden." Schon als er mir das zugeflüstert hatte sprach er Deutsch. Grinsend sah ich ihn an und nickte.

Lando war verwirrt, zuckte aber dann mit den Schultern und aß weiter.

"Was hälst du eigentlich von Einhörnern?", fing Mick an, woraufhin ich losprusten musste. Einhörner? War ihm denn nichts besseres eingefallen, um Lando zu verarschen?

"Ganz niedliche Tiere. Bist du nicht auch der Meinung, dass aus ihrem Hinterteil Regenbögen rauskommen?"

Lando sah ziemich verstört aus, denn dieses Gespräch zog nicht nur seine Aufmerksamkeit auf sich. Auch die Leute um uns herum warfen uns genervte Blicke zu, die wir aber ignorierten. Die Situation mit Mick war einfach zu witzig, um jetzt aufzuhören.

"Ok es reicht, über was zur Hölle redet ihr bitte." Lando sah schmollend zu uns. Daraufhin beschlossen wir, mit dem Witz aufzuhören.

"Du hast noch viel zu lernen. Vorallem mit einer Österreicherin im Team, solltest du noch ein paar Wörter lernen.", meinte Mick und grinste von einem Ohr bis zum Anderen.

"Hä?" Lando verstand nichts und sah mich fragend and.

"Naja, ich fluche ziemlich viel, egal wann, egal wo. Und ähm... wenn es keiner versteht umso besser."

Es gab etliche Best-Of-Videos von mir, wie ich während des Fahrens fluchte. Viele Menschen schienen das wohl als amüsant zu empfinden, was ich irgendwie verstehen konnte. Ich fluchte absolut zu jeder Zeit, egal was auf der Strecke gerade passiert war.

"Ich hoffe du wirst nicht über mich fluchen." Lando schob sich eine weitere Gabel Nudeln in den Mund.

"Bestimmt nicht.", versicherte ich ihm und zwinkterte ihm zu. Er fing an zu grinsen und machte eine übertriebene Geste, indem er sein Auge zudrückte und mit dem Kop nickte. Ich musste schmunzeln.

*******

Später am Abend lag ich auf dem Bett und wollte mir irgendwas im Fernseher anschauen, als es an der Tür klopfte.

Während ich die Tür öffnete, fiel mir ein, dass ich nicht gerade gut aussah. Übergroßes T-Shirt und eine zu große Jogginghose. Meine Haare hatte ich zu einem Dutt hochgesteckt.

Lando starrte mich erstmal nur an. "Wolltest du schon schlafen gehen?"

"Ähm... nein eigentlich nicht, mir war nur langweilig und ich weiß jetzt auch noch nicht, was ich machen soll." Lando nickte und sah hinter mich, woraus ich schließen konnte, dass er ins Zimmer wollte. Daraufhin ließ ich ihn ins Zimmer und schloss hinterher die Türe.

"Wie wärs wenn wir Playstation spielen?" Lando zog hinter seinem Rücken besagte Konsole hervor. Ich staunte nicht schlecht, musste dann aber grinsen und nickte freudig.

Sofort schloss er die Playstation an den Fernseher an und legte ein Spiel ein. Logischerweise eines, worin es um Autorennen ging.

Danach drückte er mir einen Controller in die Hand und wir setzten uns aufs Bett, um zu starten. Zuerst erklärte er mir noch, wie die Steuerung funktionierte. Es stellte sich aber heraus, dass es doch einfacher war, als gedacht. Nach etlichen Runden stand fest, wer eindeutig mehr Zeit mit solchen Spielen verbrachte.

Lando hatte vielleicht drei unserer Rennen gewonnen, während ich als klarer Sieger hervorging. Schmollend legte er den Controller neben sich ab und sah mich gespielt böse an.

"Hey, was kann ich denn dafür? Ich dachte du würdest gewinnen, immerhin.." Es wollte mir einfach kein gutes Argument einfallen. Lando boxte mich dafür spielerisch in den Arm.

"Lass uns schlafen gehen, morgen ist Training und ich will ausgeschlafen sein." Ich stand auf, um ins Badezimmer zu gehen und mir ein anderes T-Shirt zum Schlafen anzuziehen. Als ich mit meiner Zahnbürste im Mund zurückkam, war Lando immer noch hier.

Nur, dass er nicht wach war, er hatte sich in mein Bett gekuschelt und schlief friedlich mit meiner Decke. Was hatte ich verpasst? So lange war ich doch gar nicht im Badezimmer? Wie konnte ein Mensch so schnell einschlafen? Oder tat er nur so als ob?

Seufzend ließ ich mich auf der anderen Bettseite nieder und deckte mich zu. Ich ließ den ganzen Tag nochmal Revue passieren. Ich hatte mich das erste Mal richtig mit Mick Schumacher unterhalten und hatte Lando Norris mit ihm verarscht. Niemals hätte ich mir das von dem Saisonbeginn erwartet. Mick's Vater war schon immer eines meiner Vorbilder. Nur einen konnte er nicht übertreffen und das war Sebastian Vettel. Wie hatte ich es damals geliebt sonntags den Fernseher einzuschalten und ihn gewinnen zu sehen...

Morgen war Training und ich wollte dem Team unbedingt beweisen, dass sie keinen Fehler gemacht hatten, mich auszuwählen.

Bevor ich verschlafen sollte, schaltete ich schnell noch einen Wecker ein, um morgen ja rechtzeitig zur Rennstrecke zu kommen. Wenn ich aber doch verschlafen sollte, würde ich ziemlich blöd dastehen, da ich wie gesagt einen guten Eindruck hinterlassen wollte.

Weitere Gedanken und Sorgen versanken schließlich in meinem Schlaf.

Race this LapWo Geschichten leben. Entdecke jetzt