3 || Natasha Romanoff

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Dich stört es nicht im geringsten, dass deine Tasche ein Bild von der Wand holt und der Rahmen dessen zerbricht, als du sie mit voller Wucht in eine Ecke schleuderst. Seit langem hattest du nicht mehr so einen beschissenen Tag gehabt und alles was du willst ist dich im Bett verkriechen und deine Ruhe haben. Mit dem Gesicht voran springst du auf dein Bett und sobald du dich in deinem Kissen vergraben kannst, laufen dir auch schon die ersten Tränen die Wangen hinunter. Dich interessiert es nicht und du lässt deinen Emotionen freien Lauf. Gedämpft tönen deine Schluchzer durch das Zimmer und du bist froh, dass außer deinem Bruder niemand auf der Etage wohnt. So kann dich zumindest keiner hören.

Eine halbe Stunde später hast du dich wieder etwas beruhigt und es sogar geschafft, deinen Laptop hervorzukramen und eine Serie anzumachen. Als es an der Tür klopft, drückst du schnell die Stopptaste und wischt dir nochmal ein paar vereinzelte Tränen von der Wange. „Ja?" fragst du. „Na Schwesterherz, bereit fürs Abendessen?" streckt Tony seinen Kopf durch die Tür. „Heute lieber nicht, tut mir leid" willst du ihn abwimmeln und versuchst dich dabei sogar an einem kleinen Lächeln. „Wie? Wir essen doch immer zusammen. Ich sehe dich doch sonst gar nicht mehr!" beschwert er sich und öffnet nun komplett die Türe. „Ich weiß, ich weiß. Heute war ein ziemlich mieser Tag und ich würde jetzt am liebsten einfach für mich allein sein" murmelst du. „Oh das tut mir leid. Aber gerade dann wird dir doch ein bisschen Gesellschaft gut tun, Ablenkung und so. Ich erwarte dich unten in 5 Minuten und keine Ausrede" zwinkert er dir zu. Als er geht, lässt er natürlich die Türe offen stehen. Wie du sowas hasst!

Dir bleibt nichts anderes übrig, als aufzustehen. Trotz deines Lieblingspullis fühlst du dich nicht richtig wohl, als du ins Bad läufst. Dort musst du zudem noch feststellen, dass du dich nicht nur schrecklich fühlst, sondern auch so aussiehst. Deine Wimperntusche ist über dein gesamtes Gesicht verteilt und deine Augen sind rot geschwollen. Ein bisschen kaltes Wasser hilft zumindest bei Letzterem. Nichtsdestotrotz musst du noch deine Abschminktücher zur Hilfe nehmen, damit du nicht komplett einem Zombie gleichst.

Die anderen bemerken kaum, dass du den Raum betrittst und selbst als du dich an deinen Platz setzt, schenkt dir nur Natasha dir gegenüber ein warmes Lächeln. „Ah, wer hat sich denn da erbarmt und beschlossen uns mit ihrer Anwesenheit zu beglücken?" begrüßt dich dein Bruder, welcher dich jetzt auch wahrgenommen hat. „Witzig" gibst du trocken zurück. Wortlos stellst du ihm deinen Teller hin und er schöpft dir von dem Auflauf, der in der Mitte des Tisches steht. „Jetzt erzähl' mal, was ist heute denn so Schreckliches passiert? Muss ich jemanden verprügeln gehen?" lacht Tony neben dir. Anscheinend ist ihm immer noch nicht aufgefallen, dass es dir echt dreckig geht. „Ich will nicht darüber reden, Tony" antwortest du ihm, möglichst leise. Natasha, Steve und Wanda hören eurem Gespräch zu und somit sind dir das schonmal 3 Leute zu viel. „Okay okay, ich hab's verstanden. Hat da jemand wohl seine Tage, hm?" versucht er dich nochmal aufzumuntern, doch du schenkst ihm nur einen vernichtenden Blick. Wanda und Steve lachen, reden dann mit Tony über ein anderes Thema weiter. Natasha stupst dich sanft unter dem Tisch an, so dass du aufblickst und ihr geradewegs in die Augen schaust. „Alles okay?" fragt sie leise. „Ja ja, wird schon wieder" wimmelst du sie ab und widmest dich dann wieder deinem Essen. Für die restliche Zeit starrst du auf deinen Teller und sobald die erste Person anfängt aufzuräumen, springst du förmlich auf, stellst deinen Teller in der Küche ab und verschwindest möglichst unauffällig aus dem Raum. Dass Natasha dir nachdenklich hinterherschaut, fällt dir nicht auf.

Auf direktem Wege begibst du dich wieder in dein Zimmer, mit der Absicht, dich wieder mit deiner Serie abzulenken. Allerdings fällt dein Blick auf den zerbrochenen Bilderrahmen, der noch immer auf dem Boden liegt. Stumm lässt du dich auf deine Matratze fallen und kannst deinen Blick nicht davon abwenden. Es zeigt dich und deinen jetzigen Ex-Freund, an eurem einjährigen Jahrestag.

Du weißt nicht wie lange du dieses Foto angestarrt hast, aber irgendwann reißt dich ein Klopfen aus den Gedanken und du wischt dir schnell die Tränen aus dem Gesicht, die sich schon wieder aus deinen Augen gelöst hatten. „Hey" hörst du Natasha's Stimme und du siehst ihre roten Haare in der Tür erscheinen.

Als sie ihren Kopf um die Ecke streckt und dich so sieht, bittet sie nicht einmal darum, hereinkommen zu dürfen, sondern schließt einfach die Tür hinter sich und setzt sich vorsichtig neben dich auf dein Bett. Ohne einen weiteren Kommentar legt sie einen Arm um dich, um dir beruhigend über den Rücken streichen zu können. Erleichtert lehnst du dich an sie und lässt deinen Tränen erneut freien Lauf. Du weißt, dass du diese bei ihr nicht zurückhalten musst.

Bestimmt einige Minuten sitzt ihr so da. Und auch als dein Schluchzen leiser wird, drängt sie dich nicht, sondern lässt dir die Zeit, die du brauchst. Obwohl sie nie wirklich gefragt hast, weißt du, dass sie gerne wissen würde, was passiert ist. Deshalb gibst du dir einen Ruck und fängst mit zittriger Stimme an zu erzählen.

„Schon heute Morgen, auf dem Weg zur Arbeit hat der ganze Schrott begonnen. Mein Wecker hat nicht geklingelt, ich bin eine halbe Stunde zu spät gekommen und da mein Chef heute anscheinend auch mit dem falschen Fuß aufgestanden ist, war ich natürlich ein gefundenes Fressen. Dem Berg auf meinem Schreibtisch kam die Stunde, die ich dann später anfing zu arbeiten, logischerweise auch nicht gut und ich habe dann zwei Überstunden machen müssen. Weshalb ich dann wiederum eine halbe Stunde zu spät bei Luke aufgekreuzt bin. Als wäre das alles nicht genug, hat er dann heute auch noch mit mir Schluss gemacht." Erschöpft sackst du noch ein Stückchen mehr zusammen.

Natasha neben dir spannt sich an, als sie das hört. „Ich hatte gehofft, dass er mir den Tag vielleicht ein bisschen rettet oder einfach nur für mich da ist aber nein- er saß mit ernstem Gesicht auf der Couch und hat mich um ein Gespräch gebeten. Aus dem Gespräch wurde eine Diskussion, aus der Diskussion ein lautstarker Streit... «Das zwischen uns hätte noch nie funktioniert» war sein Lieblingssatz während diesen zwei Stunden" murmelst du. „Aber- warum hat er eure Beziehung beendet? Ihr habt doch so gut zusammen gepasst" wundert sich die Rothaarige, nicht ganz sicher wie sie reagieren soll.

„Dachte ich auch- ich meine, wir hätten unseres 3-jähriges in zwei Monaten gefeiert. Man, Natasha, wir haben uns nach einer gemeinsamen Wohnung umgeschaut! Er hat nicht was beendet, was nur ein paar Monate ging, sondern was Tiefgründiges! Und das Schlimmste ist, dass ich immer noch nicht wirklich weiß, warum. Dass er der Meinung ist, dass es nicht mehr funktioniert, habe ich auch noch verstanden. Der Frage, ob er mich denn nicht mehr liebt, ist er ausgewichen und so langsam habe ich eine Ahnung bekommen. Und als ich ihn gefragt habe, ob er jemand anderen hat, hat er sich aufgeregt, dass ich ihm sowas vorwerfe. Aber er musste nicht antworten, ich dachte schon länger, dass er mich betrügt. Ich wollte es bloß nicht wahrhaben...". Erneut entkommt dir ein Schluchzer.

„Okay, mir reicht's jetzt. Wo wohnt der Mistkerl? Ich gehe höchstpersönlich vorbei und zeige ihm, was er verdient. Wie kann er es wagen!". Vor Aufregung ist sie aufgesprungen und hat ihre Hände schon zu Fäusten geballt. Ungewollt musst du lächeln. „Ich meine das ernst!" beteuert sie. „Gib mir seine Adresse und alles was du von ihm hörst, sind Schmerzensschreie".

„Nat, wenn ich jemanden gebraucht hätte, der ihn verprügelt, hätte ich vermutlich keine zwei Sätze zu Tony sagen müssen und er wäre tot. Du hilfst mir mehr, wenn du vielleicht da bleiben könntest und mich etwas ablenkst."

Sie sieht ein, dass du recht hast, und lässt sich wieder neben dich fallen, aber natürlich nicht ohne dem Bild in der Ecke einen bösen Blick zuzuwerfen. „Es tut mir so leid für dich, d/n. Männer sind halt einfach Arschlöcher. Aber auch die blöden Tage gehen vorbei" wispert sie dir ins Haar. Du bringst sogar wieder ein kleines Lächeln zustande.

„Unnützes Fernsehschauen?" schlägt sie vor und wackelt mit der Fernbedienung in ihrer Hand. „Oh ja, bitte! Abends kommen immer die komischsten Sachen" grinst du und machst es dir gemütlich. Nat schaltet den Fernseher ein und zieht dann die Decke über euch. Wie von alleine legst du deinen Kopf auf ihrer Schultet und genießt ihre Nähe. Irgendwann fährt sie mit ihrer Hand vorsichtig zu deinem Oberschenkel und fängt an kleine Kreise darüber zu ziehen. Glücklich lächelst du in dich hinein.

Es sind noch 6 Türchen im Adventskalender frei? Wie kann das denn sein? Also hopp, wenn ihr noch einen Wunsch habt, könnt ihr diesen gerne noch abgeben!
Und falls ihr schon einen abgegeben habt und irgendwelche genaueren Vorstellungen oder Ideen habt, schreibt sie mir einfach dazu :)

Ich sehe es schon kommen, dass mein Adventskalender wieder irgendwann im Frühling kommt, aber ihr kennt das ja jetzt, also ist es nicht so schlimm😂

𝗺𝗮𝗿𝘃𝗲𝗹 𝗼𝗻𝗲𝘀𝗵𝗼𝘁𝘀 - 𝘃𝗼𝗹. 𝟮Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt