Detective Seo Changbin wusste, was ihn an diesem Tatort erwartete.
Es war der Odem des Todes, der süßlich-penetrante Gestank einer Leiche, vermischt mit dem kupfernen Geruch von vergossenem Blut und dem Schlachthausausdünstungen zerfetzter Eingeweide. Und ein weiterer Bestandteil.
Erde. Frische, feuchte Erde.
Diese Kombination an Gerüchen war ihm nicht fremd, nichtsdestotrotz wollte er sein Frühstück im Magen behalten, weswegen er sich abwandte, ehe er sich dem Unausweichlichen stellen würde.
Warum er diesen Job dennoch ausübte?
Weil er gut darin war, verdammt gut.
Einer der Besten.
Er liebte die Jagd nach Monstern, die sich an den Schreien, den Schmerzen und dem Leid ihrer Opfer ergötzten. Er besaß eine Art Gabe, eine spezielle Fähigkeit, die ihm half diese Kreaturen zu verstehen. Es war keine Magie, kein Hellsehen oder etwas anderes Übernatürliches, was ihre Welt säumte. Sobald Changbin genug Fakten kannte, formte sich ein Bild, angereichert mit Emotionen und Gedanken, aber allen voran Hunger. Ein Hunger, den er selbst in seinem Mund schmecken konnte. Im Laufe der Jahrzehnte, die er durch den langsamen Alterungsprozess eines Faes nutzte, verfeinerte er sein Gespür.
Und er hatte gelernt, hinzusehen, wo normale Menschen sich abwanden.
"Mal wieder ein wundervoller Morgen für einen Spaziergang zum Friedhof", grüßte ihn sein bester Freund, Bang Chan.
Seines Zeichens Frohnatur des Sondereinsatzkommandos und Ältester.
Die schwarzen Schwingen hatte der Dämon angewinkelt.
Der Blonde drückte ihm sofort einen Kaffee in die Hand, worüber der Schwarzhaarige froh war. Das wärmende Gefühl des Getränkes verscheuchte die dunklen Schatten des Graues, dessen sie sich gleich gegenüber befanden.
"Schön dich wiederzusehen", äußerte Changbin und zog den Dämonen in eine brüderliche Umarmung.
Nach einer intensiven Mordermittlung vor drei Monaten, in denen sie nicht nur gegen eine Gottheit gekämpft hatten, sondern auch jeder einzelne von seinem Team eine Problemsituation bewältigen musste, beschlossen sie eine Pause einzulegen. Dass es sich letztlich zu einem drei monatigen Urlaub hinauszögerte, lag nicht an Changbin. Sein Boss, der hiesige Chef des District Nines, und unmittelbarer Vorgesetzter, Kim Namjoon, bestand darauf Vorsicht walten zu lassen im Hinblick auf die Tatsache, dass in seinem Team ein Gestaltwandler arbeitete.
In ihrem System galten diese Wesen als gefährlich. Normalerweise sperrte man sie ein oder tötete sie sofort. Doch das würde Seo Changbin zu verhindern wissen, denn niemand würde an seinen Seelenverwandten herankommen. Lee Felix gehörte zu ihm und er würde alles und jeden zu Staub zermalmen, der ihm drohte.
"Es ist auch schön dich wiederzusehen. Wo hast du deine bessere Hälfte gelassen? Ich dachte, ihr kommt zusammen."
Vielleicht war ihr Smalltalk fehl am Platz. Vielleicht war es ihre ausgelassene Stimmung, die ein falsches Bild auf sie warf. Aber das gehörte dazu. Sie versuchten dem Grauen zu trotzen, dem sie sich gleich stellen würden. Und um bei Verstand zu bleiben, klammerte man sich an die belangloseste Variable in dieser Gleichung.
"Wir treffen ihn später in der Todeszentrale. Er muss noch ein paar Papiere ausfüllen, damit wir demnächst in die gemeinsame Wohnung ziehen können", meinte Changbin und trank einen Schluck von seinem Kaffee.
Chan nickte lächelnd.
Er schien bereit.Die Körperstrukturen wirkten völlig normal, bis auf ein Detail, das sofort ins Auge sprang: Der Schädel war nicht mehr mit dem Rest des Körpers verbunden - sauber abgetrennt zwischen dem dritten und vierten Halswirbel. Und eine weitere Sache, die im Halbdunkeln des Morgens kaum zu erkennen war. Man hatte dem Opfer die Eingeweide aus dem Körper gerissen und wie ein bizzares Kunstwerk als Kleid trapiert.
Ein ekelhaft, pelziger Kloß kroch Changbins Speiseröhre hinauf, während sich ein dunkler Nebel vor seinem Inneren Auge ausbreitete. Mit einem Mal befand er sich in einem Vakuum, wo die Schreie des Opfers die Welt in ihren Angeln erschütterte und das stumme Flehen nach Gerechtigkeit eine Wut in Changbin entfachte, die nach Außen brechen wollte. Einen Augenblick später stand er wieder auf einem verlassenen Friedhof, wo seine Objektivität die Oberhand gewann und er sich dem Tatort widmen konnte. Auch wenn der Detective solch brutalen Morde zu Hauf gesehen hatte, ein Tod blieb ein Tod.
Einsam und endgültig.
"Irre ich mich, oder ist die Leiche nicht etwas zu frisch für einen Friedhof?", fragte Chan und ging in die Hocke, um ein näheren Blick auf das jungfräuliche Grab zu richten. Der Fae brauchte sich nicht die Mühe zu machen, ein genaueres Urteil zu fällen, denn seine Augen hatten schon sämtliche Details in sein Hirn gebrannt.
Man hatte ihre Eingeweide durch die Vagina herausgezogen und damit Modedesigner gespielt....
Changbin drehte sich um und sah jemanden herbeieilen. Ein großgewachsener Mann mit hübschen, aber ernstem Gesicht und dichtem blondem Haar, das mit Gel zurückgekämmt war. Er war schlank, aber durchtrainiert. Das sandfarbene Hemd und eine lange graue Jeans boten dem Ganzen einen erhabenen Anblick. Dazu noch die zugespitzten und gefächerten Ohren, die das Ausmaß an Feinheit komplett machten.
Wie ein Modell auf einem Laufsteg.
Hwang Hyunjin war sich seiner Schönheit bewusst. Als Sirene ein offensichtlicher Pluspunkt, der Ihnen bei dem ein oder anderen Fall schon geholfen hatte.
Nichtsdestotrotz war es Hyunjin recht sich selbst die Hände schmutzig zu machen, auch wenn seine Designerklamotten darunterlitten. Innerlich hatte Changbin das Gefühl, die Sirene liebte die blutigsten Schlachten am meisten. Und ein klitzekleiner Teil sagte ihm, dass er diesen Drang unheimlich fand und beobachten sollte.
"Ich glaube, es ist nicht normal, dass zwei Leichen in einem Grab liegen", war die erste Aussage des Neuankömmlings, wobei er in Richtung der Leiche nickte.
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Enigma 《Minsung》
Fanfiction-Pausiert- Erlaube deinen Wunden nicht, dich in eine Person zu verwandeln, die du nicht bist. ~Minho~ Teil 2 Fantasy Police AU Boy x Boy Don't like, Don't read Nebenpairs: Changlix HyunIN SeungChan