Plan 《3》

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Der Tod war, wenn man ermordet wurde, ein ewiger Versuch die Erkenntnis, dass man qualvoll gestorben ist, in die Welt hinauszuschreien.
Und genau dieses Szenario erblickte Jisung gerade, als er auf den Leichnam einer jungen Frau schaute, deren Abbild auf dem großen Whiteboard in ihrem Hauptquartier seinen Platz fand. Es war makaber, so wie es da hing. Fast so, wie ein Bewerbungsfoto für ein Jobangebot.
Schaut her! Ich bin tot, wer möchte mich haben?
Und wer stritt sich am meisten um die Toten? Nicht der Gott der Unterwelt, nein. Dafür war es da unten viel zu voll. Nein, es waren die Lebenden. Allen voran die Strafverfolgungsbehörden des District Nines. Darunter gehörte die Abteilung für die er zuständig war. Er und sein Team jagten lebende Alpträume und damit meinte er keine Dämonen, sondern wortwörtlich lebende Alpträume, ob Mensch oder magisches Wesen, das sei dahingestellt. Sie jagten jene, deren bösartige Fragmente ans Licht gekommen waren. Jene Fragmente, die eigentlich durch Liebe, Zuneigung und Fürsorge versiegelt sein sollten. Es jedoch nicht mehr waren. Jisung blickte erneut auf das Foto, betrachtete den abgetrennten Kopf, die trapierten Eingeweide und das Blut, dass nicht da war.
Sie wurde nicht dort getötet.
Warum schleppt man sie also zum Friedhof?
Innerlich begann etwas in Jisung zu rumoren und es war nicht das frische Blut aus der Leichenhalle von Minho. Es war Wut. Unbändige Wut auf diese Scheusale, die jungen Frauen, Kinder und Männer so etwas antaten. Die sie depersoniefizierten. Ihnen jegliche Form von menschlichen oder magischen Zügen entrissen, um sie zu Dingen zu degradieren, zu toter Masse und Fleisch.
Die Wahrheit war, selbst wenn Jisung auf den ersten Blick wie ein kaltblütiges Wesen aussah, weil er Reißzähne besaß, der Farbe von Schnee Konkurrenz machen konnte und Blut trank....die Wahrheit war: Sollte er jemals diese Aufgabe als Detective beim Sondereinsatzkommando nur als Job betrachten und kein tiefes Mitgefühl für die Opfer empfinden, würde er den Dienst quittieren und sich etwas anderes suchen. Doch dieser Tag lag noch in weiter Ferne.
Vielleicht erging es ihm irgendwann einmal wie einigen älteren Kollegen dieser Branche, aber im Augenblick verspürte er noch immer dieselben Gefühle wie zu Beginn seiner Karriere. Brodelnde Gefühle, welche aus der zwingenden Mischung von Angst vor dem, was ihn erwartete, und dem Bewusstsein der ungeheuren Verantwortung, die ihm als Ermittler zufielen, bestand. Dem Wissen, dass diese tote Frau Eltern gehabt hatte, vielleicht Geschwister, einen Mann und Kinder oder nur einen Geliebten. Einer der Angehörigen musste die Leiche identifizieren und das, obwohl das Entsetzen und die Trauer allgegenwärtig waren und ein Loch in sie hineinfraßen. Sie Stück für Stück zerbrachen, während die Erinnerungen an jene Person verblassten mit jeder Minute, die verstrich.
"Das Opfer wurde um vier Uhr zweiundzwanzig auf dem Friedhof abegelgt. Eine Gruppe Jugendlicher hat zu dieser Zeit eine Person gesehen, die mit einer großen Plastikplane dort eingedrungen ist. Sie konnten keine nähere Beschreibung des Täters liefern. Kameras oder einen Wachmann gibt es ebenfalls nicht", berichtete Chan und heftete ein unscharfes Bild an das Whiteboard.
"Was macht eine Gruppe Jugendlicher um diese Uhrzeit an einem Friedhof?", wollte Felix wissen.
Jisung sah den Gestaltwandler prüfend an. Sie hatten einander in den letzten Monaten spärlich gesehen, weswegen sein rotes Haar überraschend kam, als sie sich heute morgen das erste Mal begegneten. Er besaß dunkle Augen, lange Wimpern, um die ihn jede Frau beneidet hätte und war auf eine geheimnisvolle Art gutaussehend. Er trug einen schwarzen Rollkragenpullover, darüber eine braune Lederjacke und eine schwarze Hose.
"Warst du niemals jung? Die suchen den Kick in der Nacht", antwortete Jeongin und stieß dem Älteren in die Seite. Dieser nahm ihn kurzerhand in den Schwitzkasten und sorgte für einen Lacher.
"Jedenfalls wissen wir wann und wie sie dahingekommen ist, aber noch nicht, wo sie getötet wurde. Denn das war definitiv nicht auf dem Friedhof. Das Blut war schon getrocknet und die Autopsie, sowie Analyse ergab, dass sie Fasern eines Teppichs unter den Finger hatte", erklärte Minho und hängte das vergrößerte Bild kleiner roter Fasern an die Tafel. Einen Moment war es still. Sie hingen ihren jeweiligen Gedanken nach. Jisung blickte auffordernd zu Changbin, genau wie der Rest der Anwesenden.
"Er muss ein Auto gehabt haben. Hyunjin und Jeongin ihr fahrt nochmal zum Friedhof und sucht in der Umgebung nach Kameras und Reifenspuren. Chan und Seungmin ihr fragt in der Nähe vom Friedhof die Bewohner, ob jemand Riko Yasushi dort öfter gesehen hat. Irgendwie muss sie ja ausgewählt worden sein. Felix und ich gehen zum Opfer nach Hause. Vielleicht wurde sie dort getötet", sprach Changbin und sah alle nacheinander auffordernd an. Jisung merkte natürlich, dass er Außen vor gelassen wurde, weswegen er sich fragend an seinen Chef wandte.
"Was machen Minho und ich, während ihr euch im Außeneinsatz vergnügt?", fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust. Er mochte es nicht, wenn man ihn nicht beachtete. Wortlos reichte Changbin ihm einen Asservatenbeutel mit einer Art Lederstück darin. Es war beschriftet, wobei die Schrift sehr krakelig und unleserlich war. Jisung hatte Schwierigkeiten sie zu entziffern. Minuten verstrichen. Es begann ihn in den Fingern zu jucken, so aufgeregt war er.
"Ich möchte, dass ihr dieses Ding entschlüsselt. Sagt mir aus welchem Leder es ist, sind Fingerabdrücke darauf zu finden, mit welchem Stift wurde es geschrieben und was es bedeutet!"
"Das ist ein Rätsel", äußerte Jisung seine Vermutung und er wusste auch schon, was die Antwort war. Changbin sah ihn verblüfft an. Vielmehr alle Anwesenden. Hyunjin, der ihm am nächsten stand, schlug ihm annerkennd auf die Schulter.
Jisung schüttelte die Hand ab und begann laut vorzulesen.
"Ich bin so zerbrechlich, dass man mich schon bricht, wenn man meinen Namen sagt."
Abwartend sah er in die Runde. Ihm war klar, dass sich die anderen keinen Reim darauf bilden konnten, aber es war logisch und eigentlich nicht schwer. Doch das Makabere lag in der Essenz des Ganzes, welches Jisung langsam durchblickte. Es erinnerte ihn an die Serienmorde von vor drei Monaten.
"Stille. Die Antwort ist Stille."
"Und wenn man den Nachnamen des Opfers betrachtet, ergibt es erschreckender Weise noch viel mehr Sinn", gab Seungmin seine Gedanken preis. Die Köpfe der Anwesenden ruckten zum Whiteboard. In der Handschrift von Chan stand dort in schwarzen Lettern:
Riko Yasushi
Yasushi bedeutete im Japanischen Stille.
"Ich glaube, und da spreche ich mal für uns alle: Das wird nicht das letzte Werk der oder des Täters sein. Dafür ist das alles zu ausgeklügelt", brach Hyunjin die eingehende Stille und erntete ein Augenrollen seitens Changbin. Man sah ihrem Chef an, dass er nicht erfreut darüber war, einen wahrscheinlich neuen Serienmörder fangen zu müssen. Das würden sie natürlich erst verifizieren, jedoch war der Beginn dieser Ermittlung schon sehr bizarr.
Bevor sie ihren aufgetragenden Befehlen nachgehen konnten, betrat Kim Namjoon, Changbins unmittelbarer Vorgesetzter und Chef des Districht Nines, die Todeszentrale.
Namjoon verfügte über die verblüffende Fähigkeit umgehend das Vertrauen anderer Menschen und magischer Wesen zu gewinnen. Er konnte jeder Person in einem Gespräch das Gefühl geben, das interessanteste Wesen auf der Welt zu sein. Hinter dieser Freundlichkeit verbarg sich allerdings ein hartnäckiger Ermittler mit scharfen Augen für Details. Er war großgewaschen, besaß ein ehrliches Lächeln und strubbeliges blondes Haar, welches niemals das tat, was er wollte.
Dieses Mal jedoch starrte er grimmig drein. Jisung ahnte, was er ihnen gleich offenbaren würde.
"Es gab einen neuen Mord."

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Guten Abend, meine lieben Leser und Leserinnen!
Vorab tut es mir schrecklich leid, dass letzte Woche kein Kapitel kam. Ich war richtig krank, wodurch nichts funktioniert hat und auch kein Kapitel kommen konnte.

Nichtsdestotrotz freue ich mich, wieder mit einem dabei zu sein und hoffe es gefällt Euch!

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Kim Namjoon

Kim Namjoon

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Lee Felix

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