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Morgens wache ich auf und wälze ich mich einmal quer über das Bett. So müde, wie ich bin, drehe ich mich einmal zu viel und lande mit einem Poltern auf dem Fußboden. Capper wacht erschrocken auf und ich lache als er sich verwirrt umschaut. Als ich auf die Uhr schaue bemerke ich, dass es erst 5:05 Uhr ist. Toll, wieso bin ich schon wach? Innerlich schlage ich mir mit der Flachen Hand auf die Stirn.
Da ich aber hellwach bin beschließe ich, joggen zu gehen. In meinen kurzen Nike-Sport-Shorts und einem lockeren Oberteil mache ich mich auf den weg nach unten. Dort ziehe ich mir meine neuen Sportschuhe an und will gerade die Haustür öffnen als ein betrunkener Damian herein wankt.
"Halllloooo Prinzessinnn", lallt er.
Er kommt auf mich zu und breitet die Arme aus, in einer Hand hält er eine Flasche Wodka. Ich stoße ihn von mir weg und mache einen Bogen um ihn herum.
"Du willst doch nicht so raus gehen?!", meint er empört. Ich muss mich sehr anstrengen damit ich ihn verstehe.
"Doch will ich.", motze ich, er kommt näher und ich drücke ihn angewidert von mir weg.
"Du darfst so niiicht raus.", gluckst er. So schnell ich Himbeerpuddig sagen kann hat er mir mein Oberteil aus gezogen, ich sehe in Sportshorts und Sport- BH vor ihm. Geschockt sehe ich ihn an. Dann zieht er sich sein Oberteil aus und zieht es mir über. Es ist mir viel zu groß und riecht leicht nach Alkohol.
"Vieeel Besser," lallt er.
Ich ignoriere seine weiteren Kommentare und gehe raus.
Die frische und doch warme Luft strömt mir entgegen und ich bekomme eine Gänsehaut. Schnell stöpsle ich meine Kopfhörer ein und jogge los. Nach einer halben Stunde laufe ich ein Stück langsam. Es ist jetzt schon 6:00 Uhr. Ich begebe mich auf den Rückweg und kaum komme ich Zuhause an schon ziehe ich mir schnell Damian's Oberteil aus. Leise öffne ich seine Zimmertür und schmeiße ihm das T-Shirt ins Gesicht. Er grummelt vor sich hin und schläft weiter. Jetzt nehme ich mir eine ausgiebige Dusche und entspanne mich. Während das warme Wasser auf meinen Rücken prasselt, singe ich vor mich hin. Mein Erdbeershampoo duftet herrlich.
Ich spühle mir dem Schaum aus dem Haaren und trockne mich danach ab.
Ratlos was ich jetzt machen könnte sitze ich in ein Handtuch gewickelt an dem Fußende meines Bettes.

[Damian's P.O.V.]
Ich wache auf als mir etwas ins Gesicht fällt. Ich grummelt leicht und drehe mich auf die andere Seite. Mein Schädel brummt. Ich hätte nicht so viel trinken dürfen. Nach weiteren fünf Minuten schlage ich meine Augen auf und bemerke, dass ich mit einem T-Shirt kuschel. Es ist nicht mein T-Shirt, dass gehört Lilian. Ich kann mich nur an bruchstückhaft an das von vorher erinnern. Aber das was ich weiß reicht um mir selbst eine verpassen zu können, ich bin so dumm.
Naja egal.
Langsam stehe ich auf, weil ich Hunger hab. Müde stolpere ich die Treppe runter und esse ein Müsli.
Ein Blick auf die Uhr und ich spucke das was in meinem Mund ist wieder zurück in die Schüssel. Was erst 6:15Uhr!?
Ich geh heute nicht in die Schule, ist eh unnötig, weil es ist so eh so ein Projekt Tag an dem die obersten Klassenstufen den ganzen Tag kochen und backen dürfen, also nichts für mich.
Ich hab eindeutig zu viel getrunken.
Da ich mein angesabbertes Müsli nicht will, schiebe ich es von mir weg und stiefle wieder in mein Zimmer. Jetzt erstmal ausschlafen...

[Lilian's P.O.V.]
Nachdem ich mich entscheiden habe was ich anziehe, mach ich mich auf den Weg zur Küche. Dort schnappe ich mir wie immer einen Apfel. Merkwürdiger Weise haben wir immer Äpfel. Draußen hubt es und ich öffne die Tür. Moritz wartet in seinem Auto und Felix sitzt auf der Rückbank. Lächelnd öffne ich die Beifahrertür und aus dem Radio ertönt leise Where Art thou von Dillon Rupp feat. Sammy Wilk and Skate.
Vorsichtig drehe ich das Radio lauter und wir drei fangen aus Spaß an mit zu grölen.
Where Art thou, Where Art thou...
Der Wagen kommt zum stehen und wir steigen aus. Es geht zu schnell um es zu realisieren, aber es kommen zwei Jungs auf uns zu gerannt und klatschen uns Smoothies ins Gesicht. Ist das jetzt Trend oder was?
Moritz bäumt sich auf und schubst die zwei weg, sodass sie auf den Boden fallen. Die beiden schauen ängstlich, rappeln sich auf und rennen weg. Ich beginne zu lachen und Niklas kommt auf uns zu. Ohne Krücken sieht er anders aus, so... umwerfend gut.
Niklas beginnt lauthals zu lachen als er sieht wie Felix, Moritz und mir das rosa Zeug vom Gesicht tropft.
Wären Mo und Felix nicht bei mir gewesen hätte ich wahrscheinlich geweint, aber sie geben mir irgendwie halt.
Niklas hält sich den Bauch vor lachen und ich laufe einfach auf ihn zu und umarme ihn, sodass er jetzt auch voll mit dem Zeug ist. Und sein Lachen verstummt.
"Danke Lil.", sagt er ironisch.
"Lass uns zum Klo gehen und das Abwaschen.", lacht Moritz und macht eine kreisende Bewegung über seinem Gesicht.
Nickend stimmen wir zu. Zu viert watscheln wir zum Klo.
So wie ich halt bin geh ich mit den Jungs auf das Jungsklo. Sie schauen mich verwirrt an aber ich zucke und mit den Schultern, als sei es normal. Pünktlich zum Läuten stehen wir vor den Küchenräumen. Wir stellen uns zu viert in eine Kochnische und der Lehrer vorne erklärt: "Heute dürft ihr alle kochen und backen. Wie jedes Jahr gibt es einen Tag an dem die Oberen Klassenstufen backen und kochen..."
BLA BLA BLA. Ich hört gar nicht mehr zu und quatsche mit Felix. Plötzlich brüllt der Lehrer: "Felix und Lilian, da ihr anscheinend schon Bescheid wisst und unterfordert seid, bleibt ihr in der Pause hier und dürft für die ganze Klasse Pizza machen!" Alle lachen mit mir inklusive.
Die Zeit vergeht und wir haben schon Spagetti Cabonara gemacht. Die Pause beginnt und Felix und ich fangen an den Pizza Teig zu zu bereiten.
So wie damals als wir zusammen Kuchen gebacken haben, werfen wir uns mit Mehl ab, trotzdem schaffen wir es noch vor Ende der Pause die Pizzen in den Ofen zu schieben.
Langsam kommen die Schüler wieder rein und als wir alle zusammen am Tisch sitzen und die Pizza verschlingen, geht die Türe nochmal auf und Damian kommt rein.
Zuerst bemerke ich das gar nicht, Moritz und ich sind in ein Gespräch vertieft, plötzlich spüre ich seine Hand auf meinem Oberschenkel. Dann räuspert sich jemand hinter mir und Moritz nimmt seine Hand sofort weg und wird rot. Jetzt sehe ich dass es Damian ist, dieser räuspert sich noch mal und Moritz steht auf, sodass Damian platzt nehmen kann.
"Wieso stehst du auf wenn so ein Vollpfosten kommt?", frage ich.
Moritz zuckt mit den Schultern.
"Weil er Respekt hat, meine Liebe. Im Gegensatz zu dir.", lächelt Damian selbst verliebt.
"Pff...", stoße ich aus.
Felix kichert neben mir und ich nehme mein Stück Pizza und klatsche es ihm ins Gesicht.
"Was gibt es da zu lachen?", pruste ich los als ich in Felix' von Tomatensauce verschmierten Gesicht sehe. Er greift lachend nach seinem Stück Pizza und versucht es mir ins Gesicht zu werfen, jedoch weiche ich aus und ein sauer drein blinkender Damian bekommt sie mitten in sein Gesicht. Alle lachen los und jemand schreit: "Essensschlacht!" Jetzt fliegen die Pizza Teile durch die Luft und fast alle werfen sich die Pizza Stücke gegenseitig ins Gesicht.
"War die Pizza so schlecht?", bekomme ich zwischen meinen Lachanfällen hervor.
"Sie War gut, zu gut.", lacht Felix und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Als er sich wieder zurück lehnen will fällt er vom Stuhl und alle lachen noch mehr.
So nett wie ich halt bin, versuche ich ihm hoch zu helfen, der Boden ist vom Mehl noch rutschig und ich lande neben Felix auf dem Boden. Dem Lehrer platzt gleich der Kragen und brüllt: "Aufhören jetzt."
Alle verstummen und kichern trotzdem noch ein wenig.
Nach dem wir die Sauerei beseitigt haben, fangen wir in unseren Kochnischen an zu backen. Wir sollen einen Schokokuchen machen. Während der Kuchen bäckt sitzen wir auf dem Boden vor dem Ofen und reden.
"Wir müssen noch mal Proben. Übernächste Woche ist das Schulfest.", meint Moritz.
"Was wollen wir alles spielen?", frage ich.
"Wie wäre es wenn ihr noch ein langsames Lied spielt?", mischt Felix sich ein.
Neben mich setzt sich Damian und motzt: "Bei solchen Entscheidungen muss ich dabei sein ihr Hirnis."
Ich strecke ihm kindisch die Zunge raus und Damian verdreht die Augen. Wir reden noch über das Schulfest und Niklas wirft beiläufig ein: "In einem halben Jahr ist Prom."
"Ich muss noch ein Kleid kaufen, brauch ich aber wahrscheinlich nicht da ich kein Date haben werde.", lache ich.
Damain schlägt mir spielerisch gegen den arm und der Ofen piept. Der Kuchen ist fertig und wir glasierten ihn mit Schokolade. Zusammen sitzen wir am Tisch und wir essen den noch lauwarmen Kuchen. Die Schule ist vorbei und Moritz, Damian, Niklas, ich und Dennis gehen zum Musiksaal und beginnen zu Proben.
Gerade spielen wir Lift of the Party von Shawn Mendes, da kommen Felix und Jonathan rein.
"Sie singt so schön.", flüstert Felix.
"Sei still. Das ist mein Lieblingslied.", motzt Jonathan, seine schräge Stimme hallt leise durch den Raum. Ich schmunzel und singe weiter.
Nachdem ich die letzte Note singe beginnt Jonathan zu klatschen und Felix boxt ihm auf den Arm. Nach der Probe bringt Moritz mich heim und in meinem Zimmer hole ich meine Gitarre aus dem Schrank. Ich habe schon lang nicht mehr gespielt. Meistens spiele ich wenn ich nachdenke. Im Schneidersitz setze ich mich an mein Fenster und beginne ein paar Akkorde zu spielen. Kein bestimmtes Lied einfach was mir gerade in den Sinn kommt.
Mir fällt auf, dass es sich gut anhört. Also hole ich aus der Schublade neben mir ein Notenheft und beginne die Noten die ich gerade gespielt habe auf zu schreiben. Als ich fertig bin, spiele ich alles noch mal durch und summe dazu, dann schließe ich meine Augen und singe irgendwas vor mich hin. Nach einigen Stunden, in denen ich am Text gefeilt habe und die Noten korrigiert habe, ist ein Teil eines Liedes entstanden. Das ist noch ausbaubar. Erst jetzt fällt mir auf, dass es schon dunkel ist.
Müde reibe ich mir die Augen und gehe ins Bad, dort putze ich mir die Zähne und bürste meine Haare. Kaum falle ich in mein Bett, schon schlafe ich ein.
Mitten in der Nacht wache ich von einem Poltern auf. Schnell schalte ich das Licht an.
Auf meinem Zimmer Boden liegt ein stock besoffener Damian der in den Teppich murmelt: " 'tschuldigung, hab mich iiim Zimma geiiirrt." Dann schläft er schnarchend ein. Ich lache und nehme eine dünne Decke vom Fuß Ende meines Bettes und decke ihn damit zu, so nett wie ich bin.
Dann schlafe ich wieder friedlich weiter.

I hate you because I can't stop loving you.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt