Prolog

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Ein Schritt nach vorne und es würde Ende!

Das Geschreie, die endlosen Nächte, in denen sie weggesperrt wurde und die Lügen! Natürlich würden die Erwachsenen behaupten, dass eine 10-Jährige die Situation nicht vollkommen erfassen konnte, die Konsequenzen nicht verstand. Doch sie fühlte sich nicht mehr wie ein Kind, sie verstand sehr wohl. Trotzdem hielt sie etwas zurück, es war nicht die Angst vor den Schmerzen,  auch nicht das schlechte Gewissen ihrer Mutter gegenüber. Es waren ihre Träume von der Zukunft und die Hoffnung, die sie in sich trug. Irgendwo auf dieser Welt gab es vielleicht einen Menschen, der auf sie wartete, einen Seelenverwandten. 

So viele Jahre hatte es funktioniert, sie war stark und hatte nie aufgegeben, doch jetzt fühlte sie sich leer und hilflos. Ihre Mutter machte immer wieder die gleichen Fehler, in ein paar Wochen war es wieder so wie früher, wenn nicht schlimmer. Der Wille zu kämpfen flackerte wieder in ihr auf! Was tat sie hier? Er würde sie nicht dazu bringen, sie war stärker als er. Jetzt zu springen würde ihm zum Sieger machen! Jennifer kletterte von der Absperrung zurück auf die Plattform und ging zu ihrer Klasse zurück. Mit etwas weichen Knien und klopfendem Herzen sah sie sich um. Niemandem war etwas aufgefallen, wahrscheinlich hätte es keiner bemerkt, wenn sie gesprungen wäre. Noch einmal drehte sie sich um, sah zu dem Abhang hinüber und sagte sich selbst, dass es immer noch eine Option war. Es gab einen Ausweg und auf eine seltsame Weise beruhigte sie der Gedanke.

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