☂ ᵃˡˡᵉˢ ᵒᵈᵉʳ ᶰᶤᶜʰᵗˢ, ᶤᶜʰ ʷᵉʳᵈᵉ ᵈᵃ ˢᵉᶤᶰ

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TW: Explizite Beschreibung von häuslicher Gewalt, einer Panikattacke. Erwähnung von psychiatrischer Fixierung und lebensmüden Gedanken.

☂ jungkook

,,Aber was habe ich getan?"
,,Du bist entstanden. Da fängt es schon an, mein Lieber."
Ein Schlag, ein weiterer Schlag, noch ein Schlag. Bis ich plötzlich nichts mehr sah, außer die rote Flüssigkeit, die mir aus meinen Augen runter floss. Still saß ich auf dem Stuhl, wo ich wieder dafür bestraft wurde. Dafür, dass ich lebte. Meinen Eltern, das Leben schwer machte, weil ich da war.

Leblos schaute ich irgendwo hin. Denn ich sah nichts. Meine Augen waren aber offen und versuchten automatisch einen Punkt im Wohnzimmer zu finden, die sie fixieren konnten.

Mein Magen fühlte sich so an, als würde er sich gleich in einzelne Stücke auflösen. Meine Brust verlor an Stabilität, und mein Kopf hing mir seitlich vor der Schulter. Ich spürte nur noch die Kälte der Fäuste, die auf mich einschlugen. Die Knorpel der Fäuste, die sich mit jedem Schlag immer weiter in meinem Körper bohrten.

,,Ich hoffe, du stirbst heute an dem, was du verdienst.",ertönte eine raue, tiefe Stimme, die ein unfassbares Gift mit sich trug. Es drängte sich ekelig in meinen Ohren und benebelte meinen Verstand weiterhin. Während das Blut mir über das Gesicht unkontrolliert strömte, wie so oft auch, spürte ich einen festen Griff um mein Kinn.

,,Ein qualsames Ende für dich, mein liebstes Kind.~",wisperte diese Stimme mehrmals, während es mein Kiefer zerdrückte. Der Druck nahm zu. Der Griff wurde immer fester, kälter und härter. Panik, Lebensangst kam plötzlich auf mich zu, sodass ich aufeinmal aus dem Nichts aufschrie.

,,NEIN!!! STOPP!!!",schrie ich laut aus meinem Schlaf aus, als ich mich ruckartig aufsetzte und die Decke in windeseile von meinen Beinen strampelte. Ich spürte, wie ich keine Luft mehr einatmen konnte, wodurch ich umso größere Panik erlangte und immer wieder aufschrie. Unabsichtlich fiel ich von meinem Bett runter, als ich mir wiederholend auf den Kopf einschlug.

,,GEHT WEG! GEHT WEG!!! GEHT WEG!! LASST MICH IN RUHE!!",schrie ich immer wieder auf, derweil ich bitterlich begann zu weinen, was mir das Atmen umso schwerer machte. Schwach ließ ich mich auf den Boden liegen, sobald mehrere Stationsärzte in mein Zimmer hinein rannten und das Licht anmachten.

Ich nahm nichts richtig wahr, oder nahm ich gerade zu viel wahr? Hilflos krallte ich mir ins Haar und zog schreiend daran, um bloß diesen innerlichen mit der Vergangenheit verbundenen Schmerz zu übertuschen. Gerade hätte ich wirklich jeden anderen Schmerz verspürt, als den, der jeden Muskelfaser meines Körpers beanspruchte.

Eine Person kam auf mich zu, um mich vorsichtig hoch zu heben. Doch sobald ich auf meine Beine stand, überkam mich ängstlich eine riesige Panik und Wut, sodass ich mit einem Schlag die Pflegekraft gegen die nächste Wand schleuderte.

Niemand durfte mich in dem Moment anfassen. Ich hatte Angst. Angst, dass sie mich alle genauso schlagen werden würden. Angst, dass sie mir genauso solche Worte entgegen bringen würden. Taumelnd schrie ich unkontrolliert mehrmals auf, denn mein Kopf dröhnte und die Bilder an damals wurden wieder glasklar, so, als seien sie alle erst gestern geschehen. Diese Erinnerungen, die mich bis in das Tiefste meiner Seele verfolgten und quälten.

,,Jungkook! Beruhige dich! Ich bin es, Irene.",entkam es ihr in einem sorgvollen Ton, als sie langsam auf mich zu kommen wollte. Ohne zu zögern, hob ich den Stuhl meines Tisches hoch und warf diesen in Richtung all den Stationsärzten und PflegerInnen, die wie irgendwelche verurteilenden Monster im Zimmer standen und irgendwas miteinander besprachen.

,,LASST MICH IN RUHE!! ICH WILL, DASS IHR VERSCHWINDET! IHR ALLE WOLLT MICH UMBRINGEN! MICH TÖTEN!" Mir verging mit jedem Wort immer mehr Luft, mein Körper verlor an jeglicher Muskelkraft, und dennoch warf ich auch den anderen Stuhl in derer Richtung.

,,M-M-MICH TÖTEN... MICH LOSWERDEN!"

War es denn nicht schon immer so gewesen? In der Grundschule? In der Mittelstufe? In der Oberstufe, bis ich dann endlich hier her gebracht wurde? Von Freunden. Von Familie. Von Jedem.

Jeder wollte ich mich weghaben. Niemand wollte mich bei sich haben, was man mir täglich überall zeigte. Nach einer kurzen Zeit verstand ich dies auch und blieb still, versank innerlich an meinen Gedanken und Gefühlen. Aber wieso versuchten sie mich immernoch weg zu kriegen? Wieso ließen sie mich nicht selbst nach meinem Rückzug von allem in Ruhe? Weil mich jeder endgültig von dieser Welt haben wollte.

Doch bevor ich noch irgendwelchen Schaden im Zimmer anrichten konnte, packten mich zwei der Ärzte an beiden Armen, als ich das Fixierbett bereits reingeschoben bekommen hatte. Panisch schrie ich unwillkürlich immer wieder auf, versuchte mich aus ihren Griffen zu lösen und merkte dabei eigentlich nicht, wie viel ich am Weinen vor Verzweiflung war.

Mein Körper zitterte, erschauderte und fühlte sich gleichzeitig so schwer und müde zugleich an. Auch meine Psyche ließ solangsam nach. Ich nahm meine Umgebung nicht richtig wahr, hörte die Stimmen von damals wieder präsent in Form von Schreien in meinem Kopf und vergaß die Realität komplett. Dass eigentlich alles in Ordnung war, bis ich diesen Albtraum hatte.

Bevor ich wieder aufschreien konnte, wurde ich von den mittlerweile vier Stationsärzten ans Bett gebunden, bis ich endlich nach einer halben Stunden aufgab, mich gegen diese Maßnahmen zu wehren. Denn ich war müde, so erschöpft... Ich hatte keine Kraft mehr lebendig zu sein.

,,Wieso beendet ihr einfach das alles für mich nicht? Bitte lasst mich gehen, von dieser Welt. Ins Nirgendwo, wo ich hinmöchte.",flüsterte ich halb bewusstlos, ohne wirklich zu jemanden zu sprechen. Irgendwann fiel ich aber auch ins Bewusstlose, sodass ich dann endlich meinen Frieden wieder hatte.

Auch wenn es nur für paar Stunden vielleicht war...

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Das Kapitel ließ mich nicht kalt... :) Selbst wenn ich selber in einer Psychiatrie arbeite und das ganze Procedere bereits kenne.

Ich hoffe, ihr seid gut bisher in die Woche gestartet! <3

- Eleja

ᵖˢʸᶜʰᶤᵃᵗʳᶤᶜ ᵐᵉᵐᵒʳᶤᵉˢ ; ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt