☂ ᵉᶤᵍᵉᶰᵗˡᶤᶜʰ ᵏᵉᶰᶰᵉ ᶤᶜʰ ᵈᶤᶜʰ ᵈᵒᶜʰ ᶤʳᵍᵉᶰᵈʷᵒʰᵉʳ

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☂ taehyung

,,Der Junge mit dem beigen Cardigan und dem braunen Buckethut.",sagte ich leise, während meine Augen fokussiert auf ihn lagen. Erst als Hyunjin mir in die Seite boxte, merkte ich, wie ich ihm die ganze Zeit mit dem Ellbogen am Anschubsen war. Entschuldigend grinste ich ihn entspannt an, woraufhin er seine Augen verdrehte und selber nach dem Besagten Ausschau hielt.

,,Er sieht aus wie einer normaler Junge. Man würde nicht denken, dass er gerade aus der Psychiatrie kommt.",sprach Hyunjin feststellend, woraufhin ich ihn stutzig anschaute und ihm auf seinen Fuß trat. Was ein unsensibler Mensch er manchmal war!

,,Sag mal, sei doch nicht so direkt.",meckerte ich ihn protestierend an, während er mir mit einem kurzen Handwedeln klar machte, dass ich der Schwachkopf in dieser Situation seiner Meinung nach war. Auch wenn ich Hyunjin wirklich sehr gerne hatte, wollte ich ihn öfters schonmal verprügeln. Auf brüderlicherweise wohl bedacht...

,,Dann gehe zu ihm hin. Versuche dein Glück. Gerade steht er noch etwas verloren am Eingang. Ich behalte euch im Auge, während ich mich hinter den Schränken verstecke."

Und schon war er weg, bevor ich noch irgendwas erwidern konnte. Mit einem grinsenden Blick schaute ich meinem besten Freund hinterher und verpasste mir selber eine Klatsche auf die Stirn. Ohne länger nachzudenken, verschränkte ich meine Arme vor der Brust und hielt Ausschau nach dem Jungen. Als ich ihn gefunden hatte, schaute er nachdenklich wirkend um sich herum, so, als würde er etwas Bestimmtes suchen.

Es war keine Spur an Krankheit an ihm zu erkennen. Er wirkte mit seinem beigen Cardigan und dem braunen Shirt darunter wie ein stinknormaler Junge. Dabei trug er wie in derselben Farbe seines Cardigans eine lockere Hose, die unten bis zu seinen Knöcheln hoch gekrempelt war. Sein Stoffbeutel mit einer Malerei von Van Gogh's ,,Sternennacht" machte ihn umso sympathischer in dem Moment.

Ich spürte, wie sich unwillkürlich meine Mundwinkel etwas anhoben bei dem Fakt, dass er wieder hier war. Es waren nun paar Wochen vergangen, wo ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Umso aufregender war es für mich gerade, ihn glasklar in meiner Bücherei wieder stehen sehen zu können.

Nach einem Moment trafen sich unsere Blicke und er schien, gefunden zu haben, wonach er suchte. Seine Mimik wurde weicher, als er mich wieder erkannte. Ich hob meine Hand, um ihm zuzuwinken und stellte mich aufrecht hin, zumal ich mich am Tresen meiner Kasse gerade angelehnt hatte.

Verlegen winkte er mir stockend zu und blieb erstmal am selben Fleck stehen, bevor er dann in langsamen Schritten auf mich zu kam. Dabei hielt er seinen Cardigen feste vor seinem Oberkörper zu und schaute vertieft auf den Boden, bis er dann direkt vor mir stand und mich mit:,,Hallo.",ruhig begrüßte.

Mich überkam sein angenehmer Eigenduft, den ich nur schwer definieren konnte, von dem ich mich aber sofort ablenken ließ.

,,Schön, dich wieder vor mir stehen zu haben. Wie geht es dir?",fragte ich ihn sofort und steckte meine Hände in die Taschen meiner schwarzen, locker anliegenden Hose. Ich mochte generell keine enganliegenden Klamotten, weshalb diese Hose ein Lebensretter für mich war.

,,In Ordnung, und dir? D-Du scheinst, hier neu dekoriert zu haben.",entkam es ihm leise, als er seinen Kopf wieder anhob und seine Augen gezielt der ganzen neuen Dekoration entlang balancierten.

,,G-Gefällt dir die Deko?",fragte ich ihn ohne zu nachdenken, so, als sei mir seine Meinung lebenswichtig. Doch er ließ sich von meinem hektischen Ton, der rein aus meiner Aufregung über seine Präsenz hier kam, nicht von der Ruhe kriegen. Eher im Gegenteil, wanderten seine schimmernden Augen weiterhin durch den ganzen Raum entlang, ohne dass er etwas von sich gab.

Es faszinierte mich, wie er immer wieder auf's Neue in seine eigene Welt abschweifte und erst nach Minuten wieder zurück in die Realität kam. Es ließ ihn verträumt und sympathisch aussehen.

,,Ja.",antwortete er mir ruhig, als gegen Ende hin, seine Augen auf mir wieder lagen. Direkt schaute er mir in die meine hinein und verweilte so, ohne etwas zu sagen. Man konnte auch sagen, dass er tat und ließ, was er wollte. Ich mochte dies. Er verschweifte ab, wann er wollte. Er schaute mir in die Augen, wann er wollte. Er sprach erst wieder mit mir, wann er konnte.

,,Danke für den Brief.",ergänzte er seine Antwort in einem warmen Ton, genau wie an dem Abend, wo er mich das erste Mal ansprach. Die Erinnerung erschien mir für einen Moment glasklar vor das Auge, bevor ich ihm ein sanftes Lächeln schenkte. Er hatte den Brief also immernoch in Gedanken gehabt, auch nach all den Wochen, die vergingen.

,,Heute bin ich derjenige, der dir etwas mitgebracht hat.",sagte er direkt nach seiner Dankaussage, während er dabei anfing in seinem Beutel herum zuwühlen. Schnell hielt ich ihn dabei auf, indem ich sagte:,,Lass uns in mein Büro gehen, damit ich dir meine ganze Aufmerksamkeit schenken kann."

Er hörte auf, in seinem Beutel herum zu wühlen und schien hinter sich nach einer Person zu schauen. Es war eine junge Frau, die den Jungen vor mir anscheinend die ganze Zeit in Auge hatte. Ich sah nur noch, wie der Junge ihr mit einer Geste eine Frage stellte und sie ihm zuversichtlich den Daumen hoch zeigte.

,,Okay.",gab er ruhig von sich, woraufhin ich ihm wieder mein bestes Lächeln schenkte und ihn dann in mein kleines Büro führte, wo ich die Tür absichtlich weit offen ließ, damit er keine Angst kriegen würde.

Gerade gab ich wirklich mein Bestes, bei ihm einen guten Eindruck zu hinterlassen.

ᵖˢʸᶜʰᶤᵃᵗʳᶤᶜ ᵐᵉᵐᵒʳᶤᵉˢ ; ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt