☂ ᶤᶜʰ ᶠüʰˡᵉ ᵐᶤᶜʰ ᵍᵉᶻʷᵘᶰᵍᵉᶰ ᵃᵘᶠ ᵈᶤᵉˢᵉʳ ʷᵉˡᵗ ᶻᵘ ˡᵉᵇᵉᶰ

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☂ jungkook

Gerade saß ich im Auto mit Irene, die mich heute bei meiner nächsten Herausforderung begleiten würde. Wie ich bereits sagte, hatte ich ja die drei Orte, die ich mir aussuchen durfte und anschließend besuchte, um solangsam zu lernen, mich im alltäglichen Geschehen zu integrieren. Aber auch um in Kontakt mit anderen Menschen zu kommen, zu reden oder einfach eine Menschenmenge um mich herum zu haben, was sich für mich erstmal unfassbar unangenehm anhörte.

Trotzdem war ich jetzt seit einem Jahr auf meiner Station für Trauma - und Angsterkrankungen. Davor habe ich die anderen vier Jahre auf der geschlossenen Station verbracht. Irgendwann wäre es sowieso für mich Zeit gewesen, diese Konfrontationstherapie anzugehen. Letztendlich hatte ich auch kein Problem damit gehabt, weil ich um einen Platz auf dieser Welt zu bekommen, eben lernen musste, mich hier unterzubringen. In diese Gesellschaft, auf diese Welt, die ich bereits mehrmals schon versuchte, zu verlassen.

Nervös spielte ich mit dem kleinen Würfel in meiner Hand herum, während ich auf der Hinterbank saß. Wir Patienten durften nicht vorne neben dem Fahrer beziehungsweise unseren Begleitern sitzen, weil die Angst davor hatten, dass wir durch z.B. einen Eingriff am Lenkrad, einen psychotischen Schub oder eine spontane Angstattacke, Eigen - sowie Fremdgefährdung veranstalteten.

Das konnte ich verstehen. Ich konnte mich an meinem ersten Konfrontationstermin im Auto erinnern und wie ich aus dem Nichts meinen Begleiter begann, von A bis Z zu beleidigen, da mich die Panik plötzlich überkam. Ich war dankbar dafür, dass ich ansonsten noch nie jemand anderen gefährdet hatte. Das verdienten die MitarbeiterInnen in der Psychiatrie nicht.

,,Wir sind in der Bücherei angekommen, wo du das letzte Mal auch mit Taeyeon war. Also ist dies keine neue Umgebung, aber deine neue Herausforderung wird es sein, dir ein Buch auszusuchen und dies zu kaufen.",besprach Irene konzentriert auf das Parken mit mir, während sie in die kleine Lücke hinein parkte und das Auto anschließend still stellte.

Doch etwas nervös, weil es mir aufeinmal so vorkam, als würden tausende Menschen in dieser kleinen Bücherei stehen, blickte ich wortlos zu Irene und drückte den Würfel in meiner Hand zusammen.

,,Natürlich gehen wir zusammen rein. Ich bin bei dir, aber dennoch bleibe ich etwas auf Distanz. Schließlich ist dies deine Aufgabe für heute. Und denk dran, wenn etwas zu viel wird und du nicht mehr kannst, kommst du sofort zu mir, ja?",fragte sie mich fürsorglich, wobei sie mich zuvorkommend anlächelte. Sie kannte mich bereits sehr gut, weshalb sie wusste, dass sie mich durch das Fragenstellen gut zum Reden brachte.

,,Ja...",murmelte ich leise, derweil mein Blick immer wieder zur Eingangstür der eigentlich doch sehr schönen Bücherei abschweifte.

,,Du siehst heute sehr schön aus, Jungkook. Die Menschen werden dich sehen und dich genauso wie die anderen als normalen Kunden in der Bücherei anerkennen. Lass uns nun aussteigen.",entkam es ihr beinahe schon mütterlich, während sie bereits ausstieg, womit sie mir keine Chance mehr gab, mich von dem Bevorstehenden zu drücken.

Ihr Kompliment schmeichelte mir jedoch. Bei ihr wusste ich, dass ihre lieben Worte nicht nur davon kamen, weil sie es sagen musste, sondern weil sie es auch echt so meinte.

Heute trug ich eine lockere schwarze Hose, die mir an der Taille eng anlag und meinem dünnen Körper, Definition gab. Dazu trug ich ein weißes Shirt, welches ich in die Hose stopfte und einen schwarzen Cardigan, um meine vernarbten Armen zu bedecken. Immer wenn ich rausging, setzte ich mir ebenfalls einen Buckethat auf den Kopf, damit man meinen Kopf einfach nicht richtig sah. Meiner heute war in einem weichen Beigeton.

Tief atmete ich durch und machte es kurz und schmerzlos. Aber sobald ich ausstieg und auf Irene zu ging, spürte ich meine Beine weich werden, sodass ich erstmal stehen blieb und mir gestresst auf die Unterlippe biss. Verloren schaute ich Irene hilflos, fast schon bettelnd an und hielt ihr meine zittrige Hand entgegen.

Ansonsten sah man mir nicht wirklich an, dass ich innerlich gerade extrem am arbeiten war. Dachte ich zumindestens. Hoffte ich zumindestens.

Geduldig nahm sie meine Hand und wartete bis ich das ,,Okay" von mir gab. Anschließend gingen wir in die kleine Bücherei hinein, die mir nicht unbekannt war. Zwar war ich nur einmal hier, aber ihre wunderschön eingerichtete Philosophieabteilung blieb mir bis heute in Erinnerung. Somit überkam mich dann doch etwas die Freude und Aufregung darüber, einfach dahin gehen zu können und mich stundenlang in den Büchern zu versinken.

Drinne ließ ich Irene's Hand langsam los und ging dann meiner heutigen Herausforderung mehr oder weniger zielstrebig an!

ᵖˢʸᶜʰᶤᵃᵗʳᶤᶜ ᵐᵉᵐᵒʳᶤᵉˢ ; ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt