„Mein heutiges Opfer ist Miike Tachibana und ich soll ihr einen Kuss stehlen", sagte Gerard. Gesagt getan. „Diesen Raubzug hätte ich erledigt, aber was soll ich nur wegen Erza machen? Ich will ihr nichts tun, was sie nicht will. Aber ich bin nun mal Phantomdieb", dachte er. Sein Herz war hin und hergerissen. Er selbst hat seine Gefühle wohl nicht realisiert. Morgens in der Schule. „Morgen, Erza-chan", winkte Gerard. „Guten Morgen", lächelte Erza. „Hinsetzen. Heute werden wir eine neue Schülerin begrüßen dürfen", sagte der Lehrer und zeigte auf sie. „Hallo. Mein Name ist Miike Tachibana. Schön euch kennenzulernen", sagte sie, während ihr Blick in der Klasse umherschwirrte. Gerard schlief mal wieder und bekam nichts mit. „Ah, dich kenn ich doch", sagte Miike und lief zu Gerard. Alle schauten sie erstaunt an. „Hm? Was ist?", sagte Gerard schlaftrunken. „Ahem", räusperte der Lehrer, „Sie scheinen ihn anscheinend zu kennen. Da würde ich vorschlagen, dass Scarlet-san und Sie die Plätze tauschen. Dann kann Fernandez-san sich um sie kümmern", sagte der Lehrer. Erza schien deprimiert, willigte jedoch ein. In der Pause zog sie Gerard raus in eine Ecke. „Hey, was soll das?", fragte er. „Du bist der Phantomdieb, der nur Frauen bestiehlt, nicht wahr?", sagte sie. Gerard erschrak, blieb aber nach außen ruhig: „Ich weiß nicht, wovon du redest." Du hast gestern meinen ersten Kuss gestohlen", sagte sie. Gerard versuchte immer noch zu verneinen, aber sie machte alle seine Argumente mit Leichtigkeit zu Nichte. „Ich habe dich an deinem Geruch erkannt. Ich habe eine äußerst sensible Nase. Wenn du nicht willst, dass ich dich auffliegen lasse, musst du meinen Freund spielen", sagte sie. „Das nennt sich Erpressung", sagte er. „Nein, das ist nur ein fairer Handel", konterte sie. „Warum ich?", fragte er. „Weil du meinen ersten Kuss gestohlen hast", sagte sie. Sie zeigte auf ihre Lippen. „Ich will noch einen Kuss von dir", sagte sie. Er hatte keine andere Wahl. Er beugte sich zu runter und küsste sie. Erza lief ihnen hinterher und kam genau da an, als er sie küsste. Die beiden bemerkten Erza nicht. Sie lief weg. „Warum tut das nur so weh", dachte sie und rannte auf die Toilette. Sie schloss sich dort in einer Kabine ein, bevor ihr die Tränen aus den Augen liefen. „Gerard-kun", kam es aus ihr heraus. „Der Unterricht hat wieder begonnen, doch Erza-chan fehlt", dachte Gerard. „Weiß einer von Ihnen, wo Scarlet-san ist?", fragte der Lehrer. Keiner reagierte. Er nahm mal an nein, und fuhr mit dem Unterricht fort. „Gerard, kann ich mit in dein Buch gucken?", fragte sie. „Mach, was du willst", sagte er genervt. Sie rückte näher an ihn heran. „Was will die bloß von mir? Sie kennt mich doch nicht mal richtig. Warum sollte sie dann mit mir zusammen sein wollen?", dachte er. „Gerard lass und zusammen nach Hause gehen?", sagte sie. Erza war noch immer nicht wieder aufgetaucht. Er machte sich große Sorgen. „Geh ohne mich Miike. Ich muss noch zum Sensei", sagte er. „Man, es heißt Mii-chan", sagte sie. „Ja,ja", antwortete er. Die Zeit verging und die Sonne ging unter. „Ich habe jetzt die gesamte Schule abgesucht, aber sie immer noch nicht gefunden. Ihre Sachen sind noch hier. Also kann sie nur in der Schule sein", keuchte er. Total außer Atem lief er und lief. „Der einzige Ort, der mir fehlt, ist das Mädchenklo", dachte er. Zielstrebig rannte er hin. Wie erwartet, fand er sie in der einzigen geschlossenen Kabine vor. „Hab ich dich", sagte er fröhlich. Erza schaute zu ihm hoch. „Wieso bist du noch hier?", schluchzte sie. „Na, weil du hier bist", sagte er. „Warum bist du nicht mit deiner Freundin nach Hause gegangen?", fragte sie. „Sie hat uns wohl gesehen. Aber ich kann mich nicht rausreden. Sonst würde ich auffliegen", dachte er. „Wir sind schließlich Freunde. Da habe ich mich nur um dich gesorgt, weil es sonst nicht deine Art ist den Unterricht zu schwänzen", sagte er. „Ja. Nur Freunde", murmelte sie. Gerard reichte ihr seine Hand. Sie ergriff sie jedoch nicht und ging an ihm vorbei. „Ist was?", fragte er. „Was mach ich nur? Es ist doch nicht seine Schuld. Er ist so nett, dass er sich um mich sorgt und ich habe ihn gerade ignoriert. Ich muss für ihn lächeln. Das ist das einzige, was ich für ihn tun kann", dachte sie betrübt. Sie zauberte ein Lächeln auf ihren Mund und sagte: „Ach komm, du bist so langsam. Lass uns nach Hause gehen." Sie rannte plötzlich los in Richtung Klassenraum. Sie holten ihre Sachen und verließen das Schulgelände. „Es ist schon spät. Ich bringe dich noch nach Hause", sagte Gerard. „Das brauchst du doch nicht", sagte sie. „Kein Widerrede", befahl er. Beide lachten. „Danke fürs Bringen", sagte sie. „Kein Problem. Bis Morgen", sagte er. „Bis Morgen", winkte sie ihm hinterher. Sobald er ihr den Rücken zukehrte, schaute sie bedrückt zu Boden.