Von dem Tag an ging Erza Gerard aus dem Weg und sie wechselten kein Wort bis schlussendlich der Schulabschluss kam. Gerard versuchte natürlich in der Zeit sich zu entschuldigen, doch Erza wollte nichts mehr wissen. Das einzige Bindeglied, was noch bestand, war Miike. Wenigstens erfuhr Gerard durch Miike, wie es Erza erging. Nach der Schule folgte natürlich die Uni. Also wechseln wir mal den Schauplatz. „Mist, ich bin zu spät. Mii-chan hat echt umsonst auf mich gewartet", sagte Gerard. Kondition hin oder her. Er hat seinen Zug verpasst und rennt jetzt den ganzen Weg zur Uni. „Okay meine erste Vorlesung ist in Hörsaal 1", dachte er. Die Tür stand noch offen, was hieß, dass der Tutor noch nicht da war. „Puh Glück gehabt. Alles ist pünktlich, sofern man vor dem Tutor erscheint", dachte Gerard. Er hatte so viel Schwung, dass er gegen seinen Banknachbarn krachte. „Ah, tut mir Leid. War keine Absicht", sagte er und verlegen. „Das macht doch-", sagte sein Sitznachbar und stockte, „Gerard-kun, du hier?" „Woher kennen Sie denn-", stoppte er. Auch er hat jetzt mal seine Augen richtig auf gemacht. Beide wieder Sitznachbarn und das jetzt auch noch in der Uni. „Sie scheint nicht mehr sauer auf mich zu sein, oder?", dachte Gerard. „Er hat sich nicht verändert. Er ist noch genauso, wie ich ihn kennenlernte", dachte Erza. Beide waren zu beschäftigt mit ihren Gedanken, dass sie für einen kurzen Moment ihre Ignorierphase vergaßen. Nach der Vorlesung schlängelte Erza sich geschickt aus der Sitzreihe. „Warte!", rief er. Seine Hand griff automatisch nach ihrem Arm. „Würdest du dich heute mit mir treffen? Es tut mir Leid, was damals war, und ich möchte das gerne in Ruhe mit dir klären", sagte er. Erza versuchte sich rauszureden: „Wir haben doch unterschiedliche Stundenpläne." „Wenn wir zu gleicher Zeit Schluss haben, triffst du dich mit mir. Wenn nicht, lasse ich dich von nun an in Ruhe", schlug er vor. „Ihm scheint das sehr ernst zu sein", dachte sie. „Okay, aber vergiss dein Versprechen nicht", sagte sie. „Okay", lächelte er. Erza wurde etwas rot und ging weg. Aber wer hätte es gedacht? Sie haben identische Stundenpläne und sind sich in jeder Vorlesung über den Weg gelaufen. „Oh Mann! Jetzt hat er doch gewonnen", dachte Erza. „Lass uns zu mir gehen", schlug Gerard vor. „Du lebst allein?", fragte sie. „Ja, schon", strahlte er. „Der scheint ja echt glücklich zu sein. So sehr, dass es schon blendet", dachte sie. „Ach, was ist jetzt mit Miike? Warum lebt sie nicht bei dir?", rutschte es Erza heraus. „Warum sollte ich mit ihr zusammenleben?", fragte er. „Ich dachte nur, da ihr doch noch zusammen seid", sagte Erza. „Stimmt. Da war ja was", antwortete Gerard. „Ich kann mich wieder normal mit ihm unterhalten. Bin ich froh", dachte Erza. Als sie vor seiner Haustür standen, war Erza ganz aufgeregt. „Ich kann doch nicht einfach seine Wohnung betreten. Ich meine, dass das Miike gegenüber mies wäre", dachte sie. „Komm doch rein", forderte er sie auf. Sie betrat zögerlich seine Wohnung und schaute sie um. „Die Wohnung sieht ganz schön trostlos und grau aus", dachte sie. „Setz dich doch. Tee?", fragte er. Erza nickte. Als er fertig war, setzte er sich zu ihr. „Ich wiederhole mich zwar, aber ich kann es nicht oft genug sagen. Entschuldigung wegen damals. Es ist einfach über mich gekommen", sagte er. „Das verstehe ich bis heute nicht. Warum hast du mich geküsst, obwohl du doch Miike hattest. Ich habe mich ziemlich betrogen gefühlt", sagte Erza deprimiert. „Das hat seine Gründe", sagte Gerard. „Dann sag sie mir doch", sagte Erza erregter. „Ich... Das. Ist...", stotterte er. Gerard legte die Teetasse auf den Tisch. „Das hat mich schon damals verletzt. Ich hatte gedacht, du seist wie die anderen. Hättest dich nur bei mir eingeschlichen, um mich von innen zu zerstören. Ich glaubte du seist mein Freund. Der erste Freund, den ich je gewann", sagte sie verärgert. Gerard konnte nur still zuhören. Erza sprach weiter: „Du hast mir so viel gezeigt, dass ich noch nie erlebt habe. Freude, Glück, Lachen. Das warst du für mich. Du hast mir selbst im schlimmsten beigestanden und mir deine Hand gereicht. Dann fing es an, dass du dich anders verhieltest. Sehr sogar. Es geht mich ja nichts an, was für zwischenmenschliche Beziehungen du führst, aber deine Art wie du es geregelt hast, ging mir nicht aus dem Kopf. Zweifel plagten mich. Du warst nicht mehr der, den ich kannte. Als hättest du deine Maske endlich abgelegt", sprudelte es aus ihr raus. Ihre Augen waren leer. „Ich wusste gar nicht, dass sie das die ganze Zeit über dachte. Und wegen mir wird sie weiter leiden. Schließlich hat sie recht. Ich verstecke mich hinter der Maske des Phantomdiebs. Nehme diese als Ausrede für mein Verhalten. Aber... Ich kann nicht aufhören. Noch nicht. Bis ich endlich die letzten Worte meines Vaters verstanden habe", dachte Gerard. „Erza-chan. Ich wusste nicht, dass du so denkst. Auch wenn ich dir nicht mehr vertrauenswürdig erscheine, bitte ich dich wenigsten das zu glauben. Ich hatte nie vor dich zu verletzen. Ich mag dich sehr. Du hast mich einfach interessiert. Deswegen habe ich dich angesprochen und aus keinem anderen Grund. Ich-", sagte Gerard und stockte kurz, „Ach nichts. Vergiss den letzten Ansatz", sagte er. Erza sackte vor Erleichterung zusammen. „Ich bin so froh", weinte sie glücklich. „Lass uns wieder Freunde sein", sagte Gerard. Er streckte ihr seine Hand entgegen. Dieses Mal nahm sie sofort an. „Ob ich ihr je die Wahrheit sagen kann?", dachte er. Er lächelte, aber nur nach außen. Dieses Gefühl wird ihn noch eine Weile beschäftigen, bis er endlich erlöst wird.