Kapitel 5

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Morgens früh lag ich mit allen Vieren von mir gestreckt auf der Matraze und lauschte dem Surren der Lampe neben meinem Bett. Mein Kopf schien wie leergefegt und mein Blick glitt zum geschlossenen Fenster zu meiner Rechten. Die Wolken von gestern hatten sich verdoppelt, sodass der Tag heute kälter zu sein hatte als noch die vorigen. Irgendwann hörte ich das Knarzen unseres Flurbodens. Bald schon gesellte sich eine zweite Person auf den Gang und beide unterhilten sich murmelnd. Leider konnte ich nichts verstehen, aber da momentan nur drei Leute dieses Haus bewohnten war klar wer sich da unterhielt. Die Schritte entfernten sich allmählich und nach einer kurzen Pause konnte ich Geschepper aus der Küche vernehmen.

Machen sie etwa alleine Frühstück?

Leicht erstaunt, da normalerweise ich für jede Art von Essen zuständig war, blieb ich liegen und versuchte herauszufinden, was genau passierte. Doch ich konnte ihre Geräusche keinem möglichen Gericht zuordnen. So wurde ich langsam wieder schläfrig und meine Augen fiellen schon beinahe zu, als plötzlich Robin in mein Zimmer hereingestürmt kam.

„Grace, Grace, wach auf! Grace steh auf!"

Ich erschrack dermassen, dass ich sofort kerzengerade im Bett sass. Kichernd verliess Robin mein Zimmer mit Kiwi im Schlepptau. Mit dem Kopf schüttelnd machte ich mich daran meine Kleidung auszusuchen. Während ich mir meine Hose überstreifte hallte Kiwis Bellen durch das ganze Haus, nur um kurz darauf im Garten zu erscheinen. Durch mein mittlerweile angelehntes Fenster konnte ich unseren Hund die Nachbarschaft terrorisieren hören. Mit einem Lächeln auf den Lippen trabte ich erneut die hölzerne Treppe hinunter in die Küche.

Mich ruhig und verschlafen auf einen der drei Baarhocker setzend beobachtete ich das wippende, im Sonnenschein strahlende, unnatürliche Haar unseres Besuchers, der hinter meinem Robin herräumte. Dieser verursachte ein enormes Chaos beim Versuch Omletten zuzubereiten und gleichzeitig den Hundenapf mit Schinken aus dem Kühlschrank zu füllen. Nachdem ich kurz vor Lachen die Augen geschlossen hatte und sie nun wieder öfnete kratzte Sora gerade mit Stirnfalten, einem Lächeln auf den Lippen und einem Holzschaber in der Hand die verkohlten Reste eines ehemaligen Eies von der Pfanne in den Bioabfall.

Der Halbfremde hob, meinen Blick bemerkend den Kopf und in seinen Augen konnte ich klar und deutlich die Bitte erkennen.
Hi~lf mir!
Zugleich seuftzend und kichernd kam ich seinem Wunsch nach, schnappte aus dem Schrank unter der Spüle das Trockenfutter für Hunde, drückte es dem verdutzten Robin in die Hand, bevor ich mich daran machte den beinahe im Napf gelandeten Speck mit einigen Eiern anzubraten.

Schlussendlich bekamen dann Welpe und Junge und Kindskopf (wer nun wer sein mag überlasse ich dem Leser) ihr heiss ersehntes Frühstück und begannen allesamt am oder unterm Tisch zu schlingen.

Einige Bisse später fiel meinem Bruder dann doch das Fehlen meinerseits auf. Verwirrt blickte er mich an und fragte zugleich: "Grace? Hast du nichts zu Essen? Soll ich dir etwas Rührei machen?"

Mikko, der die Befürchtung bekam, mich gleich wegen einer Lebensmittelvergiftung ins Krankenhaus bringen zu müssen, verschluckte sich an seinem Mund voll Orangensaft. Hustend und röchelnd versuchte er Robin diese Idee auszureden, während er wild den Kopf schüttelnd und mit den Händen fuchtelnd um Luft rang. Alles gleichzeitig.

Diese elendig skurile Situation war zum brüllen komisch. Dementsprechend fiel auch meine Reaktion aus. Mir den Bauch vor lauter Lachen haltend kämpfte ich um Halt auf meinem Baarhocker. Mikko hatte mitlerweile wieder etwas Luft bekommen, deshalb konnte er mich auch beruhigt ansehen und mit in mein Lachen einstimmen. Robin sah uns zwar etwas verdutzt an, doch nach einigen Minuten beruhigte ich ihn indem ich sein Angebot dankend ablehnte.

Nachdem sich beide Jungs wieder ihrem Essen zugewandt hatten und ich mir ein Glas Orangensaft gönnte dauerte es nur einige wenige Minuten bis Robin auf einmal die Stille durch eine Frage brach.
„Wie habt ihr eigentlich geschlafen?", fragte er uns halbwegs ernst.

Dans Un Pay, Loin D'ici...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt