"Gwendolyn?! Hey Gwendolyn, warte!" Es war Leslie, die mir hinterhergerannt kam. "Gwenny, Warum hast du nicht gewartet?" Sichtlich außer Atem kam Leslie schließlich bei mir an. "Ich muss nachhause, Les. Mum hat Großtante Grace und ihre Kinder zum Essen eingeladen."
"Nick und Caroline? Ich mag die beiden, darf ich Mitkommen?" Ihr Atem beruhigte sich ein wenig und sie sah mich erwartungsvoll an. "Du wohnst doch sowiso quasi schon bei uns. Was fragst du überhaupt?" "Das ist die richtige Einstellung." Leslie legte mir einen Arm um die Schulter und machte mit dem anderen einen Bogen in die Luft, als wolle sie mir die ganze Welt zeigen. Leslie konnte schon zimlich theatralisch sein... "Wir sind beste Freundinnen und gehen durch dick und dünn. Ich lebe bei dir, weil wir füreinander bestimmt sind. Wir sind führeinander da, in guten und in schlechten Zeiten, in Krankheit und Gesundheit -" Sie hätte wohl noch eine Weile so weitergemacht, wenn eine Stimme hinter uns sie unterbrochen hätte. "Sagt mal, wollt ihr heiraten?" Gideon. "Selbstverständlich. Oder hast dubwas gegen Lesben?" Leslie hatte sich zu ihm umgedreht, und hatte sich offenbar vorgenommen, Casanova bis aufs Blut zu reizen. Herausvordernd sah sie ihn an. "Natürlich nicht." Er lächelte mich selig an. "Ich war mal mit einer im Bett." Es sollte ein Witz sein, doch es hatte zur Folge, das Leslie ihm ins Gesicht spuckte. "Du Wiederling." Wenn ich so drüber nachdenke, scheint es mir so, als wolle Gideon, das alle schlech von ihm denken. Er fuhr sich ins Gesicht und wischte angewiedert den Speichel weg. "Keine Sorge, mit dir versuche ich es nicht. Aber deine Freudin..."
Er kam nicht weiter, ich hatte ihm schon den Rücken zugekehrt und zog Leslie in Richtung Bus. Verdammt, der war ja schon da. Ich schwöre, wenn ich wegen diesem Mistkerl den Bus verpasse...
O Nein. Wo ist der er? Der grüne Schulbus, der mich heimbringen sollte fuhr gerade um die nächste Ecke. Ich rannte ihm hinterher. "Nein! NEIN!" Doch es war zu spät, der Bus war weg, und der nächste kam erst in 2 Stunden. Und das ist alles Gideons Schuld. Jetzt ist er dran!
Ich drehte mich um, um Gideon so richtig dir Meinung zu geigen, doch der Arsch war weg.
Ich trat gegen eine Laterne, um etwas Dampf abzulassen, dann ging ich zurück zu Leslie. "Wir müssen laufen.", teile ich ihr mit.Schweigend gingen Leslie und ich nebeneinander her. Ich schwöre, eines Tages bring ich Gideon um! Langsam und Qualvoll, soviel steht fest. Während ich hier rumlaufe sitzen zuhause warscheinlich Tante Grace(die eigentlich meine Großtante war), meine Eltern, Nick und Caroline und stopfen sich den Bauch mit Schokokuchen voll, während ich und Leslie hier durch die Straßen laufen müssen. „Wie lange noch?" Leslie zog mich am Arm. Ich grinste schief, sie klang wie ein kleines Kind im Auto, das nachhause will. „Nicht mehr lange. Nur noch ein paar Straßen, vielleicht 500Meter." Leslie stieß einen erleichterten laut aus und ging nun mit Honigkuchenlächeln neben mir weiter. „Und es gibt wirklich Kuchen?" „Würde ich dich jemals anlügen?" Leslie kicherte, dann gingen wir wieder schweigend weiter. Als wir um eine Ecke bogen, zeigte sich uns ein Szenario, dass wir nie erwartet hätten.
Träumte ich vielleicht?
Das war doch nicht möglich! Da stand Gideon, Gideon de Villiers und spielte mit 2 kleinen Kindern. Wo war ich denn hier gelandet? Gideon würde sowas doch wohl nie tun, oder? Oder?
Aber wirklich, Gideon konnte wohl auch anders als mit Mädchen rummachen, dort hockte er, einen rosa Gummiball in der Hand und warf ihn mit einem kleinen Mädchen hin und her, während ein blonder Junge, den ich auf 5 schätzte, versuchte, den Ball zu fangen. Gideon warf den Ball plötzlich exakt in die Hände des Jungen. Mann sah deutlich, das es extra war, doch er tat so, als würde er sich ärgern, während der Junge jubelnd rief „Simon the King! Simon the King!" Gideon ging in die Mitte und spielte das Schweinchen, während das Mädchen und Simon den Ball hin und her warfen.
Gideon machte sich ziemlich zum Affen, wahrscheinlich extra. Einmal sprang er sogar in die falsche Richtung, dann tat er so, als wolle er das Mädchen, das er Jule nannte, mit einem Lolli bestechen, wenn sie ihm den Ball gab. Doch Jule grinste nur und blieb hart.
Ich sah Leslie an, und ohne Worte beschlossen wir, einen anderen Weg zu nehmen, um eben gesehenes zu besprechen. Wir gingen Rückwärts und Gideon, Jule und Simon bemerkten uns - ein Glück - nicht.
„Was war dass?" Ich sah Leslie an. Ihre Augen waren riesig und groß und sie schüttelte nur den Kopf, auch wenn ich nicht weiß, was das zu bedeuten hatte. „Gideon spielt mit Kindern? Gideon?" Diesmal zucke Leslie, die ganz verloren wirkte, die Schultern, als wolle sie sagen: „Offenbar."
Ich konnte es wirklich nicht fassen. Die Kinder schienen Gideon zu lieben! Wie konnte überhaupt irgendwer Gideon lieben? Ich bezweifle sogar, das seine Mutter es tut, immerhin ist Gideon ein totaler Arsch. Ist er dass?, fragte eine Stimme in mir, doch im nächsten Moment schämte ich mich für den Gedanken. Natürlich ist er dass!