18- Versprochen

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18- Versprochen

Aufgewühlt kehrte Endres ins Kloster zurück. Der Schock saß immer noch tief. Er glaubte zu wissen, von wem die Gefahr ausging. Lange schien es nicht mehr dauern zu können. Der Hof war verlassen, aber von überall her hörte man leise Geräusche.

Im Keller warfen sich zwei Stimmen gegenseitig Schimpfwörter an den Kopf. Das konnten nur Hennlin und Pett sein. Aus der Schmiede hörte man das Hämmern, Rauch stieg aus dem Schornstein auf. Die Luft war erdrückend und die Sonne brannte auf den Hof nieder. Neben der Kirche stand die mächtige Buche. Auf der Bank, die im Schatten des Baumes stand, saß jemand. Sie sah zu Boden. Als Endres sich der Person näherte, blickte sie auf.

Es war Agnes. "Alles in Ordnung mit dir?", fragte Endres. Agnes schüttelte den Kopf. "Vater hat heute im Dorf Wache gehalten", erklärte sie. "Er hat frische Hufspuren entdeckt. Die Raubritter sind wieder in der Nähe! Ich spüre, dass sie bald hierher kommen." "Hast du Angst?", fragte Endres.

Agnes nickte. "Und wie! Ich habe das Gefühl, dass wir alleine nicht gegen sie ankommen. Sie sind so grausam!" "Wir schaffen das schon", erwiderte Endres. "Und was wenn nicht?", fragte Agnes mit zitternder Stimme.

"Wenn du dir jetzt ausmalst, was passieren könnte, ist niemandem geholfen. Vor allem dir nicht", sagte Endres. "Als ich mit Bruder Vallentin im Dorf war habe ich ihn nach meiner Mutter gefragt. Seit die Raubritter auch unser Dorf überfallen haben, habe ich nie wieder etwas von ihr gehört. Ich habe mir oft ausgemalt, was mit ihr passiert sein könnte."

"Was hat Bruder Vallentin gesagt?", fragte Agnes. "Er wusste es nicht", antwortete Endres, "aber er hat mir gesagt, dass ich nur fest daran glauben soll, dass sie noch am Leben ist. Wenn man fest an etwas glaubt, geht es in Erfüllung." "Meinst du das ehrlich?", fragte Agnes und stand auf. "Versprochen!", sagte Endres und nahm Agnes in die Arme. "Wir schaffen das!"

***

Am Abend hatten sich alle Bewohner des Klosters im Speisesaal versammelt. "Es wird sich mittlerweile herum gesprochen haben, dass die Raubritter in der Nähe sind." Bruder Paulus versuchte ruhig zu bleiben, aber auch ihm hörte man die Aufregung an. "Wir haben alles soweit vorbereitet. Jetzt können wir nur noch abwarten. Jedem ist klar, was er zu tun hat, im Fall der Fälle?" Die anderen nickten nervös.

"Aber denkt daran: wir wollen nur das Kloster schützen. Hoffen wir, dass alles schnell überstanden ist und dass wir ohne große Verluste durchkommen. Lasst uns beten." Hoffentlich wird es überhaupt keine Verluste geben, dachte Endres. Doch wer konnte das schon vorhersagen?

***

Macht euch bereit für das große Finale!


Im Reich der Wölfe - Neumond (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt