Kapitel 18

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Taehyung p.o.v
Ich stehe schnell  auf und nehme meine Tasche um Jungkook hinterher zu rennen. Neben meiner Tasche sehe ich etwas kleines silbernes glitzern.. Es sieht aus wie ein Schlüsselbund. Ist das Jungkooks? Ich hebe den Bund auf und sehe ihn mir beim Rausgehen an. Tatsächlich gehört dieser zu Jungkook, denn es gibt ein kleines Foto als Schlüsselanhänger. Auf dem Foto sind er und seine Eltern. Ich drehe das Plastikding etwas und sehe eine kleine Nachricht auf dem Foto. "Er ist Schuld.. Du musst sie rächen, damit sie ihn Frieden ruhen können.." , lese ich und schlucke etwas. Genau wie ich damals, denkt Jungkook er müsse seine Eltern rächen, damit sie in Frieden ruhen können. Doch um ehrlich zu sein ist es dämlich so zu denken. Unsere Eltern würden nicht wollen, dass wir ihre Feindschaft weiterführen, denn immerhin hatte es uns alle im Endeffekt nur Leid und Unglück gebracht. Unsere Eltern waren tot und Jungkook und ich wurden dadurch zu gefühlslosen Killern. Wir sollten kein solches Leben führen und es wäre dumm zu glauben, dass man danach in Frieden ruhen könne, wenn die Rache gestillt sei. Denn irgendwann würde der Zeitpunkt der Realisation kommen. Irgendwann kommt der Moment, in dem diese scheinheilige Welt zusammenbricht. Genau wie jetzt. Jungkook hätte bestimmt niemals gedacht, dass er zu diesem Punkt kommen würde, an dem er sich mit seinen Gefühlen auseinandersetzen muss. Dennoch ist der Augenblick gekommen und jetzt darf ich nicht zurückschrecken. Ich muss ihm zeigen, dass das nicht mehr so weiter gehen kann. Er muss erkennen, dass unsere Eltern niemals ein solches Leben für uns gewollt hätten und muss erkennen, dass sie nicht stolz darauf sein werden, wenn er seine Rache an mir, der doch auch nur in diese Familie hineingeboren wurde und nichts für den Tod seiner Eltern kann, stillt. Er muss erkennen, dass er seine Gefühle zulassen und sich mit diesen auseinander setzen muss. Er muss erkennen, dass wir beide nicht hierfür bestimmt waren und wir beide ein besseres Leben verdient haben. Nach all den Jahren der Abweisungen, der Angst, der Mordlust und der Einsamkeit, haben wir beide ein Leben voller Freude, Liebe und Glück verdient. Doch um dieses Leben zu erlangen, müssen wir durch diese Wellen der Trauer und des Schmerzes. Wir müssen alle Gefühle zu lassen und lernen mit ihnen umzugehen, anstatt sie zu verdrängen. Wir müssen noch so vieles lernen.. Aber nicht mehr alleine. Wir können gemeinsam dadurch.. Gemeinsam einen Weg finden um alles was wir nicht können oder wovor wir alleine Angst haben erfolgreich zu meistern. Wir sind nicht mehr alleine. Wir können einander haben und ich will, dass er dies erkennt, er muss es. Ich muss es ihm zeigen. 

Auf dem Schulhof angekommen, sehe ich wie Jungkook diesen verläasst, weshalb ich ihm schnell aber unauffällig hinterher gehe. Immerhin soll er ja nicht denken, dass ich ihn verfolge. Wobei.. Ich denke nicht, dass ihm dies auffallen wird, egal wie nahe ich ihm komme. In letzter Zeit ist er nämlich sehr abwesend und in seinen Gedanken. Er achtet nicht mehr wie früher intensiv auf sein Umfeld. Jetzt in diesem Moment würde er sogar dem schlechtesten Killer ins Messer laufen. Seine Gedanken kreisen sich momentan nur um seine Gefühle und wie er sie wieder in den Griff bekommen kann, damit er mich problemlos umbringen und dann friedlich weiterleben kann. Doch da würde ich nicht zulassen. Ich hatte gesagt heute wird der Tag kommen, an dem er mir nicht mehr ausweichen kann und ich meinte das Ernst. Heute wird er mir nicht davon kommen. Heute mache ich meinen direkten Schritt auf ihn zu und lasse nicht zu, dass er diesem ausweichen kann. Bitte Jungkook.. Bitte weich mir nicht mehr aus und lass es zu. Lass alles raus.

Ich verfolge ihn immer weiter bis wir vor seiner Wohnung stehen. An seiner Eingangstür angekommen, nimmt Jungkook seine Tasche von seiner Schulter und wühlt in dieser herum. "Ach fuck.. Wo sind sie denn jetzt?" , höre ich ihn leise fluchen und weiterherumwühlen. "Suchst du das hier?" , frage ich dann und halte seinen chlüsselbund hoch. Er schreckt total zusammen und sieht blitzschnell hoch. Eine Sekunde später würdigt er mir einen Todesblick. "Ist das dein scheiß Ernst? Hast du ernsthaft meine Schlüssel geklaut und bist mir bis nach HAuse gefolgt?" , keift er mich an und kommt auf mich zu. Er will sich seine Schlüssel nnehmen, doch ich halte sie hoch. Ups.. Da nutze ich mal meine Körpergröße aus. Er boxt mir in meine Magengegend, weshalb ich aufkeuchen muss und mich leicht krümme. "Entspann dich mal. Ich hab sie dir nicht geklaut. Sie lagen im Musikraum auf dem Boden, neben meiner Tasche. Sie sind vielleicht rausgeflogen, als du dein Etui rausgenommen hast um die letzten Zei-" , will ich sagen, doch bekomme einen nächsten Schlag, der mich schmerzerfüllt aufkeuchen lässt. Also an Größe mangels ihm etwas, aber Kraft hat er auf jeden Fall genug. "Jungkook man.. Ich wollte doch nur mit dir reden" , keuche ich etwas und will mir wieder einen Schlag verpassen, doch dieses Mal halte ich sein Handgelenk fest. Er will sich lösen, doch schafft es nicht, weshalb er die andere Hand dazu nehmen will, doch  auch diese nehme ich mir und lasse den Schlüssel dabei fallen. Er versucht sich zu befreien, doch in der Stärke war ich ihm überlegen. "Das wird nichts. Seit Monaten ernährst du dich nicht gut und schwächst deinen Körper mit Verletzugen, die du dir selbst zufügst" , sage ich ruhig und wie als hätte ich einen wunden Punkt getroffen, schluckt Jungkook stark und sieht schnell weg. "Halt die Klappe.." , sagt er etwas kleinlaut. "Was willst du von mir? Gib mir einfach meine Schlüssel und lass mich in Ruhe" , sagt er und sieht dann zu mir. Ich blicke in seine Augen und bekomme einen kleinen Stich in mein Herz versetzt. Er sieht so gebrochen aus.. 

"Ich will nur 10 Minuten Jungkook. Ich will nur 10 Minuten mit dir reden" , sage ich und er sieht wieder weg. "Wenn du in diesen 10 Minuten nnicht erreicht hast was du willst, lässt du mich dann in Ruhe?" , fragt er dann. "Das wird nichts.. Immerhin sind wir doch in derselben Klasse und wenn ich dich jeden Ta-" , will ich sagen, doch werde unterbrochen. "Ich gebe meinen Auftrag auf. Ich werde dich nicht umbringen, zumindest vorerst nicht. Versprich mir also bitte, dass du mich in Ruhe lässt, wenn du nicht erreicht hast, was du wolltest, okay?" , fragt er wieder und ich schlucke stark. Er ist so anders als zu Beginn unserer ersten Begegnung. Er ist nicht mehr kalt, rachsüchtig und abweisend. Er ist verletzt, gebrochen und kurz vor dem Zusammenbrechen. Dennoch.. Er gibt mir einen Versuch. Ich hatte einen Versuch um ihn zu retten. 

Ein Versuch, ansonsten verliert er sich selbst, für immer.. 

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Lost Children//TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt