8. Kapitel

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Am nächsten Tag war ich nach meinem nächtlichen Ausflug unglaublich müde, aber ich stand trotzdem früh auf, da ich ab heute wieder mit meinem Team arbeiten durfte.
Meine Mutter war nicht da, als ich frühstückte und bis ich aus dem Haus ging, sah ich sie auch nicht, was mich aber auch nicht wirklich störte. Seit dem Vorfall neulich herrschte eine komische Stimmung zwischen uns.

Als ich am Trainingsplatz ankam, waren schon alle da, mit Ausnahme von Rino, der sich wie immer verspätete. Akuna und Yugi sahen mich so merkwürdig fragend an, dass ich garnicht erst versuchte mit ihnen zu reden sondern mir nur ein grummelndes "Hallo" abrang.
Die nächste halbe Stunde, in der wir auf unseren Sensei warteten, herrschte eisiges Schweigen, aber ich erwischte die beiden immer mal wieder dabei, wie sie mich anstarrten, doch jedes mal, wenn ich sie ansah, drehten sie schnell die Köpfe weg.
Das kann ja lustig werden, dachte ich genervt während ich im Schatten eines Baumes saß, welcher am Rande des Platzes stand.
Es war, wie meistens in Suna, schönes Wetter und meine Haare wehten in der warmen Brise.
Ausdruckslos starrte ich in den Himmel. Ich konnte das, was letzte Nacht passiert war nicht vergessen. Ich wusste zwar nicht, woran es lag, ich mochte Gaara immer noch nicht wirklich, aber irgendwas war da passiert, was mir wichtig vorkam. Vielleicht tat er mir auf einmal Leid, weil er von allen verachtet wurde und niemanden hatte, der für ihn da war. Mit einem leichten Ziehen im Herzen erinnerte ich mich an meine eigene Kindheit, damals, als ich neu nach Sunagakure gekommen war, als ich erst 5 Jahre alt war.

-Flashback-

Schweigend stand ich am Rand eines Spielplatzes, auf dem eine Gruppe Kinder in meinem Alter zusammen tobte.
Wie gerne würde ich zu ihnen gehen, aber ich war wirklich nicht mutig genug.
Als ich grade mit hängendem Kopf nach Hause gehen wollte, kam auf einmal ein Junge auf mich zu und blieb vor mir stehen. Schüchtern blickte ich ihn an, doch er lächelte freundlich, wobei seine braunen Augen hinter den weißen Haarsträhnen hervorstachen.
"Hallo! Ich bin Yugi und wie heißt du? Bist du neu? Ich hab dich noch nie gesehen", fragte er mit einem herzlichen Ton in der Stimme.
Ich lächelte ebenfalls zaghaft, was ihn zu freuen schien.
"Mein Name ist Takami. Takami Kogara und ich bin erst vor ein paar Tagen mit meiner Mutter hierher gezogen", antwortete ich.
Yugi blickte sich kurz um und deutete dann auf die anderen Kinder.
"Willst du vielleicht mit uns spielen?"
Ich strahlte glücklich, was für ihn wohl Antwort genung war, denn er zog mich am Arm mit, während er sich umdrehte und wir liefen zusammen auf den Spielplatz.
Die anderen sahen uns fragend an und ich blickte peinlich berührt auf den Boden. Es war mir unangenehm, so angestarrt zu werden.
Yugi hingegen schien das nicht zu stören, er deutete auf mich.
"Das ist Takami, sie ist neu hier und würde gerne mitspielen", verkündete er stolz und begann mir kurz die anderen vorzustellen, als ein größerer Junge ihn unterbrach.
"Was soll das Yugi? Spiel doch alleine mit deiner neuen Freundin, wir wollen mit der nichts zu tun haben. Guck sie dir doch mal an, mit ihren hässlichen roten Haaren! Die sehen ja fast so aus wie die von Gaara!"
Sie lachten. Die Kinder standen einfach da und lachten mich aus.
Am Anfang konnte ich mich vor Schreck erstmal nicht bewegen, dann wuchs die Wut in mir und ich spürte, wie ich richtig aggressiv wurde. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und meine Arme zitterten.
"Spart euch euer dummes Gelächter! Ich brauche keine dämlichen Iditin wie euch, die andere nur zum Spaß auslachen und runtermachen! Wenn ihr weiter so was macht, dann werde ich, dann werde ich...-", ich brach ab, als ich eine Stimme meinen Namen rufen hörte. Erstaunt drehte ich mich um.
"Was... was machst du denn hier?"
Meine Mutter stand vor mir und blickte mich mit mit großen, entsetzten Augen an, was ich überhaupt nicht verstand.
"Komm Takami, wir müssen nach Hause", murmelte sie schließlich leise und ich nickte langsam. Als ich mich noch einmal zu den anderen umdrehte, war ich vollkommen verwirrt. Sie starrten mich mit ängstlichen Gesichtern an und waren mehrere Meter nach hinten gegangen.
"Was-", wollte ich grade fragen, da packte meine Mutter mich einfach an der Schultee und zog mich grob mit sich.
Ich beschloss einfach, erst einmal nicht nach zu fragen und blickte über die Schulter zurück. Zu meiner Überraschung winkte mir Yugi hinterher, auch wenn sein Blick unsicher wirkte. Über diese Geste freute ich mich und winkte strahlend zurück, bis wir um eine Ecke bogen und ich ihn nicht mehr sehen konnte.

-Flashback Ende-

Unauffällig sah ich zu Yugi rüber.
Wie ich hatte auch er sich in den letzten Jahren ziemlich verändert, seine weißen Haare hatten dunkelblaue Strähnen, reichten knapp bis zu seinem Kinn und standen oben in Stacheln ab. Aber seine braunen Augen hatten immer noch dieselbe Wärme von früher.
Mein Blick schweifte zu Akuna, sie hatte ich erst mit 9 in der Akademie kennen gelernt, aber ich hatte mich fast augenblicklich super mit ihr versanden.
Ihre glatten, schwarzen Haare hingen lang ihren Rücken herab, ihre Augen waren dunkelblau wie meine und sie hatte jeweils einen reißzahnartigen, schwarz-violetten Strich unter den Augen.
Als ich meinen Blick wieder von ihr abwandte, bemerkte ich, dass Yugi mich beobachtete und ich schaute ihn ebenfalls an.
Diesmal drehte er den Kopf nicht weg sondern sah mir lange in die Augen. Schließlich lächelte er entschuldigend und ich erwiederte dieses Lächeln. Frech zwinkerte er mir zu, worauf hin wie beide lachen mussten und Akuna verschreckt aufschaute. Als sie uns beide lachend da sitzen sah, grinste sie erst überrascht, dann musste sie auch lachen. Das war ein schönes Gefühl, einfach nur mit meinen besten Freunden hier zu sitzen und zu lachen.
"Ihr seit ja heute gut drauf!"
Rinos Stimme unterbrach unseren kleinen Anfall schlagartig, doch dadurch das wir uns so erschrocken hatten, fingen wir nur noch heftiger an, zu lachen. Und das verschlimmerte sich noch, als wir Rinos verwirrten Blick bemerkten.
Er saß auf einem Ast über unseren Köpfen und schaute uns belustigt zu, dann sprang er herunter und grinste.
"Du bist schon wieder zu spät!", rief ich anklagend, als wir uns einigermaßen beruhigt hatten und Rino blinzelte uns entschuldigend an.
"Ähm, naja, ich... Ich musste einer alten Frau helfen und..."
"Du Lügner!", rief Akuna und grinste gespielt beleidigt.
Jetzt war es Rino, der kurz lachte, dann klatschte er in die Hände als Zeichen dafür, dass er anfangen wollte.
Wir standen auf und gingen zu ihm auf die Mitte der Lichtung. Rino nickte mir kurz zu.
"Schön, dass du wieder gesund bist", sagte er. "Dann können wir ja jetzt anfangen."

How to Love a Demon  [Sabaku no Gaara]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt