28. Kapitel

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Anders. Irgendetwas an ihr war anders als sonst. Trotzdem erkannte ich sie. Es waren ihre Augen... Obwohl ich sie im Schatten nicht sehen konnte, spürte ich es. Sie waren nicht mehr dunkelblau. In ihnen lag etwas unglaublich böses.
"Akuna", flüsterte ich. In meiner Stimme klangen keinerlei Emotionen mit.
Meine 'Freundin' lächelte, doch anstatt mich zu beruhigen ließ es mir einen Schauer über den Rücken laufen. Trotzdem blieb mein Gesichts ausdruckslos. Wenn sie meine Angst sehen würde, würde es alles vemutlich nicht grade besser machen. Und es war ziemlich eindeutig das Akuna nicht nur zum Plaudern hergekommen war.
"Was willst du von mir?"
Die Schwarzhaarige kam noch ein paar Schritte näher, sodass ich ihre Augen genau erkennen konnte.
Ich erstarrte.
Schwarz mit violetter Pupille.
Das waren die Augen, die mich so lange in meinen Träumen verfolgt hatten. Augenblicklich begann ich am ganzen Körper wie verrückt zu zittern. Akuna lachte.
Kalt, hoch, unnatürlich.
Ihre langen Haare schimmerten bläulich im flackernden Licht der Laterne.
"Was ist, hast du Angst? Nicht doch, meine Kleine, ich will doch garnichts von dir."
Ein gefährliches Lächeln lief über ihr Gesicht.
"Ich will nur etwas von IHM..."
Sie streckte ihre Hand aus bis ihr Daumen, ihr Mittelfinger und ihr Zeigefinger meine Stirn berührten.
Ich zog eine schmerzverzerrte Grimasse, ihre Berührung brannte wie Feuer.
Auf einmal spürte ich wieder den Dämon, er war in meinem Kopf, in meiner Seele, überall. Dann begann er durch meine Mund zu sprechen.
"Duuu...", zischte ich mit fremder Stimme, meinen Augen begann blutrot zu leuchten. Akuna ließ ihre Hand sinken und lächelte.
"Wie schön dich zu sehen, Minoru. Es ist ja schon eine ganze Weile her... Fast 17 Jahre würde ich sagen", meinte sie spöttisch und ein dunkles Knurren drang aus meiner Kehle. Ich keuchte und erlangte mit viel Anstrengung wieder die Kontrolle über meinen Körper. Verständnislos starrte ich das Mädchen vor mir an.
"Wa... Warum?", keuchte ich, mein Körper fühlte sich so schwach an als wäre ich drei Tage und Nächte ohne Pause gerannt.
"Weil du die perfekte Waffe bist. Oder, besser gesagt, der Dämon in dir die perfekte Waffe ist", antwortete sie während sie sich vor mir auf den Boden hockte. Ihre dunklen Augen strahlten eine Boshaftigkeit aus, die mir fast schon richtig Angst machte.
"Erklär es mir... Warum... Hast du das getan?", brachte ich unter Anstrengung hervor. Akuna blinzelte ruhig. Dann formte sie ein mir bekanntes Fingerzeichen und sagte "auflösen".
Eine kleine Rauchwolke erschien und plötzlich saß vor mir nicht mehr ein hübsches, sechszehnjähriges Mädchen, sondern eine erwachsene Frau, um die 30 vielleicht. Erstaunt riß ich die Augen auf.
"Na, überrascht?", fragte sie spöttisch und kicherte leise.
"Wie du dir vielleicht schon denken kannst, war ich es, die vor fast 17 Jahren den Dämon in die versiegelt hat. Das er jedoch ein paar Jahre später ausbrechen und Kirigakure zerstören würde, war eigentlich nicht geplant. Aber eigentlich hat es ganz gut gepasst, so könnte ich die Stärke testen, mit der ich spiele. Jedenfalls warst du, als kleines Kind, das perfekte Gefäß. So schwach und wehrlos. Ich verabscheue diese Welt und so habe ich eine Waffe erschaffen, mit der ich ihr zeigen kann, wie wertlos sie doch ist. Und mit Sunagakure fangen wir an, meine Kleine", endete sie und tätschelte mir wie einem Kleinkind die Wange.
Ich spürte wie der Hass und die Wut in mir bis zur Unkenntlichkeit stieg, jedoch konnte ich mich trotzdem noch beherrschen, damit sie nicht bekam was sie wollte.
"Das... Wirst du... Nicht schaffen... Das... Lasse... Ich nicht zu!", knurrte ich und obwohl meine Fingerspitzen schon begannen sich schwarz zu färben, behielt ich mich unter Kontrolle.
Akuna, oder wie auch immer ihr echter Name lautete, sah mich nachdenklich an.
"So so, du willst also das Dorf beschützen... Was ist der Grund dafür? Es gibt doch nichts was dich hier noch hält, oder? Deine Mutter ist tot und die Leute beschimpfen dich nur als Monster. Warum zahlst du es ihnen nicht heim was sie dir angetan haben?"
Ich senkte den Blick. Sie hatte Recht. Eigentlich war mir das Dorf nicht sonderlich wichtig. Also warum...? Gaaras Bild blitzte vor meinem inneren Auge auf. Seine roten Haare, das leichte Lächeln und diese wunderschönen, jadeblauen Augen. Ich könnte ihn niemals etwas antun und ich wüsste wie viel ihm das Suna bedeutete. Und deswegen würde ich es ebenfalls beschützen. Entschlossen hob ich den Kopf und spürte, wie der Gedanke an Gaara meine Wut kontrollierte. Das Schwarz an meinen Fingern zog sich wieder zurück.
Die Frau vor mir kicherte irre.
"Darum geht es also. Aber ich verstehe nicht, warum er dir soviel bedeutet, nach dem was er getan hat."
"Er... war es... nicht...!", keuchte ich und es stimmte. Vermutlich hatte ich überreagiert. Akuna hatte mich mein ganzes Leben lang angelogen, und auch wenn ich nicht wusste warum, hatte sie mich bestimmt auch angelogen was den Mord an meiner Mutter anging.
Er war es nicht!
Immer und immer wieder wiederholte ich diesen einen Satz in meinem Kopf.
Er war es nicht! Er war es nicht! Er war es nicht! Er war es nicht!
Endlich hatte ich wieder die völlige Kontrolle über meinen Körper. Noch leicht zitternd zog ich mich an der Wand hoch und stand stand auf sodass ich direkt in ihre schwarzen Augen sah.
"Nun, da hast du recht...", murmelte sie und trat einen Schritt vor, bis ich ihren ekligen Atem auf der Haut spürte und sie mir etwas ins Ohr flüsterte.
"Ich war es!"
Obwohl ich eigentlich schon damit gerechnet hatte so etwas zu hören, überschwemmten mich die Gefühle so sehr, dass ich mich an der Wand abstützen musste um nicht wieder zu Boden zu sinken. Hass, Trauer, Wut, Schmerzen. Alles auf einmal.
Sie grinste nur spöttisch. Ihr Gesicht schimmerte unheimlich im Licht meiner blutroten Augen.
"Und Gaara... Nun ja, den wirst du auch nicht mehr sehen, schätze ich", waren die Worte die mich hasserfüllt aufkreischen ließen. Ich packte sie mit meinen mittlerweile krallenartigen Klauen an den Schultern und knurrte aus tiefster Kehle.
"Was, trauerst du um deinen Liebsten? Das ich nicht lache, dieses Monster war so leicht zu besiegen... Es hat fast gar keinen Spaß gemacht!", lachte sie, kein bißchen verängstigt obwohl sie sich doch Angesicht zu Angesicht mit diesem Montser gegenüberstand.
Mit mir.
"Ich glaube dir nicht! Gaara ist tausendmal stärker als du, du hättest ihn nicht einmal ein Haar krümmen können! ", fauchte ich, meine Stimme klang abnormale tief und bösartig.
Ein schelmisches Grinsen spielte um Akunas Lippen und sie griff in ihre Manteltasche.
"Was für eine Ironie das du das sagst... Da ich nämlich genau das getan habe!"
Und mit diesen Worten zog sie etwas aus ihrer Tasche und hielt es hoch. Ich erkannte es sofort. Es war eine dunkelrote Haarsträhne. Und selbst wenn alles in mir doch dagegen wehrte, es zu glauben, hätte ich diese Haare überall wiedererkannt. Durch meine unnatürlich geschärften Sinne roch ich den angenehmen Duft, der zu mir herüberschwebte. Sandelholz und nasser Stein. Wie ich diesen Duft liebte. Tränen sammelten sich in meinen Augen.
Gaara hätte ihr nie freiwillig so eine große Haarsträhne gegeben, egal was sie ihm gesagt hätte. Irgendetwas musste vorhin passiert sein. Irgendwas schlimmes. Grauenvolles. Ich keuchte.
"Was hast du... getan?"
"Mach dir keine Sorgen, Kleines. Er wartet bestimmt im Jenseits auf dich. Es sei denn, du kommst in die Hölle, für das was du gleich tun wirst. Dann siehst du ihn nie wieder. N-I-E
W-I-E-D-E-R."
Sie tippte mir erneut mit der Hand auf die Stirn und das war der Moment in dem ich zusammenbrach.

How to Love a Demon  [Sabaku no Gaara]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt