35. Text: sozial inkompetent

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Dieses Kapitel sollte ursprünglich unter dem Titel "Plagiate" oder "Plotklischees" laufen, weil es solche Geschichten nicht nur hier eimerweise zu lesen gibt, sondern man kann sie sich sogar schon ANSCHAUEN. Mafiaromanzen mit sexsüchtigen Sugardaddys und shoppingsüchtigen Frauen findet ihr z.B. auf Netflix, wenn ihr "365 Tage" sucht.
Ich wollte das zugrundeliegende Muster solcher Geschichten in dem hier verwendeten Beispiel ansprechen, bis ich mich - Dank diesem Zitat aus Kapitel 3:" Prinzessinn ist das zweit beste.Damit gebe ich mich nicht zufrieden." - umentscheiden musste. Ich las diesen Satz und dachte nur: Licht aus.

Und nein, es ging danach auch nicht wieder an.

Beginnen wir mit dem Klappentext:
Sie eine zielstrebige, temperamentvolle Modestudentin.
Dass im ersten Satz des Klappentexts bereits das Prädikat fehlt, lässt Schlimmes ahnen - und wird bestätigt werden. Man kann Elipsen zwar schreiben... aber nicht mit dieser Interpunktion.
Da dies der Klappentext ist, bin ich mir nicht sicher, ob man so lügen sollte, denn Spoiler: Ist sie nicht. Sie ist eine regelmäßige Clubgängerin, die zuviel trinkt, langweilig, kulturlos, zeitweise unnötig arrogant, Plus Size und... sagen wir "unwissend in vielen Bereichen".
Toll ist sie nur für den Love Interest, dem es reicht, dass sie in seinen Augen "hübsch" ist und sich bewegt. Gemäß der in der Geschichte gezeigten Bilder ist sie auch sehr sparsam bekleidet - das verlockt ebenso.

"Modestudentin", ist sie auch nicht, denn die Fachrichtung heißt DESIGN und spaltet sich in Modedesign und Produktdesign. Das Wenige, was man in der Geschichte über das "Studium" erfährt ist, dass sie in die Universität geht und privat Klamotten näht. Sie ist also eher eine Schneiderin.
Wie man an dem Screenshot unten sehen kann, ist der handwerklich-herstellende Bereich aber nur ein sehr kleiner Teil der Design-Ausbildung (Realisation und Drapage).

Wie man an dem Screenshot unten sehen kann, ist der handwerklich-herstellende Bereich aber nur ein sehr kleiner Teil der Design-Ausbildung (Realisation und Drapage)

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Design wird zudem NICHT an der Uni gelehrt. Man bekommt eine klassische Berufsausbildung an der Berufsschule, die zwei bis vier Jahre dauert. Fachabi und eine umfangreiche Arbeitsmappe, in der Vielseitigkeit und Kreativität erkennbar sind, können zu den Aufnahmevorrausetzungen gehören.
An der Hochschule der Künste kann man ein Bachelor- oder Masterstudium im Bereich "Design" machen. "Nicht eine vordefinierte oder standardisierte Entwurfssprache wird angeeignet, sondern der gesamte Designprozess – von der Ideenfindung über die Recherche, Konzeption und Entwicklung bis hin zur Präsentation – wird vermittelt. [...] Die Zulassung zum Studium setzt jeweils das erfolgreiche Bestehen der künstlerischen Eignungsprüfung voraus." , steht auf der Webseite dieser Hochschule. Auch hier ist der handwerkliche Teil also verhältnismäßig gering, auch wenn kein Mathe, Englisch, BW und Kommunikation zum Studium gehören.

"Sie ist eine Modestudentin" ist also Framing, wodurch eine Berufsschülerin, die Rechnungswesen (Mathe), Geschäfts- und Fachenglisch, Betriebswirtschaft und Kommunikation neben ihrer Designausbildung lernen muss, beeindruckender klingen soll, als sie in Wirklichkeit ist.

Schlefix... Nicht noch so ein blödes Failbuch!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt