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Und tatsächlich. Am nächsten Morgen kamen die Leute der Baufirma und begannen auf dem Gelände die Flächen für den Küken- und den benachbarten Hasen-Bungalow abzustecken. Danach schafften sie haufenweise Zeug an und machten sich fleißig an die Arbeit. Blue telefonierte unterdessen mit einem Finanzberater und dieser sagte ihr, dass er in ein paar Tagen mit einem angemessenen Preis zu ihr kommen würde. Und so nahmen die Dinge in Virginia langsam aber sicher ihren Lauf.

In New York hingegen schien die Zeit für eine einzelne Person nahezu stehen zu bleiben.
Logans Tage verliefen völlig gleich. Er stand auf, aß, gab Sportunterricht, aß wieder, wartete neben dem Telefon auf Mikeys Anruf, ging spazieren und aß erneut. Dann ging er wieder in sein Zimmer, setzte sich an den Schreibtisch und überlegte, ob er Blue einen Brief schreiben sollte. Dabei fiel sein Blick jedes Mal auf die blaue Mütze, die dort lag und auf das Bild, welches er in der Mütze gefunden hatte.
Es hatte ihn sehr berührt, dass Bild zu erhalten. Nicht nur, dass es wundervoll war, sondern auch, dass er wusste, dass es Blues Lieblingsbild war. Außerdem hatte der kleine Zettel ihn mitten ins Herz getroffen, und auch, wenn es eigentlich sehr unmissverständlich war, fragte er sich, wie genau er die Worte interpretieren sollte.
Doch eines Abends, er starrte gerade wieder abwechselnd auf das Bild und das Telefon, da klingelte dieses auf einmal. Erschrocken, so gewaltsam aus seinen Gedanken gerissen worden zu sein, zuckte Logan zusammen, ehe er das Telefonat entgegennahm.
"Ja?"
"Schön, deine liebliche Stimme zu hören, Großer.", erklang Mickey an der anderen Leitung.
"Wurde aber auch Zeit, dass du dich meldest.", knurrte Logan verächtlich und meinte, ein leises Kichern vernehmen zu können.
"Hat deine kleine Freundin dich etwa verlass'n?", fragte der kleine Mann.
"Hüte deine Zunge, Mickey."
"Bring mich doch dazu.", schnurrte er und Logan verzog angewidert das Gesicht.
"Die Infos, Mickey. Jetzt. Sonst kannst du den Rest von deinem Geld vergessen.", sagte er verständnislos und schüttelte den Kopf. Er fühlte sich nicht gut, auch wenn er wusste, dass er sich theoretisch nicht einmal erkälten könnte. Es war ein allgemeines Unwohlsein, welches sich in ihm breit machte.
"Ja, schon gut, Großer. Lass Mickey doch auch mal sein'n Spaß.", seufzte dieser theatralisch und fuhr dann fort. "Also, Finch wurde von einig'n Straßenkameras dabei gefilmt, wie er aus dein'm Lagerhaus gegang'n is. Er war schwer verletzt und is gehumpelt, aber so wie ich das seh, wird der Hund überleb'n. Er hat sich n Taxi genomm'n und is abgehau'n. Wiedergefund'n hab ich ihn dann in nem Motel außerhalb von San Francisco. Sein letzter mir bekannter Aufenthaltsort is ne Bruchbude Ohio. In der Nähe von Springfield."
Logan hörte aufmerksam zu. "Wie ist er dort hingekommen?"
"Mitm Flieger."
"Hat er mit irgendwelchen Leuten gesprochen?"
"Nur mitm Personal am Flughafen, in n paar Restaurants, Bars und Hotels. Der Kerl scheint aber nich so gesprächig zu sein. Fast wie du, Großer."
"Ugh...", knurrte Logan. "Hat er die Möglichkeit, über ein Telefon mit Leuten zu kommunizieren?"
"Er hat kein Handy, aber es b'steht natürlich die Möglichkeit, dass er seine Kontakte über Hoteltelefone anruft. Und bevor du frag'n musst, ich hab sein Bruchbuden-Telefon schon angezapft. Seine Telefonate komm'n also auch zu Mickey."
"Wie lange ist er jetzt schon in Ohio?"
"So vier Tage. Bewegt sich kein Stück, bestellt sich Ess'n und ich vermute, er kuriert seine Verletzung'n aus. Die sah'n echt nicht gut aus, Mann."
"Na hoffen wir es...", murmelte er und starrte einen Moment ins Leere. "Ruf mich an, sobald er sich bewegt oder Telefonate bekommt."
"Willste ne Addresse?"
"Nein. Sonst würde ich ihn doch noch umbringen gehen."

Am nächsten Morgen verließ Logan wie üblich sein Zimmer zum Unterricht - er sollte heute eine neue Klasse bekommen -, als er im Flur auf einen Jungen stieß.
"Mr... Mr Wolverine?", fragte dieser kleinlaut, und traute sich nicht einmal dem Mann ins Gesicht zu sehen. Verlegen starrte er auf den Boden.
"Ja?", fragte dieser und bemühte sich um einen freundlicheren Ton.
"Der Professor hat mich geschickt. Ich soll Sie zu ihm schicken."
Logan nickte und drehte sich um, als ihm noch etwas einfiel. "Wie heißt du, Junge?"
"J-Jericho, Sir."
"Und in welche Klasse gehst du, Jericho?"
"In Ihre neue Sportklasse, Sir.
Er nickte erneut. "Dann richte den anderen aus, dass ich später komme."
"Mache ich, Sir.", sagte der Junge und wollte los rennen, doch Logan rief ihm hinterher.
"Und nenn mich nicht Sir! Mein Name ist Logan."
"Entschuldigung, Sir. Äh, ich meine, Logan."
Kopfschüttelnd machte dieser sich auf den Weg, zum Büro des Professors, wo er bereits erwartet wurde.
"Komm herein, Logan. Nimm platz.", forderte Xavier ihn auf und ohne zu widersprechen kam Logan dieser Aufforderung nach. Er fühlte sich noch immer krank und unwohl in seiner Haut, obwohl er wusste, dass es unmöglich war und er sich einfach nur in etwas hineinsteigerte. Aus dem Augenwinkel sah er Scott, mit dem er nicht mehr gesprochen hatte, seit dieser ihm die Mütze gegeben hatte.
"Ich habe vorhin mit Blue telefoniert.", hob der Professor an und sofort verspürte Logan einen Stich der Eifersucht. Warum hatte sie Xavier angerufen, und nicht ihn?
"Geht es ihr gut?", fragte er sofort durch die Eifersucht hindurch und zwang das Gefühl hinunter.
"Ihr geht es sehr gut, keine Sorge. Sie rief mich an, um mir zu sagen, dass die Bauarbeiten an ihrer Schule gut voran gehen und wir uns darauf einstellen könnten, in etwa anderthalb bis zwei Jahren den ersten Austausch vorzunehmen.", er machte eine Pause, um Logans Reaktion abzuwarten. Doch diese blieb aus. "Des weiteren erzählte sie mir, dass sie eine Freundin gefunden hätte und ihr Anwalt, Alexei Margilski, bereit wäre, ihr das Erbe ihrer Mutter und ihres Großvaters frühzeitig zu übergeben. Insofern sich jemand für sie verbürgte. Sie fragte mich, ob ich mich bereit erklären würde, das zu machen und selbstverständlich sagte ich zu."
"Warum erzählen Sie mir das?", unterbrach Logan ihn, da sein Inneres sich mit jedem Wort mehr zusammenzog. Tat er das nur, um ihm zu zeigen, dass es Blue gut ging? Oder dass sie wohl mit ihm abgeschlossen hatte?
"Weil sie mir auch eröffnet hat, dass sie sich Sorgen um dich macht. Und das tun wir alle. Scheinbar kennt diese junge Frau dich ziemlich gut, Logan. Denn sie fragte mich, ob du dich wieder in deinem Zimmer einbunkerst.", nun erhielt Xavier keine Reaktion, da Logan die Worte fehlten. Das war es, worauf der Professor hinauswollte? Dass er sich nicht in seinem Zimmer verzog?
"Außerdem sagte sie, dass bald Post für dich ankommen müsste. Bis dahin, ich zitiere, sollst du den Kopf nicht hängen lassen und wenigstens versuchen, dein Leben normal zu führen."
Ohne etwas zu antworten stand Logan auf und verließ das Zimmer. Er sah, dass Scott ihn zurückhalten wollte, doch von Xavier zurückgehalten wurde. Er stürmte durch die Schule, doch spürte er die Anwesenheit des Professors in seinen Gedanken.
Verziehen Sie sich!, dachte er grimmig, als er gerade das Gebäude verließ und mit langen Schritten auf den Sportplatz zuging.
Dann hör auf, dich zu verstecken, Logan. Deine Gefühle werden sich nicht ändern, weil du sie herunter schluckst. Dass du aufhörst, sie gänzlich zu leugnen ist schon einmal ein Anfang. Aber du musst verstehen, was du fühlst. Ansonsten geht nicht dein Körper, sondern dein Geist kaputt. Und was du nicht weißt, was sie genauso wenig weiß, ist, dass ich spüren konnte, wie traurig sie war. Wie sie ebenfalls damit kämpft, von dir getrennt zu sein. Vergiss das also nicht., und damit verschwand Xavier wieder aus seinem Kopf und überließ Logan sich selber. Dieser wusste zwar, dass der Professor recht hatte, aber dennoch schluckte er seine Gefühle erneut herunter, um gleich seinen Unterricht mit der neuen Klasse machen zu können. Da war kein Platz, für unangebrachte Gefühle und seien sie noch so stark. Immerhin war er der Wolverine. Und wie Blue selber gesagt hatte, die Schüler sahen zu ihm auf. Seine Schüler wollte er nicht enttäuschen. Nicht auch noch.  

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Sorry Leute, für die Verspätung. Aber es gab gestern noch interne Probleme mit dem Kapitel, weswegen ich es auf heute verschieben musste.
Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse.
Hab euch lieb,
Thi

Das Mädchen mit der blauen Mütze (Logan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt