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Die Tage vergingen.
Wie der junge Arzt angekündigt hatte, war Blue im Koma. Eigentlich hatten die X-Men gewollt, dass das Mädchen mit nach X-Mansion kommt, doch die Ärzte hatten sich alle dagegen ausgesprochen, und daher hatte Xavier irgendwann klein beigegeben. Hauptsächlich, damit es keinen Streit zwischen Mutanten und Menschen gab. Und dieser Streit war vorprogrammiert gewesen, da Logan sich ganz offensichtlich nicht darüber freute, dass sie Blue im Krankenhaus ließen.
"Dann bleibe ich auch.", hatte er gesagt und sich trotzig, wie ein kleines Kind, neben die Türe zu ihrem Zimmer gestellt.
"Bitte.", hatte der Professor geantwortet. "Tu dir keinen Zwang an, Logan. Du kannst hier bleiben, solange sie dich lassen."
Und tatsächlich hatten sie Logan nur so lange bei Blue sitzen lassen, bis die Besuchszeiten vorbei gewesen waren. Dann hatten sie einen breitschultrigen Pfleger, der mindestens genauso, wenn nicht sogar größer als Logan war, herein geschickt. Offenbar hatten sie gehofft, dass der Mutant vor diesem Pfleger Angst oder wenigstens den nötigen Respekt haben würde, damit er ohne Probleme verschwinden würde. Allerdings hatte Logan den Kerl kurz angesehen, beschlossen, dass er seiner Aufmerksamkeit und Nerven nicht würdig war, und dann hatte er wieder Blue angesehen.
Kurz darauf hatten sie eine ältere Schwester herein geschickt, die kaum mehr als halb so groß wie Logan gewesen war, und von den Jahren ihrer harten Arbeit im Krankenhaus ein wenig humpelte.
"Junger Mann.", hatte sie gesagt und Logan mit einem mütterlichen Blick bedacht. "Ihre Freundin wird heute nicht mehr erwachen. Das kann ich Ihnen versprechen. Und Sie müssen gehen, sonst jagen Sie der Nachtschwester einen heiden Schreck ein, von dem sie sich niemals wieder erholen wird."
Logan hatte sie nur durch feuchte Augen angeblickt, und versucht zu erklären, dass sie schon einmal entführt worden war, weil er nicht da gewesen war, und dass er das nicht noch einmal zulassen würde. Doch als er den Mund aufgeklappt hatte und eben das hatte erklären wollen, hatte die Schwester ihm nur eine Hand auf den Arm gelegt und gesagt:
"Mein Junge, sie wird morgen noch genauso hier liegen und auf Sie warten, wie sie es jetzt tut. Gehen Sie nach Hause. Ruhen Sie sich aus. Aus diesem Krankenhaus wurde noch keiner entführt, und das wird sich heute auch nicht ändern."
Niedergeschlagen hatte Logan genickt und sich von Blue verabschiedet. Er hatte kurz überlegt, ob er ihre blaue Mütze da lassen sollte, doch dann hatte er gedacht, dass sie ohnehin nicht so schnell aufwachen würde, also könnte er auch noch weiter darauf aufpassen.
Unter den wachsamen aber mütterlichen Blicken der Schwester, hatte er nach Blues Hand gegriffen, auf Wiedersehen geflüstert und versprochen, so schnell es ging wieder zu kommen. Dann hatte er sich umgedreht und war aus dem Zimmer gestürmt, damit die Schwester die Tränen in seinen Augen nicht mehr hatte sehen können.
Als er zurück in X-Mansion angekommen war - netterweise hatten die anderen ihm irgendwie ein Auto organisiert und auf dem Parkplatz stehen lassen -, waren alle schon im Bett gewesen. Zumindest hatte er das gedacht. Doch als er den Flur zu seinem Zimmer entlang gegangen war, hatte plötzlich Xavier im Flur gestanden und ihn gefragt, ob alles in Ordnung sei. Daraufhin hatte Logan nur knapp genickt und seine Türe aufgemacht.
"Ich bin ein Telepath, Logan. Ich kann deine Gefühle spüren.", hatte der Professor plötzlich gesagt, und Logan war in der Türe stehen geblieben, ohne sich jedoch umzudrehen. "Gesteh sie dir ein. Red mit ihr. Es kann dadurch nur besser werden."
Daraufhin war Logan ohne Antwort in seinem Zimmer verschwunden, hatte sich auf sein Bett gelegt und war eingeschlafen.
In seinem Traum hatte Blue ihm vorgeworfen, dass er sie damals nicht gerettet hatte. Sie war unglaublich sauer gewesen und hatte gefragt, warum er alle außer sie beschützen konnte. Ob sie ihm denn nicht wichtig genug wäre. Er hatte versucht zu erklären, dass dem nicht so war. Dass sie ihm zu wichtig war, doch sie hatte ihm nicht zugehört, sondern ihm eine geklatscht und war in den Tiefen seiner Traumwelt verschwunden.
Schweißgebadet war Logan aufgewacht. Tränen waren sein Gesicht herunter gelaufen und er hatte unkontrolliert gezuckt und gezittert. Eine halbe Stunde hatte er gebraucht, um sich zu beruhigen und wieder einzuschlafen. Und am nächsten Morgen war er nicht wieder ins Krankenhaus gefahren. Er hatte sich in seinem Zimmer verbarrikadiert und war auch nicht heraus gekommen, als Jean ihn unter Tränen angefleht hatte. Auch Rogue hatte es nicht geschafft, Logan herauszulocken, was sie so sehr frustriert hatte, dass sie in Tränen ausgebrochen war, und Bobby sie nur schwer wieder hatte beruhigen können. Der Professor aber hatte gemeint, sie sollten ihm einfach Zeit und Raum geben, damit er sich sammeln und finden könnte. Und das taten auch alle. Logan verließ sein Zimmer nur ein einziges Mal, um sich eine Portion Nudeln und ein Glas Wasser zu holen. Danach verschwand er wieder und kam auch nicht mehr heraus.

Das Mädchen mit der blauen Mütze (Logan FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt