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Es war dunkel, wie jeden Tag. Es kam kaum Licht durch die dicken Gesteinsschichten und Erdbrocken. Ob das wenige Lichtverhältnis, der Grund für ihre blasse,ja schon fast weiße Haut war? Ihr Haar war lang und glatt, reichte ihr bis zu drn Hüften und war Schneeweiß. Für manche Augen schien es auch silbern zu schimmern, aber normalerweise, war es ein wunderschönes Weiß. Zwischen einem Spalt in der Erde, drang ein wenig Licht durch. Trotzdesse, dass kaum Licht, bis gar kein Licht, vorhandem war, sah es in der riesigen Höhke so aus, als gäbe es nur den Tag. Aber nur, wenn sie Licht machten. Sie hatten an allen Wänden Ackeln. Die Höhle war so hoch, dass sogar Häuser rein passten. Sie trug ein weißes Kleid, passend, zu ihrdn Haaren, und so Luftig leicht, als wäre es selber, fallender Schnee. Sie hatten keine Schuhe, weswegen ihre Füße weh taten. Sie musste immer auf den spitzen und unförmigen Steinen laufen. Eine richtige Hornhaut wollte sich einfach nicht auf den schmalen Fußsolen bilden. Sie lief schnell zu einem der Häuser, die in diesem großen Loch - wie das Mädchen diesen Untergrund gerne nannte- gebaut wurden. Es war mit Fackeln hell erleuchtet. Die Häuser waren alle recht groß, für ihre Lebensverhältnisse. Dieses war eines der größten und war direkt an einer Wand gebaut. Vielleicht würde man es als überflüssig bezeichnen können, aber es hatte neben der Tür mit ein wenig Abstand, zwei Fenster. Nur wurden diese nie geöffnet. Alles aus schönem, dunklem Holz, mit der Rinde. An den Stellen, wo alles zurecht geschnitten wurde, hatten sie das helle innere des Holzes durch gelassen. Von draußen konnte sie schon ein entsetzliches Geschrei hören. Sie lief rein und sofort wurde es entsetzlich laut. Ein Unwohlsein erfüllte sie, wie sie es noch nie zuvor vermagt hatte. "Hast du das Wasser geholt?", fragte sie eine ältere Frau mit weitaufgerissenen Augen. Das Mädchen nickte. Vor dem Haus stand ganz in der Nähe ein Brunnen, aus dem sie es gerade so schafte, Wasser zu schöpfen. Sie war eine sehr schwache und zierliche Person. Sie überreichte der Frau den Eimer, der ihr so hart aus der Hand gerissen wurde, dass sie glaubte, fast umzufallen. Schnell setzte sie sich auf die Bank, neben ein anderes Mädchen. Die Kräuterfrau half gerade bei einer Geburt. Das schwangere Frau schrie so entsetzlich. Ihr Jopf war ganz rot und sie war komplett mit Schweiß bedeckt. Sie trug ein weißes Kleid, das ihr bis zu den Knöcheln reichte. "Du musst dich beruhigen", sagte die Kräuterfrau etwas ruhiger zu der Schwangeren, aber diese fing nur zu weinen an. Das Mädchen zitterte. Solche Situationen überforderten sie. Ihre hellen Augen, die eine leichte Flieder Verzierung hatten, waren ganz voller Sorge. Die Kräuterfrau bemerkte ihren Blick, so wie das Zittern ihrer Hände. "Was guckst du so, Mädchen? Mach dich lieber nützlich!" Obwohl das Mädchen neben ihr genauso schockiert aussah und zitterte, wurde nur sie so angeschrien. Aber sie sagte nichts dagegen. Sie wollte sich nicht unbeliebter machen. Die Menschen in dem Dorf mochten sie nicht. Denn sie konnte etwas, was die anderen nicht konnten. In ihrem Dorf gab es einst  ur solche, wie sie, aber sie starben aus. Sie war die Letzte ihrer Art. Es gab einst noch eine von ihrer Sorte, aber die Frau starb vor ihren Augen. Es war ihre Schwester, die sich für sie opferte. Alle anderen in dem Dorf hatten braune Haare, obwohl sie auch dieses Gen in sich trugen. Ob durch den Kampf vor hundert Jahren ein Defekt enstanden ist? Sie wusste es nicht, aber sie wusste, dass diese Frau, die sie so anschrie, noch einen Hauch dieser Macht benutzen konnte. Und das war auch der Grund, weshalb sie Hebamme wurde und eine ausgezeichnete Kräuterkundlerin. Aber das Mädchen konnte ihrer Meinung nach ganz klar sagen, dass sie von dieser Frqu nicht gemocht wurde. Die Frau hatte spitze Augen; sie durchbohrten das Mädchen regelrecht mit ihren Blicken. Aber einen Grund konnte sich das Mädchen dafür einfach nicht zusammenreimen. Aber bei niemandem konnte sie sich den Grund denken. Alle hassten sie. Freunde hatte sie nicht. Da war nur ein Junge, der manchmal nett zu ihr war. Dieser hatte noch zwei Freunde, die auch nett zu ihr waren. Einen mochte sie ganz besonders gerne und das auch auf eine ganz besondere Art. Aber waren sie auch ihre Freunde, nur weil sie zu ihr nett waren? Nein, das glaubte sie nicht. Sie war alleine. Seit dem Tod ihrer Schwester, war sie völlig alleine. Sie lebte alleine, ganz Abseits von all den anderen. In einer kleinen Hütte, die gerade mal ein Bett, einen Schrank, Tisch und Stuhl und eine Kiste enthielt. Alles war sehr alt und das sah man den Möbel auch an. Wenn sie nicht aufpassen würde, dann hätte sie sicher täglich neue Splitter. Sie hatte für Licht nur eine kleine Öllampe, die auch nur den kleinen Tisch erhellte, an dem sie sonst immer so freudig mit ihrer Mutter und Schwester saß. Ihren Vater kannte sie nicht. Sie wusste nur, dass er im Krieg starb. Und ihre Mutter wurde immer trostloser. Ihre Augen fielen ein, ihre sonst so seidigen Haare wurden stumpf und ihre Nägel, die so schön glänzten, wurden spröde. Sie bekam Falten auf ihrer sonst so reinen Haut. Und auch geistlich sah es mit ihrem Ausdehen ähnlich aus. Sie saß nur noch an dem kleinen Holzfenster und starrte hinaus, als würde sie auf etwas warten. Vielleicht hatte sie ja auf ihren Tod gewartet. War der Tod ein schönes, helles und warmes Licht? Ihre Mutter sprach immer von so einem, wenn sie aus dem Fenster sah. Wie es doch alles erhellen würde, dabei sah das Mädchen nur die ewige Finsternis, die unter der Erde herrschte. Eines Tages schaffte es ihre Mutter nicht mehr zum Fenster. Sie war zu schwach. Aber dennoch äußerte sie ihren letzten Wunsch. Sie wolle, dass das Fenster geöffnet werden würde. Und das tat sie auch. Und da ertauchte ein letztes Lächeln auf dem Gesicht ihrer Mutter. Und dann war sie tot, und das Mädchen mit ihrer Schwester allein. Das Mädchen musste an einen Abend denken, als sie mit ihrer Schwester einige Zeit nach der Beerdigung (sie hatten eigenhändig ein Grab geschaufelt und ihre Mutter mit aller Kraft hinein gehift und zu geschüttet) ihrer Mutter, am Esstisch saßen. Ihre Schwester wirkte so nervös, wie noch nie zuvor. Immer zu spielte sie an an ihrem Kkeid rum oder machte seltdame Überkreuzungen mit ihren Fingern. "Hör mal", fing sie damals an zu sagen, als würde sie sagen wollen, dass es Zeit war, einen Mann zu finden und zu verschwinden. Hätte sie gewusst, was ihre Schwester damals eigentlich sagen wollte, sie hätte diesen Gedanken nicht annähernd so schlimm ermpfunden. Wahrscheinlich hätte sie sogar noch Luftsprünge gemacht und hätte vor Freude getanzt. Aber dem war nun mal nicht so. Und das musste sie leider akzeptieren. Und auch das was danach kam. "Ja? Was ist denn?", fragte das Mädchen und steckte sich noch ein Stück trockenes Brot in ihren Mund. "Es gibt da etwas wichtiges, über das ich mit dir reden muss. Ich weiß es schon eine ganze Weile und wusste einfach nicht, ob ich es dir sagen sollte. Aber jetzt halte ich es wohl für sehr wichtig. Denn es wird bald hier sein. Und ich weiß, du wirst Angst haben und ich verspreche dir, dass ich dich mit meinem Leben beschützen werde. Aber ich finde es wichtig, sehr wichtig sogar, dass du es erfährst. Vielleicht kannst du dich ja doch irgendwie darauf vorbereiten."
"Was meinst du? Worum genau geht es denn?"
"Dir ist doch klar, dass wir die letzten Lichtzauberinnen sind?"
"Ja."
"Und auch, weshalb."
"Ja. Der Krieg und danach die Vermischung mit Nichtzauberern. Das hat zur Massenausrotung von diesem Zauber geführt."
"Das ist war. Sie alle können es nicht, was wir können, obwohl sie auch von Lichtzauberern abstammen. Aber vielleicht wird genau deswegen das nicht hinter ihnen her sein, was hinter uns her ist."
"Kannst du mir jetzt bitte mal verraten, was los ist?" Was ihr danach offenbart wurde, ließ sie Weiß wie eine Wand werden. Der Schock stand ihr klar in den Augen geschrieben und sie fing zu zittern an. Ein Zittern, dass so unglaublich stark wurde, dass es nicht mehr zu kontrollieren war. Tränen stiegen ihr in ihre Augen. "Was?", fragte das Mädchen mit weinerlicher Stimme ihre Schwester. "Meinst du das ernst? Du kannst das doch gar nicht ernst meinen. Du warst doch schon immer eine Komikerin, auch, wenn deine Witze nie sonderlich gut waren. Aber der ist jetzt wirklich unter aller Sau!" Die Angst wich und stattdessen wurde sie aufgebracht. "Das ist kein Scherz, auch wenn ich wünschte, dass es einer wäre. Aber leider ist dem so nicht." Sie sah ihre Schwester mit großen Augen an. Ihr Blick fiel auf den Boden. Und das Mädchen ließ darauf ebenfalls ihren Kopf hängen. "Können wir irgendwas dagegen tun?", fragte das Mädchen ganz leise, dass sie schon glaubte, dass ihre Schwester es nicht hören würde. "Wir können nur kämpfen. Aber ich weiß nicht, ob wir es auch überleben können. Das werden wir erst erfahren, wenn es so weit ist. Also können wir nur hoffen, dass wir stärker, als dieses Ding sind."
"Und wenn dem nicht so ist?"
"Dann müssen wir uns auf das Schlimmste gefasst machen."
●●●
Auf das Schlimmste hatten sie sich damals wirklich gefasst gemacht. Und das Schlimmste war auch eingetreten.  Ihre Schwester hatte sie gewarnt, dass sie wieder von einer Schattenzauberin angegriffen werden würden, die über alle und alles herrschen wollte. Sie bereiteten sich auf den Kampf vor. Und eines Nacht, war es dann so weit, leider. Sie schliefen, auch wenn es kein richtiger Schlaf war. Seit sie davon erfahren hatten, konnten sie nämlich nicht mehr richtig schlafen. Aber sie wurden schnell durch den tosenden Wind wach, der um alle Häuser herrschte. Die anderen Menschen wurden auch wach. Sofort brach eine Massenpanik aus, als sie die riesigen Schatten sahen, die die kleinen Häuser für Puppen hätten nutzen können. Ihre Fratzen waren unerträglich. Laut fingen alle zu schreien an. Das Mädchen lief an die Tür und öffnete sie, erstarrte jedoch sogleich. Sie wollte wegrennen, aber ihre Füße wollten sich einfach nicht bewegen. Als wären sie Wurzeln, die sich ganz tief in die Erde gegraben und mit allem anderen, was es da sonst noch so gab, verwurzelt hatten. Sie konnte nur zusehen, wie die Schatten nach Menschen griffen, ganz egal welches Alter oder Geschlecht. Es wirkte so, als würden sie ihnen irgendwas aussaugen. Die Schatten ließen die Menschen danach einfach wieder fallen, als hätten sie das Interesse an ihrem neuen Spielzeug verloren. Je öfter der Schatten das jedoch machte,  umso größer wurde er. Dem Mädchen brach der Angstschweiß aus. Das Geschrei der Menschen wurde immer lauter. Alles hatte vielleicht ein paar wenige Augenaufschläge gedauert, aber das Chaos war verheerenden groß. Doch dann ertönte ein lieblicher Gesang. Ein Schatten wollte sich gerade eine Frau nehmen, die weinend am leblos wirkenden Körper ihres Mannes lag, neben ihrihr weinendes Kind. Sie schüttelte den Körper, doch nichts passierte. Als alle den Gesang hörten, wurde es schlagartig still. Jede einzelne Person versuchte die Quelle des Gesangs ausfindig zu machen. Es klang so wunderschön, so bezaubernd, so ... Da war sie, auf der Spitze eines Felsen, von dem aus man das ganze Dorf im Blick hatte. Die Schatten hatten sich gewunden, bei dem Gesang tat ihnen alles weh. Ein schreckliches Gefühl. Diese Schmerzen ließen sie schrumpfen und manche Menschen standen wieder auf. Irgendwann schrien sie sogar. Da erblickten sie das Mädchen, wie es in dem Eingang ihres Heimes stand. Genau,  was sie dieganzeZeitgesuchthatten. Das Mädchen fragte sich nur, wie ihre Schwester da hinkam und achtete nicht weiter darauf, was da mit schnellen dämonischen Schritten auf sie loskam. Aber ihre Schwester merkte es. Der Gesang stoppte, stattdessen funkte ein helles Licht auf, das wie ein Blitz durch die Höhle ging. Erst da kam das Mädchen Gedanklich in die Realität zurück und bemerkte was da auf sie zu kam. Es wäre zu spät gewesen, wenn der Lichtschein nicht vor ihr gehalten hätte und sie nach hinten stieß. Der Schatten war kurz geblendet und schrie entsetzlich auf, doch er hätte bereits seine Krallen ausgefahren. Er tötete sie, ohne es zu merken, denn er verschwand sofort. Ihre Schwester fiel zu Boden und spuckte Blut. Schnell kroch sie zu ihr und griff nach ihrer Hand, als ihre Schwester zu Boden fiel. "Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Hätte ich nicht-", weinte das Mädchen, wurde jedoch von ihrer Schwester unterbrochen. "Warum sollte es dir leid tun? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich mit meinem Leben beschützen werde. Und das habe ich auch. Und darüber bin ich froh." Das sprechen fiel ihr schwer, dennoch ließ sie es sich nicht anmerken. "Ich liebe dich und ich werde da oben mit Mutter und Vater auf dich warten. Dann werde ich beide endlich wieder sehen. Denk dran, dass ich dich liebe. Über alles, meine wunderbare kleine Schwester." Mit ihrer blutigen Hand umfasste sie das Gesicht des Mädchens. Es war nur ein kurzer Moment, ehe die Hand zu Boden fiel und das blutige Lächeln auf ihrem Gesicht versigte. Das Mädchen konnte ihrer Tränen nicht mehr Herrin werden. Furchtbar fing sie zu weinen an. Doch sie konnte ihrer Trauer nicht lange ihren Lauf geben, denn es kamen bereits einige Leute auf sie zu. Sie dachte, dass sie ihr vielleicht helfen und Beistand, so wie Trost schenken wollten, aber dem war nicht so. "Ihr habt Leid über uns gebracht!", schrie eine Frau sie an. "Was?", fragte das Mädchen ganz ungläubig. "Ihr seid mit dem Teufel im Bunde. Ihr habt das über uns gebracht!" Durch die Vermischung mit den Nichtzauberern, kam es zu einer Glaubensübergreifung. Sie waren alle sehr christlich geprägt. "Das stimmt nicht! Meine Schwester hat viele von euch gerettet!"
"Unsere Liebsten in den Tod zu schicken, das nennst du retten? Welch Glück dass sie jetzt bei ihrem Herrn und Gebieter dem Satan ist!"
"Nein. Sie geht zu Gott. Gott liebt sie, denn sie hat viele von euch zurück ins Leben gerufen."
"Welche Lügen verbreitest du hier? Solch jemand würde den Herrn niemals zu Gesicht bekommen. Und dann noch ihr Gesang! Direkt aus der Hölle. Hat uns versucht damit zu verführen."
"Das stimmt doch gar nicht. Damit konnte sie die bösen Geister vertreiben. Solch schöne Klänge können gar nicht aus der Hölle kommen, dazu ist nur Gott fähig!"
"Warum verschwanden die Dämonen dann mit ihrem Tod?"
"Wegen dem Licht, das Gott ihr gab. Habt ihr dieses schöne Licht denn gar nicht gesehen?"
"Welch ein Geschwätz erzählst du uns da? Fülle unsere Köpfe nicht mit Lügen, dafür wird Gott dich strafen und richten. Du wirst in die Hölle gehen, wie diese Hexe. Solch ein Aussehen, das kann nur aus der Hölle kommen."
"Nein. Sie sieht aus wie ein Engel. Sie ist von Anfang an für den Himmel bestimmt gewesen."
"Deine Lügen hören wir uns nicht länger an. Du bist ein Dänon aus der Hölle, so wie sie es war und deine Mutter!"
"Aber wir sind doch alle der selbe Stamm. Ihr wisst doch, dass wir von Gott geschickt wurden. Er hatte uns einst diese Gabe gegeben. Seine Engel waren unsere Vorfahren."
"Welche Hirngespinste willst du uns in den Kopf setzen? Du bist doch die einzige, die noch dieses teuflische an dir hat."
"Doch nur, weil meine Linie nicht von Nichtzauberern übernommen wurde. Ihr seid die Mischlinge, die keine Anrechte mehr auf diese Gaben haben."
"Du willst dies eine Gabe nennen? Hau lieber ab, bevor es noch böse mit dir endet." Und damit verschwanden die Menschen. Und sie saß da alleine. Ihr weißes Kleid bereits mit dem Blut ihrer Schwester gedrängt. Sie hebte ein Loch aus und versuchte ihre Schwester hinein zu leben. Es war schwierig, denn sie war größer, als das Mädchen gewesen. Sie suchte nach etwas grünem und nach langem suchen, fand sie auch etwas. Sie legte es in das Grab ihrer Schwester. Sie wollte schon immer die Welt da oben sehen, doch da war bereits kein Ausgang mehr. Ob sie es wohl jetzt konnte? Hinausgehen und alles sehen? Tränen flossen ihre Wangen hinab. Sie schwor sich, sie würde nie jemandem so an sich ran lassen. Sie würde mit niemandem eine so starke Bindung aufbauen, wie zu ihrer Schwester. Niemals. Und sie würde die Welt da oben sehen. Eines Tages.
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"Was soll ich denn machen?", fragte das Mädchen ein wenig überfordert. Bei Geburten bekam sie immer Angstzustände. "Hol lieber noch mehr Wasser. Ein Kind, das dazu noch gerade neu auf die Welt kommt, soll nicht von einem Kind wie dir geplagt werde." Sie nahm sich einen leeren Eimer und stürmte hinaus. Sie spürte eine so große Erleichterung. Da wollte sie wirklich nicht länger drin bleiben. Das Geschrei und all das Blut. Es erinnerte sie jedes Mal an damals. Sie hielt es einfach nicht aus. Sie warf den Eimer in den Brunnen und zog ihn wieder heraus, als er bis oben hin gefüllt war. Kaltes Wasser, das ihr Spiegelbild in dem schweren Licht beherbergte. Das wenige Flackern der Flammen am Haus, ließ es glitzern. Sie musste ihn mit beiden Händen umgreifen, so schwer fand sie es. Wasser spritzte umher, als sie den Eimer nach unten schwingen lies. Ein paar Tropfen fielen auf ihre Füße, was sie ganz zappelig machte. Sie stapfte los und versuchte dabei die Tropfen ab zu schütteln und dennoch ihr Gleichgewicht zu halten. Sie konnte schon von draußen die entsetzlichen Schreie hören. Warum war sie überhaupt da? Warum blieb sie nicht einfach in ihrer Hütte und blieb an ihrem Tisch sitzen? Für das Brot, das sie als Bezahlung bekam, machte sie das. Ganz genau. Sie drückte die Tür auf. Ein schrecklicher Gestank drang in ihre Nase, die sie davon sofort rümpfen musste. Dennoch bewarte sie lieber Stillschweigen. "Da bist du ja endlich! Noch länger hätte es wohl nicht dauern können?", schimpfte das Kräuterweib, die gerade dabei war, die grbärende Frau mit irgendwas einzureiben. Von dieser Paste musste dieser Gestank ausgehen, vermischt mit Schweiß, Blut und stickiger Luft. Das Mädchen stellte das Wasser mit einem Rums auf den Boden, dass das Wasser nur wieder zu spritzen begann. "Dummes Mädchen! Heiz es auf!" Das Mädchen kam nicht mal richtig zu Atem, da musste sieden Eimer bereits erneut nehmen und in den großen Kessel über der Feuerstelle schütten. Ein Feuer gab es nicht, nur eine warme Glut, die noch in so schönen Fsrben leuchtete.

Rote Haare. Überall sind rote Haare. Aber eines dieser Menschlein, mit roten Haaren, sieht aus, als würde es Feuer auf dem Kopf tragen. Sie ist wichtig. Du bist auch wichtig. Du musst aus diesrm Loch. Deine jungen dreizehn Lenze, werden in der nächdten Zeit zu achtzehn. Wenn der achtzehnte Lenz eingekehrt ist, wirst du sie treffen. Dann wirst du mit ihr Kämpfen. Dann wirst du sie auf deine Seite bringen müssen, sonst verfällt sie dem Schatten.

Erschrocken fuhr das Mädchen zurück. Dabei rempelte sie die Kräuterfrau an und ließ den vollen Eimer fallen, wodurch sich das ganze Wasser in dem Haus verteilte. "Welch ein Tollpatschiges Ding! Was soll das!?" Langsam drehte sie sich zu der Frau um. Sie war so erschrocken. Was war das für eine Stimme gewesen? "Ich", fing sie an, verschluckte dann jedoch ihre Stimme. Das Mädchen ließ ihren Kopf hängen und sagte mit leiser Stimme: "Ich dachte etwas gehört zu haben."
"Und deswegen drehst du hier gleich so durch? Was stimmt denn nicht mit dir? Ivj sollte wohl lieber mit dem Pater über dich reden. Das hört sich ja fast so an, als würdest du mit dem Teufel im Bunde stehen."
"Nein, das stimmt nicht!" Die Augen des Mädchens wurden ganz groß. Angst. Sie hatte Angst. Wenn die Frau davon reden würde, dann würde sie verbrannt werden, denn eine Hexe gehört nunmal verbrannt. Aber sie wollte nicht verbrannt werden! "Ich habe nichts mit dem Teufel zu tun! Ehrlich!"
"Das werden wir ja dann sehen! Teufelsbalg!" Die letzten Worte spuckte das Kräuterweib nur so. Was nun? Sollte sie fliehen? Aber dann würden sie sie erst recht beschuldigen. Andererseits würden sie sie so oder so beschuldigen. Egal wie man es nimmt und dreht. Niemand mochte sie. Niemand. Und daher würden sie alles tun, um sie los zu werden. Umso weniger überraschte sie es, dass die schwangere Frau zu schreien anfing. Nicht vor Schmerz, sondern vor Angst. "Bringt sie raus! Bringt sie raus! Sie soll mein Kind nicht verteufeln!" Tränen liefen ihr Gesicht hinab. Ganze Zeit schon, hatte sie sie so voller Angst beobachtet. Und dann kam auch noch das mit dem Eimer. Dazu hatte die Frau zuvor ein Gerücht über das Mädchen gehört. Sie würde Kinderseelen fressen und in den Tod schicken. Dieses Gerücht entstand dadurch, dass einmal Kind und Mutter bei der Geburt verstarben. Das sie gar nichts dafür konnte, da das Kind schief lag und daher nicht richtig raus kam, das interessierte dabei niemanden. Sie sahen nur die beiden Toden. Irgendwer musste als Sündenbock herhalten. Und niemand mochte sie. Die Kräuterfrau gab ihr die Schuld und damit waren alle zufrieden. Wie lange sie bereits unter diesem Gerücht litt. Eltern wollte ihre Kinder nicht in ihrer Nähe haben; sah man sie, wurden die Kinder sofort in die Häuser gebracht. Das Mädchen war wie erstarrt. Die Frau schrie so entsetzlich und beschimpfte sie. Schnell rannte sie nach draußen, als sich ihre Füße plötzlich doch wieder bewegen ließen. Die frische Luft erfüllte sie. Starke und tiefe Atemzüge machte sie. Tränen stiegen ihr in die Augen. Was nun? Sollte sie nicht lieber doch fliehen? Aber wohin? Wie würde sie wegkommen? Das wusste sie einfach nicht. Also lief sie einfach schnell in ihr Haus. Darauf wartend, bis jemand kommen würde, um sie für einen Prozess zu holen.

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