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Am nächsten Tag war nur noch die Wärme der Glut zu spüren. Der Wind wehte kalt, so dass Sunja die Felle enger um sich schlang. Jonas wachte als erster auf. Er hatte bereits Frühstück besorgt und seine Sachen zusamengepackt. Als er sah, wie Sunja wach wurde, kam er direkt zu ihr geeilt und hielt ihr eine Hand voll Beeren und Nüsse hin. "Oh, danke." Sunja nahm sie voller Freude entgegen. Ihr Lächeln war sehr breit. Hannes hatte keinen Hunger, das was in der Nacht geschehen war, lag ihm noch zu schwer im Magen. Sunja war schnell satt. Es wunderte sie, dass Jonas so viel auftreiben konnte. Sobald sie fertig mit essen war, packte sie ebenfalls ihre Sachen zusammen. Hannes hatte seine Sachen bereits gepackt und auf seinen Rücken geworfen. "Was glaubt ihr, wie lange es noch dauern wird?", fragte Jonas, der sich seine Sachen ebenfalls auf den Rücken warf. "Ein paar Wochen oder Monate? Vielleicht ja sogar ein ganzes Jahr." Sunja sah zur Sonne hinauf. Je länger sie am Himmel stand, umso wärmer wurde es. Sunja konnte sich bereits ihre Felle ablegen und unter ihr Gepäck legen. Der Weg verlief ruhig. Einige Tage konnten sie ruhig schlafen. Sie wurden unaufmerksamer. Es schien nur eine schwache Flamme in der Nacht. Sunja wachte in der Nacht auf und sah viele kleine Lichter leuchten. Langsam stand sie auf und sah sie fasziniert an. Sie achtete nicht auf die Kälte, sie lief nur auf die Lichter zu. Hannes wachte von ihrem Rascheln auf. Hannes stand schnell auf. Die Sorge, dass ihr etwas zustoßen könnte, dass sie in einen bann geraten sein könnte, machte ihn fast verrückt. Er eilte ihr hinterher, doch dann sah er einen Anblick, der all seine Sorge von sich wehte, auf und davon, mit dem leichten Wind, der in dieser Nacht herrschte. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er lehnte sich an einen Baum, mit überkreuzten Armen. Sunja wurde von hunderten, wenn nicht sogar tausenden kleiner Lichter umleuchtet. Ihre Arme waren ausgestreckt und als sie anfing sich zu drehen, konnte er auch ihr Lächeln sehen. Ihren Ausdruck voller Freude und Faszination. Sunja sah ihn, sah sein Lächeln. Sie blieb stehen, sobald sie ihn sah und lächelte ihn einfach nur an, so wie er. Doch nach einer Weile, hörten sie auf zu lächeln und liefen aufeinander zu, bis sie voreinander standen. Tief sahen sie sich in ihre Augen. "Willst du immer noch nicht, dass ich dich ansehe? Willst du mich immer noch nicht ansehen?" Seine Stimme war sanft und leise. Sie sagte nichts, sie schüttelte nur ihren Kopf. Er legte eine Hand um ihr Gesicht, während sie ihre Hand auf seine Brust legte. Sie kamen sahen sich fest in ihre Augen und von ihren Augen, auf ihre Lippen. Sie konnten sich nur kurz küssen, ehe sie einen entsetzlichen Schrei hörten. Erschrocken wichen sie voneinander und rannten schnell zu ihrem Lager zurück, wo der Schrei herkam. Jonas war da, ein Schatten direkt über ihm. Sunja schaffte es gerade so noch rechtzeitig, einen Lichtstrahl nach ihm zu werfen. Aber es war nur ein kleiner, damit machte sie den Schatten nur aggressiv. Der Schatten gab ein entsetzliches schreien von sich und schoss auf sie los. Sie schaffte es nicht rechtzeitig, einen neuen Lichtstrahl zu erzeugen. Mit einem entsetzlichen Schrei, fuhr der Schatten in sie hinein. Ihre Augen färbten sich schwarz, dass nicht mehr auch nur ein Hauch weiß zu erkennen war. Hannes und Jonas sahen sie mit Schock geweideten Augen an. "Was tut sie da?", fragte Jonas verängstigt. Ein entsetzlicher Schrei brach aus ihrer Lunge heraus. "Sie wurde von diesem Ding besessen. Jonas! Komm! Wir müssen ihr helfen!"
"Und wie sollen wir das bitte anstellen?"
"Keine Ahnung. Halt so, wie sie es gemacht hat."
"Mit dem Lichtzauber, den wir nicht geerbt haben? Bist du dumm?" Voller Schmerz fing Sunja an sich zu krümmen und zu schreien, während sie sich mit beiden Händen ihren Kopf hielt, der sich anfühlte, als würde er jeden Augenblick zu platzen beginnen. Hannes sah zu dem noch leicht brennenden Feuer und griff nach einem der Holzscheite. Das Feuer fing neu zu erglühen an und er hielt es Sunja entgegen. Feuer war auch Licht, dann musste dieses Ding auch mit Feuer verscheucht werden können. Sunja schrie noch entsetzlicher, je näher das Feuer an sie heran kam. "Was tust du da? Siehst du nicht, dass sie Schmerzen hat?", schrie ihm Jonas entgegen. "Glaubst du, dass ich das nicht wüsste? Wir haben keine andere Wahl, sonst wird das Vieh, dieses seltsame Wesen, noch völlig die Macht über sie ergreifen." Bevor Jonas auch nur darüber nachdenken konnte, etwas darauf zu erwidern, stieß Hannes die Flammen in Sunjas Rücken. entsetzliche Schreie, die ein Gemisch aus ihren eigenen und denen dieses Wesens. Doch es klappte. Der Schatten stieg aus ihrem Mund hinaus und verblasste in den dunklen, Sternen besetzten Himmel. Schnell nahm Hannes die Flammen weg, doch er hatte ihr bereits eine riesige Brandnarbe auf den Rücken gebrannt. Tränen liefen ihr Gesicht hinab. Solche Schmerzen hatte sie noch nie empfunden. Es fühlte sich an, als wäre die Flamme durch sie hindurchgebrannt und nicht nur auf ihrem Rücken verblieben. Sie wollte fragen, warum er das getan hatte, doch sie wusste die Antwort bereits, und sie war sich sicher, dass es die einzige Möglichkeit war, sie zu retten. Die einzige Möglichkeit für die beiden. Sie hatten keine Zauber, sie waren ganz normale Menschen, Nichtzauberer. Aber es war schrecklich. Sunja fühlte sich, als würde sie verbrennen. Jonas stürmte auf Hannes zu und packte ihn an seinem Kragen. Er wollte ihn anschreien, aber er zischte stattdessen nur wie eine Schlange und fragte ihn, was das sollte. Seine Worte waren wie Gift und voller Wut. Doch als er Hannes Augen sah, da fing eine innere Angst an zu lodern, und er wusste nicht, woher diese so plötzlich kam. Was war das plötzlich für ein Blick? Jonas ließ in los und wich ein paar Schritte zurück. "Wir sollten schlafen", meinte Hannes und legte sich in sein Bett. Jonas sah ihm nach. Sunja hatte von alldem nichts mitbekommen. Sie saß auf ihrem Bett und weinte still. Er hätte sie gerne getröstet, doch glaubte er, dass sie erstmal alleine sein wollte. Außerdem ließ Hannes Anblick ihn nicht mehr los. Er verstörte ihn. Hannes hatte recht. Sie sollten schlafen. Vielleicht fühlte er sich nur so, weil er noch unter dem Schock mit dem Schatten litt. Vielleicht war da gar nichts in Hannes seinen Augen. Er konnte genauso einfach übermüdet sein. Er legte sich hin und schloss seine Augen. Genauso musste es sein. Und wenn er wieder aufstand, dann wäre alles wieder normal. Er versuchte sich gut zuzusprechen, doch dennoch wurde er das Gefühl nicht los, als würde noch etwas schlimmes auf ihn zukommen.

LichtzauberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt