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Hannes hatte Mühe seine Augen offen zu halten. Der weite Weg, den sie ohne hin schon immer gehen musste, zerrte an seinen Nerven und minimierte seine Energie erheblich. Jonas schnarchte ein wenig, aber Sunja Hannes sah sie an, wie sie von dem Mondlicht beschienen wurde, als würde er sie schützen wollen. Sie war ihm zwar mit ihrem Rücken zugewandt, doch er wusste dennoch, dass sie wach war. Er konnte es spüren. "Du solltest schlafen", sagte er. Es waren keinerlei Gefühle in seiner Stimmer zu hören. "Ich kann nicht." Ihre Augenbrauen waren sauer zusammengezogen. Sie spürte eine innerliche Wut, von der sie nicht wusste, woher sie kam. Vielleicht eine Art Vorahnung, wie sie sie so oft spürte. "Dann versuche es. Wir haben noch einen langen Weg vor uns und du hast nicht ewig genug Energie, um so weit laufen zu können."
"Es geht nicht. Ich bin zu unruhig. Ganze Zeit glaube ich, dass da etwas ist."
"Wo?"
"Im Wald und es beobachtet mich." Starr war ihr Blick ins Dunkel gerichtet. Sobald er hörte, was sie sagte, sprang er auf und lief schnell zu ihr. Er sah zu ihr runter und dann in die Richtung, in die sie starrte. Eine Hand hatte er dabei, wie zum Schutz, auf ihren Arm gelegt. "Wo genau?"
"Weiß ich nicht. Aber ich kann die Blicke auf mir spüren, so wie du meine auf dir gespürt hattest."
"Gibst du gerade zu, mich beobachtet zu haben?" Sie drehte sich zu ihm um. "Und wenn es so wäre?"
"Dann " Er sah in ihre vom Mond glänzenden Augen. Er fand sie wunderschön. Ob ihr Herz wohl genauso sehr in diesen Moment schlug, wie seins es tat? Er betrachtete ihr ganzes Gesicht und blieb an ihren Lippen hängen. Langsam beugte er sich zu ihr runter, doch bevor er seine Lippen auf ihre legen konnte, hörten sie einen lauten und dämonischen Schrei. Erschrocken fuhren sie nach oben. So erschrocken, dass Sunja mit ihrer Stirn gegen Hannes seinen Kiefer krachte. Beide sogen schmerzhaft Luft ein und rieben sich dann ihre schmerzenden Stellen. Erschrocken sprangen sie auf und sahen, was da auf sie zugesprungen kam. Jonas wachte von diesem Schrei auf und kam zu den beiden gerannt. "Was ist da? Was ist es?", fragte er ganz aufgeregt. "Es sieht aus wie ein Schatten", meinte Hannes. Das Feuer war aus, doch plötzlich entflammte es sich. Erschrocken drehten sich die Jungen zu der Flamme um, Sunja jedoch erzeugte Flammen und damit Licht in ihren Händen. "Du kannst Feuer erzeugen?" Hannes Augen wurden größer. "Nein. Es ist meine Körperwärme, die gerade sinkt. Ich entziehe sie mir. Ich kann die Flamme nicht lange halten, daher mache ich normales Licht." Ein heller Lichtstrahl erschien, den sie direkt auf den Schatten schoss. Der Schatten schrie voller Schmerz und löste sich auf. "Er hatte darauf gewartet, dass kein Licht mehr da ist. Und er hat darauf gewartet, dass ich unachtsam werde." Das Feuer erlosch so schnell, wie es aufging. Sunja legte sich wieder hin und sah in die Dunkelheit. Hannes drehte sich zu Jonas um und sagte zu ihm: "Wir sollten wieder ein Feuer an machen." Sofort machten sie sich daran und ließen Sunja liegen. Sie zitterte. Hannes merkte es als erstes. Er fing an, die Worte von Sunja, zu realisieren, nachdem er den Schock überstanden hatte. "Wie viel Wärme hast du dir damit entzogen?" Sie drehte sich zu ihm um, so stark am zittern, dass sie bereits mit ihren Zähnen klapperte. Sie versuchte zu sprechen, schaffte es aber nicht. Schnell zog er sie an sich. "Kannst du dem Feuer auch Wärme wieder entziehen und in dich aufnehmen?" Sie streckte ihre Hand nach dem Feuer aus, aber auch das misslang ihr. Hannes hob sie hoch und brachte sie an das Feuer. "Versuche es noch einmal." Sie versuchte es, aber wieder schaffte sie es nicht richtig, ihren Arm zu heben. "Kannst du Wärme von mir auf dich übertragen?" Ihre Augenbrauen zogen sich zusammen, dann verstand sie, was er meinte und sie ihre Augen wurden größer. Schnell schüttelte sie ihren Kopf. Sie wollte das nicht. Was, wenn sie ihm zu viel nahm und er dann selber zu frieren begann? Dann würde er ewig brauchen, um wieder auf seine normale Temperatur zu kommen. Er wusste, was es bedeutete. "Doch, nimm, sonst erfrierst du noch!" Wieder schüttelte sie ihren Kopf. "Mach schon! Jetzt nimm!" Sie wollte wieder ablehnen, doch da nahm er bereits ihre Hand und drückte sie sich unter seine sein Hemd, direkt auf die Stelle, wo sein Herz lag. Heiß schlug es. Und sie empfand seine Wärme als so angenehm, dass sie sie automatisch annahm. Nach nur kurzer Zeit hörte sie zu zittern auf. Jonas hatte alles mit angesehen. Einerseits war er eifersüchtig, andererseits freute er sich darüber, seine Wärme nicht abgegeben haben zu müssen. Er fror ungerne. Er wollte irgendeine Form von Widerspruch von sich geben, doch da sagte er einfach nur: "Wir sollten schlafen, solange wir es noch können, bevor ein neuer Schatten kommt." Hannes und Sunja gingen auseinander und zu ihren Schlafplätzen. Hannes war ein wenig kalt geworden und legte sich näher ans Feuer. Sunja sah wieder in die Dunkelheit. Ob sie überhaupt noch schlafen konnte? Sobald sie ihre Augen schloss, sah sie wieder dieses Wesen vor sich. Sah, wie es immer näher und näher kam, um sie ganz in sich zu verschlingen. Warum war das so? Warum war dieses Ding hinter ihr her? Sie wusste es nicht und konnte sich auch sonst keine möglichen Antworten darauf geben. Hannes ging es ähnlich. Er beobachtete Sunja ein wenig durch die Flamme. Jonas tat es ihm gleich, schlief dabei jedoch recht schnell ein. Sunja bekam von alledem nichts mit, sie war wie immer, mit ihrem Rücken in ihre Richtung gewandt und bekam auch so nichts von den Blicken mit, so sehr war sie in Gedanken versunken. Sie drehte sich weg vom Wald. Für diese Nacht würde sie wohl erstmal sicher sein. Sie sah in die Flamme und dann sah sie zu Hannes. Sein Blick überraschte sie, doch gesagt hatte niemand von ihnen etwas. Sie sahen sich einfach nur an, so, als würden sie sich schon ohne Worte verstehen. Und irgendwann, da schliefen sie einfach ein.

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