Ihr Kopf wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer. Als sie in der Bibliothek ankam, komplett erschöpft, die Hand auf der Stirn und sich durch die Regale schlängelnd, ging die geradewegs in die Toilette und schaute sich im Spiegel an. Sie sah schrecklich aus. Das Blut lief ihr die Stirn hinunter und war verschmiert worden, durch ihre Hand. Die Blicke in der U-Bahn hatte sie bemerkt, aber dass es so schlimm um sie stand, war ihr nicht klar gewesen. Doch sie konnte jetzt nicht umdrehen. Sie wusch sich das Blut weg, klatschte sich ein Pflaster drauf, dass sie im Rucksack fand und machte sich an die Arbeit. Sie wollte niemandem einen Grund liefern, sie zu kritisieren.
Bücher sortierend, merkte sie, dass ihr immer schwindeliger wurde. Sie musste die Bücher in die Regale bringen und dazu noch nummerieren, aber wegen der verschwommenen sich, fiel es ihr immer schwerer.
,,Hey!", sagte Min-jung. Sie war eine der wenigen netten Angestellten hier bei der Arbeit, aber über mehr als Bücher, sprachen die zwei nie miteinander. Soyeon hatte sie nicht hören kommen, wahrscheinlich weil sie in Trance war. ,,Due siehst nicht gut aus. Geht es dir gut", fragte ihr Arbeitskollegin. Sie beschloss, dass es besser war zu lügen und sagte: ,,mir geht es gut. War nur eine schlechte Nacht." Soyeon wusste, dass Min-jung nicht mehr Nachfragen würde. Ihr Interesse an Soyeon war die Höflichkeit.
Sich Begrüssen, nach des Gegenübers Befindens fragen, und sich höflich verabschieden, weil man noch zutun hätte. Sie war es sich gewöhnt und hatte es zu akzeptieren gelernt.
Das gute an diesem Job war, dass sie meist ihre Ruhe hatte und sich ganz auf ihre Arbeit fokussieren konnte. Kein Kunde war an ihrem Empfinden interessiert. Sie wollten alle nur ein Buch kaufen. Das gefiel ihr am meisten an dieser Tätigkeit. Die Bücher und der Fakt, dass sie für andere nur die Verkäuferin und Beraterin war. Das mochte sie. Nur manchmal wurde sie aus ihren Gedanken gezogen, wenn jemand sie etwas fragen musste.
Die Zeit war wie der grösste Gegner in ihrem Leben. Nach der Arbeit musste sie nochmals selbst in die Bibliothek, um den gesamten Stoff des Tages nochmals aufzuarbeiten und danach war ihr Tag noch nicht vorbei. Auf sie wartete noch eine Abendschicht in einem Coffee-Shop. Der Tag sollte nach Soyeons Meinung mehr Stunden haben, denn die Zeit zerrte jeden Tag mehr an ihren Nerven. Aber so war es nun Mal und jedes Mal, wenn sich daran erinnerte, seufzte sie einmal laut.
Gegen Abend waren die Kunden seltener und da sie sonst mit niemandem auf der Arbeit sprach, war sie wieder in ihren Gedanken versunken. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so schlecht fühlte. Ihr Gesicht wurde immer blasser. Sie merkte, dass ihre Beine bald nachgeben würden.
Ich muss ihr Weg, dachte sie. Sie lies ihren Wagen voller Bücher, die noch hätten einsortiert werden müssen, hinter sich. Sie lief aus den den Gängen voller Bücher heraus und suchte sich einen ruhigen Ort, wo nie jemand hinkam. Sofort stürze sie sich auf die knie. Ihr wurden sie Schmerzen, die sie hatte, erst jetzt richtig bewusst. Sie sah nur noch schwarz und keine Sekunde verstrich und schon hatte sie das Bewusstsein verloren.
Zum Glück hat mich niemand gesehen, hatte sie zuletzt gedacht.
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Her thoughts
RomanceSie ist jung, schlägt sich durch das Leben und sorgt sich um ihre Mutter und Bruder, geht zur und UNI und arbeitet Teilzeit in einer Bibliothek, wo ihr Park Hyun-woo eines Tages über den Weg läuft. Kim Soyeon hatte nie an die Liebe geglaubt, und mit...