76er heldin

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Leise Musik spielt hinterm Haus im Garten

und ich atme einmal kräftig ein,

genieße den vertrauten Geruch von allerlei Blumenarten,

denke mir: hier will ich für immer sein.


Denn aus diesem Winkel hier,

schimmern deine Augen noch viel mehr,

als sonst,

und ich glaube nicht,

dass du das jemals verstehen kannst.


Genauso wenig wie,

dass ich dich viel öfter stumm und leise betrachte,

als du eigentlich glaubst, zu wissen,

und dass ich selbst nie daran dachte,

dass es jemals so weh tun wird,

wenn ich dich abends mal vermisse.


In diesem Moment sitzt du mir gegenüber,

und von mir aus kann die Zeit jetzt stillen,

denn ich wäre nirgendwo gerade lieber,

als hier in unserem eigenen, kleinen Film.


Wir sind uns so ähnlich,

und doch so verflixt verschieden,

denn im Gegensatz zu dir,

hab ich solch tiefen Gespräche

immer bewusst gemieden.


Der Schluck aus dem Weinglas,

hängt beinahe in meinem Hals fest,

während du seelenruhig da sitzt,

und mir von früher erzählst.


Schlagartig wird mir wieder heiß-kalt,

meine Lippen beginnen unmerklich, zu beben,

und ich weiß nicht,

ob ich es mir je selbst verzeihen kann,

denn du hast so gesehen,

deine besten Jahre für mich aufgegeben.


Doch deine Augen glitzern wieder,

und ich beobachte stumm,

wie du mit deinem Finger gegen das Weinglas tippst.

‚Du warst mein größtes Geschenk'

schwebt durch die Dämmerung,

bevor du auch den letzten Schluck nach hinten kippst.


Und ich hasse solche Konversationen,

sie betrüben mein Herz,

weil hinter jeder offenen Wahrheit,

steckt meistens auch ein wenig Schmerz.


Das ist der Grund,

weshalb ich es auch heute bei einem Schweigen belasse,

viel lieber höre ich dir noch zu.

So lange,

bis wir das Thema schließlich fallen lassen,

und ich mir heimlich denke

„Das wahre Geschenk, Mama,

das bist im Endeffekt Du."

Ganz schön persönlichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt