wir sind jetzt freunde.

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Ich hab‘s ihr immer vorgeworfen:
sie träge die Schuld an meiner Gefühlslage!
Und dass sie auch der Hauptauslöser wär,
für die summierten, tränenreichen Tage.

Dann tut sie meist so scheinheilig,
überrennt mich oft zur dümmsten Zeit,
die ich am Ende dann für zu wenig beklage,
weil mir wegen den Gedanken über sie,
fast nichts davon übrig bleibt.

Es war nicht immer einfach mit ihr,
auch mit mir nicht,
wollt ich nur kurz erwähnen,
doch trotzdem stehen wir zwei nun hier,
und kämpfen beide mit den Tränen.

Ich hab meine Hände so fest geballt,
es tut mir wirklich weh,
auch sie hat das bereits geschnallt,
was ich an ihren Augen seh.

Ich hab’s ihr immer vorgeworfen,
sie sieht es einfach nicht,
wie sie mich leiden lässt.
Und trotzdem fass ich mir heut‘ ein Herz,
weil auch sie sich an die Nase fässt.

Meine Hand, sie zittert noch ganz unmerklich,
doch ich halte sie ihr jetzt offen hin.
Ein letztes, festes Schlucken
und ich lächle freundlich,
weil ich weiß,
das alles hier macht für uns Sinn.

Meine Gegenübersteherin zögert kaum;
ihre Finger streifen gezielt die meinen.
Die ihren sind überraschend warm,
beinahe einladend,
und das lässt mich fast wieder weinen.

Sie zieht mich an sich,
ihre Wenigkeit, sie hüllt mich ein,
„ich verzeihe dir“,
höre ich ganz leise,
und
„du musst jetzt nicht mehr traurig sein“.

Mein Kopf wird leichter,
fühlt sich wie auf Wolken an,
meine Furcht, sie wird weicher,
so sehr,
bis ich das erste Mal seit langem klar denken kann.

Kurz erschleicht sich wieder der Gedanke,
und sicher bin ich mir da tatsächlich auch,
wir werden uns bestimmt nicht immer leiden können,
doch diese Unsicherheit,
trübt die Stimmung nur einen Hauch.

Sie zieht sich langsam doch bestimmt zurück von mir,
und fasst mir sanft in mein Gesicht,
„entschuldige bitte,
aber vielleicht weißt du ja nun endlich,
wie viel und was du wirklich bist.“

Ihre Gestalt, sie verblasst
und sie winkt mir sachte zu,
doch traurig sind wir beide nicht,
weil der richtige Abschied,
der steht uns noch bevor.

Und zwar dann,
wenn alles verheilt und vergessen ist,
was mal war zwischen uns zwei,
und wenn wir beide merken,
unser Krieg,
der ist endgültig vorbei.

Ich hab’s ihr immer vorgeworfen,
wir haben uns einfach zu viel Schmerz geschenkt,
sie hielt mich fest,
aber vor allem auf,
was man im Nachhinein ganz gut erkennt.

Deshalb dreh auch ich mich um,
geh endlich weg,
dieser Aussprache gilt nur ein letzter Schulterblick.
Ich lass sie liegen,
doch das ist nicht schlimm
weil meine Angst und ich jetzt Freunde sind.

Sie hat mich teils viel Zeit gekostet,
schöne Momente hat sie auch geklaut.
Und ich hab’s ihr immer vorgeworfen,
denn es hat sich zu lang angestaut.
Doch nun bin ich ihr dankbar,
obwohl ich das vielleicht nicht zu sein brauch,
aber durch sie weiß ich:

das Leben ist eigentlich ganz schön,
und Zeit und Liebe, die hab ich auch.

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// Mein Teilnahmeprojekt für den Schreibwettbewerb 2023 des Gedankenkunst Verlages (in Zusammenarbeit mit Epubli).

Thema: Mut und die Überwindung von Angst

Beschreibung: Ich erzähle über die Beziehung zwischen mir und  meinen Ängsten, welche ich in diesem Text als einzelne Person dargestellt habe.

https://gedankenkunst-verlag.de/der-gedankenkunst-schreibwettbewerb-2023-2024/

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⏰ Letzte Aktualisierung: Sep 05, 2023 ⏰

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