Diese Kurzgeschichte ist Teil des Wettbewerbs von Himbeerblatt14 . Vielen dank übrigens nochmal für den 1. Platz!Die Frau hat kurze, grüne Haare und trägt ein rosa Sommerkleid. Sie starrt mir in die Augen, oder versucht es wenigstens.
Etwas irritiert weiche ich ihrem Blick immer wieder aus.
„Jetzt hör doch auf damit und lass mich meinen Job machen.", sagt sie.
Job? Ich habe keine Ahnung was sie meint.
Wir sitzen an einem Picknicktisch, in meinem Lieblings Park. Eigentlich wollte ich schreiben.
Auch wenn ich es schaffen würde, die Frau zu ignorieren, hätte ich wahrscheinlich immer noch mein leeres Word-Dokument vor mir.
Mir fällt schon seit einer Stunde kein guter Romananfang ein.Langsam glaube ich, dass auch ich, wie so viele die sich vornehmen ein Buch zu schreiben, an Ideenlosigkeit scheitern werde.
„Es ist unhöflich so zu starren" Die Frau muss sich schon gewundert haben, weshalb ich so lange für eine Antwort brauche.
„Und es ist unpraktisch, wenn du meinem Blick immer wieder ausweichst. Ich habe einen Job zu machen"
„Hast du bereits gesagt. Was für ein Job soll das sein?" Wenn sie mich duzt, kann ich das auch.
Ich frage mich, was diese Fremde von mir will.
„Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, Menschen zu inspirieren. Du scheinst meine Hilfe zu brauchen. Sieh mir in die Augen"
Wahrscheinlich sollte ich meinen Laptop zuklappen, aufstehen und gehen.
Wer sie auch immer ist, sie scheint verrückt zu sein. Oder eigentlich ist sie noch schlimmer. Sie ist gruselig. Wer setzt sich zu Unbekannten und möchte, dass diese ihm in die Augen sehen?Vielleicht macht es mir die Hitze schwer zu denken. Es könnte aber auch die sanfte Stimme der Frau sein. Jedenfalls sehe ich ihr in die Augen.
Sie sind golden, warm und lachen.
Ich fühle mich, als ob ich in eine andere Welt geworfen werde.
Auf einmal spüre ich mich lächeln.
„Und jetzt geh", höre ich die sanfte Stimme.
Die Welt dreht sich, sie wird bunter und heller, bis sie verschwindet. Bis ich jemand anderes bin, wo anders bin, mich nicht an mich selbst erinnere.Auf der einen Seite stehe ich.
Es gibt nur eine Entscheidung:
Gehen, oder nicht gehen?
Ich weiß nicht, was ich tun werde. Vor mir liegt eine Möglichkeit. Hier ist jedoch kein Licht, ich sehe nicht wie sie aussieht.
Es war noch nie Licht da.
An diesem Ort war nichts. Bis jetzt.
Jetzt gibt es eine Chance. Wieder nur die Frage:
Gehen, oder nicht gehen?
Wieder keine Antwort.Vor mir liegt Sinnlosigkeit.
Wozu soll ich gehen?
Suche die Lösung, suche in mir, in meiner Seele. Ich bin eine Seele. Worte. Ich höre Worte.
Sie sind in mir und kommen aus mir.
Ich kenne sie.
Gehen, oder nicht gehen?
Vor mir liegt Dunkelheit, dann Schatten. Schatten ohne Licht?
Wo ist das Licht?
Ein Schritt, eine Suche, ein Gefühl.Vor mir liegt die andere Seite.
Noch ein Schritt. Eine neue Frage.
Wie ist es dort?
Plötzlich kommen Ideen, sie tauchen einfach auf. Davon, dass es mehr gibt.
Eine andere Welt, die ich noch nicht verstehe.
Dort ist alles anders, ich spüre es, denn dort ist keine Leere.
Die Leere ist gefüllt.
Mit Sinnlosigkeit, mit Fragen.
Mit einer Suche.
Gehen.
Nun ist die Entscheidung klar.
Der Weg ist einfach, es ist richtig.
Erste Berührung mit Neuem. Ich sehe Licht.
Immer weiter, gehen, gehen.
Dann ein Schrei. Mein erster Schrei.
Ich bin da.
Ich habe die Leere vergessen.
Für mich gibt es nur noch eine Seite.
Die andere Seite.
Dort lebe ich.Wieder zieht der Strom aus Farben mich mit sich. Es geht schnell, zu schnell, ich denke nichts und dann, ohne Vorwarnung, sitze ich wieder vor der Frau.
„Was ... was war das?" Ich hatte noch nie Halluzinationen. Mir geht es meistens gut, ich habe höchstens mal Schnupfen.
Wieso also diese Aktion gerade?
Ruhig erklärt die Fremde:
„Keine Sorge - du kannst jetzt versuchen, weiter zu schreiben."
Wie kommt sie auf die Idee?

DU LIEST GERADE
Short Storys
Cerita PendekHier finden sich Kurzgeschichten aller Art, zu Wettbewerben aller Art. Normalerweise versuche ich möglichst gemütlich zu schreiben, es ist also kein Ort für jene, die sich gern gruseln wollen. Meist handelt es sich um Gedanken, kleine Momente und Wo...