𝟎𝟒 | 𝐀𝐭𝐭𝐞𝐧𝐭𝐢𝐨𝐧

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ALARA DÍAZ

Während ich neben meinem Vater auf das Anwesen zulaufe, befiehlt er monoton: „Du redest kein Wort, sonst hast du ein großes Problem! Du sprichst erst, wenn du dazu aufgefordert wirst, verstanden?" An seinem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass er es absolut ernst meint. Brav nicke ich und folge seinem Befehl.

Wir betreten das Landgut und laufen aus einer pompösen Eingangshalle in einen langen Flur. Auf dem Boden liegt ein roter Teppich und an den Wänden befinden sich in regelmäßigen Abständen Fackeln, die warmes Licht spenden und alles sehr königlich wirken lassen. Rechts und links stehen Angestellte in roten Anzügen, die allesamt das gleiche machen. Alle sehen mich an. Jeder Diener, jeder Kellner. Einfach alle.

Sie haben mich noch nie gesehen und da ich bei meinem Vater Arturo Díaz, dem eine der zwei größten Mafias in NewYork gehört, eingehakt bin, erwecke ich ihre Aufmerksamkeit. Wir bleiben vor einer riesigen Doppeltür stehen, die sofort von zwei Dienern geöffnet wird. Die Besitzer dieses Palastes müssen genauso reich wie wir, wenn nicht sogar reicher sein.

Wir treten in einen unfassbar großen Ballsaal, der mich verdächtig an meine Lieblingsserie „Bridgerton" erinnert. Mit dem einzigen Unterschied, dass die Anwesenden nicht in bunten Ballkleider, sondern in schwarzen Anzügen und schwarzen Kleidern gekleidet sind. Mein Vater passt perfekt in diese Umgebung, denn auch er trägt einen schwarzen Anzug. Ich jedoch trage ein auffälliges und vor allem rotes Kleid.

Als würde meine Anwesenheit allein nicht schon genug Aufmerksamkeit erregen. Mit einem roten Kleid werden wir wohl noch mehr auf uns aufmerksam machen. War das der Plan von meinem Vater? Wollte er, dass ich bei meinem ersten öffentlichen Auftritt auffalle? Während ich mir denke, dass er es wahrscheinlich genau so geplant hat, setzten wir uns in Bewegung.

Aufgrund des lauten Geräusches beim öffnen der Türen, drehen sich alle Anwesenden zu uns um. Nun ist es soweit. Der Moment, den ich so viele Jahre herbeigesehnt habe, ist jetzt. Jeder hier wird von mir und meinem Dasein auf diesem Planeten erfahren. Zum Glück bin ich noch bei meinem Vater eingehakt, denn sonst würde ich vermutlich vor Aufregung umkippen.

Mittlerweile liegen die Blicke aller Leute auf mir. Ich habe noch nie so viele Menschen auf einmal gesehen. Sie alle schenken uns Aufmerksamkeit. Ohne Ausnahme. Als wir geradeaus durch die teuer gekleidete Menge gehen, weichen die Leute reflexartig zur Seite. Sie haben Respekt vor meinem Vater und somit auch vor mir.

Die anderen Gäste des Balles starren uns an. Sie starren mich an. Dabei herrscht eine angespannte Stille, die mich etwas unsicher macht. Ich lasse mir aber nichts anmerken und laufe stattdessen gemeinsam mit meinem Vater, der breit grinst, durch die Leute. Die Menschen machen uns Platz, sodass wir ohne Probleme weiter gehen können.

Gleich werde ich also meinen zukünftigen Ehemann treffen, obwohl ich nicht einmal weiß, wo ich mich im Moment befinde. Das ganze fühlt sich an wie ein wilder Fiebertraum, aber durch den Schmerz an meinem Arm, wird mir bewusst, dass es real ist. Mein Vater klemmt meinem Arm unsanft mit seinem ein und hört einfach nicht auf zu grinsen.

Er scheint ein ganz bestimmtes Ziel anzusteuern, denn wir gehen gerade aus durch die Menschenmenge. Diese Menschenmenge besteht vermutlich aus keinen normalen Menschen. Sogar ich erkenne, dass sie reich sind und gefährlich aussehen. Sind das alles Kriminelle? Von dem Ziel meines Vaters ist weiterhin nichts zu sehen.

Einzig und allein der Klang unserer Schuhe, die bei jedem Schritt einen Laut von sich geben, ist zu hören. Es ist, als wäre alles erstarrt. Ich bin aber nicht weniger überrascht, als die anderen Gäste, denn ich hätte nicht gedacht, dass ich soviel Aufmerksamkeit errege. Aber wo war jetzt mein zukünftiger Ehemann, den ich Dank meines Vaters heiraten werde?

„Aturo, schön das du auch gekommen bist. Wie immer etwas unpünktlich, aber über diesen kleinen Fehler will ich hinwegsehen. Wer ist die reizende Dame neben dir?", unterbricht die Stimme eines Mannes, der im selben Alter wie mein Vater zu sein scheint, die angespannte Stille. Er war also das Ziel meines Vaters. Nur wer zur Hölle ist das?

„Flávio, ich möchte dir und allen anderen jemanden vorstellen. Das ist Alara Díaz, meine Tochter", erzählt mein Vater grinsend. Ein Raunen geht durch die Menge. Der Moment ist da. Er ist wirklich da. Ich kann es kaum glauben!

Der Name Flávio kommt mir bekannt vor, ich habe ihn irgendwo schonmal gehört. Sekunden später kann ich mich auch wieder erinnern, wer diesen Namen trägt. Flávio Santiago. Der Mann, dem eine der zwei größten Mafias gehört. Das gleiche kann man über meinen Vater sagen, denn er führt die andere Mafia an.

„Komisch. Ich wusste gar nicht, dass du eine Tochter hast", erwidert Mr. Santiago skeptisch und mustert mich. Die anderen Gäste sind zu Zuschauern geworden, die förmlich an unseren Lippen hängen. Und ich habe die Hauptrolle, auf der die ganze Aufmerksamkeit der Zuschauer liegt.

Hinter Mr. Santiago kommt eine in etwa gleichaltrige, hübsche Frau zum Vorschein, die mich nun ebenfalls neugierig betrachtet. Ich fühle mich wie ein Tier. Wie ein Tier, dass in einem Zoo von Schaulustigen angestarrt wird. Kurze Zeit später erscheint eine weitere Person hinter Mr. Santiago.

Ein gut aussehender, junger Mann mit breiten Schultern. Seine eisblauen Augen bohren sich in meine und sofort werden meine Beine schwach. In seinem Blick gefangen, nehme ich seine wuscheligen, schwarzen Haare und seine extreme Größe war. Seine strahlend blauen Augen halten mich gefangen. Sie stechen heraus, da seine Haut, typisch für uns Spanier, einen dunkleren Teint hat.

„Ich habe aber eine und ich bringe sie mit, damit sie deinen Sohn Arian treffen kann." Während der Worte meines Vaters, spüre ich den durchdringenden Blick von diesem Arian, der mir einen Schauer über den Rücken jagt. Er soll aufhören mich so anzustarren!

„Arian, seh dir das Mädchen an", befiehlt Mr. Santiago seinem Sohn, der den Augenkontakt zu mir nicht unterbricht, als er auf mich zugeht. Mein Herz setzt für einen Moment aus, nur um dann doppelt so schnell zu schlagen. Mein Vater löst sich von mir und macht Arian Platz und obwohl ich überdurchschnittlich groß bin, muss ich zu ihm hochsehen, als er vor mir zum stehen kommt.

Ist das der Mann, den ich heiraten muss?

Ist das der Mann, den ich heiraten muss?

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