𝟎𝟓 | 𝐈 𝐜𝐡𝐨𝐨𝐬𝐞 𝐡𝐞𝐫

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ALARA DÍAZ

Sekunden fühlen sich wie Stunden an. Arians durchdringender Blick sorgt für eine starke Gänsehaut auf meinem gesamten Körper und ich werde immer unruhiger. Es macht mich nervös und irgendwie fühle ich mich unwohl. Arian bricht den Augenkontakt allerdings ab und lässt seinen Blick stattdessen schamlos über meinen Körper wandern.

Meine Haut brennt, sie und mein ganzer Körper steht unter Feuer. Muss ich diesen Mann wirklich heiraten, oder ist das jemand ganz anderes? Ich bin mir unsicher, denn mein Vater hat nur gesagt, dass ich bald heirate und auf dem Ball meinen Ehemann treffe. Aus irgendeinem Grund nehme ich aber an, dass er es ist. Es fühlt sich nur so unreal an.

Nachdem seine Augen jeden einzelnen Zentimeter meines Körpers durchbohrt haben, finden sie ihren Weg zurück zu meinen Augen. Er blickt in meine braunen Augen, ich ihn seine eisblauen. Man hört förmlich, wie alle im Ballsaal scharf die Luft einziehen. Es ist mir unangenehm, dass uns alle, vor allem mein Vater und seine Eltern, beobachten.

„Sie ist 19 Jahre alt, hat einen überdurchschnittlich guten Schulabschluss bei einem privilegierten Privatlehrer absolviert und ist gehorsam", erzählt mein Vater, woraufhin Arian nickt.

Mein Vater listet positive Dinge über mich auf, um ihn von mir zu überzeugen. Es hört sich beinahe so an, als hätte er diese Argumente vorher auswendig gelernt. Ich fühle mich wie auf einer Versteigerung. Mein Vater ist der Versteigerer, der den potentiellen Kunden das Versteigerungsobjekt schmackhaft machen möchte.

Ich fühle mich nicht gut. Meine Beine fangen an zu zittern, als ich merke, wie absurd das alles ist. Unsere Ehe wird niemals mit Liebe gesegnet sein, denn ich habe schon viel von Arian Santiago gehört. Er ist nicht weniger skrupellos, als sein eigener Vater und ein Monster. Wird er mich, genau wie mein Vater, vergewaltigen? Denn wenn Männer das schon bei ihren Töchtern machen, werden sie das wohl auch bei ihren Ehefrauen machen. Oder?

„Ich nehme sie."

Arians tiefe Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und panisch sehe ich zu meinem Vater, der grinsend nickt. Ich möchte das nicht. Ich will hier weg und obwohl ich das niemals gedacht hätte, will ich zurück in mein persönliches Gefängnis. Dort zu sein, ist mir im Moment tausendmal lieber, als hier auf diesem Ball zu sein.

Wieso fragt mich niemand? Wieso fragt niemand, ob ich das alles überhaupt will? Arian tritt einen Schritt zurück und stellt sich hinter seinen Vater, welcher sich an die Gäste wendet und feierlich sagt: „Dann darf ich hiermit wohl verkünden, dass mein Sohn Arian Santiago Alara Díaz heiraten wird!" Mein Blick ist auf meine Fußspitzen gerichtet, ich will hier weg.

Es steht also fest. Ich werde diesen Mann heiraten. Ich entkomme meinem Vater, doch gerate stattdessen in die Fänge eines anderen grausamen Mafiabosses. Mein Vater verabschiedet sich siegessicher von Mr. Santiago und verlässt mit mir den Saal. Meine Sicht ist verschwommen und mir wird schwindelig. Ich werde Arian Santiago heiraten.

•••

Zurück zuhause muss ich direkt auf mein Zimmer, in das ich schon mein ganzes Leben eingesperrt werde. Weinend sitze ich auf meinen Bett. Ich kann nichts tun. Ich werde Arian heiraten müssen. Ich werde einen Mann heiraten müssen, einen der gefährlichsten Männer des Landes, einen Mann, der so aussieht, als ginge er in Clubs und Bordells ein und aus.

Ein leises Klopfen reißt mich aus meinen Gedanken. Das letzte mal, als das passierte, kam meine Stylistin Isabella herein, doch dieses mal ist es jemand anderes. Meine beste und zugleich einzige Freundin Cécilia kommt zum Vorschein. Ohne ein Wort zu verlieren eilt sie auf mich zu. Besorgt schlingt sie ihre Arme um mich, woraufhin ich mich mit verquollenen Augen an sie kuschle und meinen Kopf in ihrer Halsbeuge platziere.

Eine Zeit lang ist es still, bis Cécilia die Stille durchbricht. „Es tut mir so leid Alara", flüstert sie und streicht mir beruhigend über den Rücken. „Ich kann einfach nicht mehr", schluchze ich. „Wir schaffen das. Gemeinsam." Dankbar drücke ich mich noch enger an sie und blinzle meine Tränen weg. Ich möchte nicht weinen. Ich muss stark sein.

Außerdem habe ich das Gefühl, dass sich bei Cécilia und mir immer alles um mich dreht. Sie hat auch Probleme. „Wie geht es dir eigentlich? Hast du irgendwas spannendes erlebt?", frage ich und zwinge mir ein Lächeln auf die Lippen.

„Das ist doch jetzt nicht wichtig. Falls du das jetzt wieder machst, weil du ein schlechtes Gewissen hast, werde ich sauer. Ich habe dir schon oft genug gesagt, dass es okay ist, wenn ich mich um dich kümmere. Du hast die Probleme, nicht ich", erklärt sie lächelnd. „Naja, ich wüsste da schon welche. Zum Beispiel deinen rassistischen Chef, der dich ständig niedermacht. Oder die Tatsache, dass du jedesmal dein Leben riskierst, wenn du mich besuchst."

„Das mag ja stimmen, aber im Moment ist mir das egal. Ich kriege das alleine geregelt, du nicht." Damit hat sie recht. Sie ist eine selbstbewusste, junge Frau, die sich gut um sich alleine kümmern kann. Ich hingegen bin das komplette Gegenteil. „Woher weißt du überhaupt, dass es mir noch schlechter geht, als sonst?", frage ich sie verwirrt.

„Ich habe von der Hochzeit gehört und davon, dass du dazu gezwungen wirst. Bei den Angestellten ist deine bevorstehende Hochzeit mit Arian Santiago Gesprächsthema Nummer eins. Jemand hat es meiner Mutter erzählt, der ich heute wieder beim kochen helfe. Sie hat mir sofort alles geschildert und ich habe mich so schnell wie es ging zu dir geschlichen." Schwer schluckend nicke ich.

„Danke Céci." „Freundinnen sind immer füreinander da, schon vergessen? Und könne wir jetzt endlich mal darüber reden, dass du fucking Arian Santiago heiraten wirst?", stößt sie aus. „Ich weiß", jammere ich, woraufhin wir uns panisch grinsend angucken. „Er ist super heiß, oder?", fragt sie aufgeregt. „Ja", gebe ich zu und schlage verzweifelt meine Hände vor dem Gesicht zusammen.

„Aber er ist auch gefährlich. Er ist ein Mörder und bereut seine Taten ganz sicher nicht. Er ist genauso schlimm, wie mein Vater. Pápa hat mich damit bestraft. Er weiß genau, dass ich mir wahre Liebe wünsche und hat mir diesen Traum absichtlich zerstört." Schweigend liegen wir nebeneinander und gehen unseren Gedanken nach, bis Cécilia die Stille durchbricht.

„Eine positive Sache hat das hier: Du hast keinen alten, schrumpeligen Opa abgekriegt, sondern einen jungen, heißen, attraktiven, begehrten Arian Santiago."

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