𝟎𝟑 | 𝐍𝐞𝐫𝐯𝐨𝐮𝐬𝐧𝐞𝐬𝐬

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ALARA DÍAZ

Ich habe es akzeptiert. Ich akzeptiere alles, was mein Vater von mir erwartet, also werde ich diesen geheimnisvollen Mann heiraten. Es hat zwar einige Tage gedauert, aber jetzt bin ich soweit. Heute ist Samstag, der Tag des Balles. Der Tag, an dem alle von meiner Existenz erfahren werden. Und doch bin ich weitaus weniger aufgeregt, als ich eigentlich erwartet habe.

Seit Jahren male ich mir den Tag aus, an dem ich endlich raus kann. Und nun ist er gekommen. Durch ein Klopfen an der Tür werde ich aus meinen Gedanken gerissen. Verwundert drehe ich mich zu meiner Zimmertür, welche sich gerade öffnet. Außer Cécilia kommt hier nie jemand rauf, also wer zur Hölle ist das?

Zum Vorschein kommt eine hübsche Frau mittleren Alters. Ihre blonden Haare sind in einen lockeren Dutt gebunden und einzelne Strähnen umrahmen ihr sympathisches Gesicht. In den Händen trägt sie zwei unhandliche Koffer, die sie anscheinend mit Mühe die Treppe hoch geschleppt hat. Als sich unsere Blicke treffen, schenkt sie mir ein einladendes Lächeln und begrüßt mich.

„Ich bin Isabella, deine Stylistin", sagt sie freundlich und stellt währenddessen die beiden Koffer neben meinem kleinen Tisch ab. Leicht gestresst läuft sie auf mich zu und gibt mir die Hand. „Ich bin Alara", erwidere ich vorsichtig. „Das weiß ich doch. Jedenfalls hat dein Vater mich beauftragt, dich für einen wichtigen Ball herzurichten." Isabella klatscht glücklich in die Hände und lächelt mich an.

Mein Vater hat eine Stylistin für mich besorgt? Etwas überrumpelt lächle ich zurück, denn sie scheint wirklich nett zu sein. „Ich muss noch einmal runter in die Eingangshalle und den Rest holen. In der Zeit solltest du schonmal anfangen zu duschen", gibt sie aufgeregt von sich und verschwindet aus meinem Zimmer.

Schulterzuckend mache ich mich auf den Weg in mein Bad und springe unter meine geliebte Dusche. Anders als sonst, beeile ich mich beim waschen, denn ich muss heute perfekt aussehen. Sonst gefalle ich den Menschen und meinem zukünftigen Ehemann nachher nicht. Als ich fertig bin, nehme ich mir ein Handtuch aus dem Regal und trockne mich eilig ab.

„Alara? Wie weit bist du?", fragt Isabella durch die geschlossene Tür. „Ich bin fertig", gebe ich aufgeregt zurück. „Ist es okay, wenn ich kurz reinkomme?" Schnell wickle ich mir ein großes Handtuch um den Körper und öffne ihr die Tür. „Da du heute perfekt aussehen sollst, habe ich hier ein wunderschönes Kleid für dich." Sie hält mir eine durchsichtige Verpackung vor die Nase, durch die man ein rotes Kleid erkennen kann.

„Das sieht wirklich schön aus", hauche ich beeindruckt und sehe zu Isabella, die zustimmend nickt. „Zieh es bitte an, ich warte in deinem Zimmer", sagt sie, legt das Kleid auf die Kommode, verlässt das Badezimmer und schließt die Tür. Vorsichtig öffne ich den Reißverschluss der Verpackung und nehme das Kleid heraus.

Nachdem ich mir das trägerlose Kleid angezogen habe, betrachte ich mich im Spiegel. Das Kleid ist aus einem dunkelroten, teuren Stoff gefertigt und betont meine Figur sehr gut. Es sitzt eng an der Taille und fällt ab da etwas lockerer auf den Boden. Am rechten Bein hat es einen langen Schnitt und am Dekolleté zeigt es nur ein wenig Ausschnitt. Es passt perfekt.

Lächelnd trete ich aus dem Badezimmer und laufe auf Isabella zu, die gerade haufenweise Schminke auf den Tisch stellt. „Wow, das sieht echt toll an dir aus", komplimentiert Isabella und grinst mich an. Schnell bedanke ich mich und setze mich an den Tisch.

Sofort beginnt Isabella meine langen Haare zu kämmen. Dann kümmert sie sich um mein Make-up, welches sie sehr aufwändig gestaltet. Nachdem sie mich fertig geschminkt hat, macht sie mir eine wunderschöne Frisur. Meine oberen Haare sind in einem lockeren Zopf zusammengebunden, meine restlichen dunkelbraunen Locken fallen in meinen Rücken und vereinzelt auch in mein Gesicht.

Kurz nachdem sich Isabella verabschiedet hat, werde ich von einem unserer Angestellten nach unten begleitet. Dort steht auch schon mein Vater und grinst mich dreckig an. Wie sehr ich ihn doch hasse.

Er verlässt, hinter zwei Bodyguards, unsere Villa und ich folge ihm brav. Ich bin mir nicht klar über meine Gefühle. Ich bin wütend, verletzt, aufgeregt und freue mich darauf, dass ich endlich nicht mehr geheim gehalten werde. All diese Gefühle schwirren in mir herum und ich bin mir nicht sicher, welches überwiegt.

Wir steuern auf zwei teure Autos zu, die extra von Mitarbeitern auf den Hof gefahren wurden. Natürlich fährt mein Vater nicht in dem selben Auto wie ich, was habe ich auch erwartet. Ein Angestellter eilt an mir vorbei und hält mir die hintere Autotür auf. Dankbar nicke ich ihm zu und setze mich auf die Rückbank. Mein Vater setzt sich in das andere Auto und wir setzen uns in Bewegung.

Die Autoscheiben sind kugelsicher und hinter, genauso wie vor uns, fahren jeweils mehrere schwarze Jeeps mit Mitgliedern unser Mafia, also ist gut für unsere Sicherheit gesorgt. Mit schwitzigen Händen sehe ich auf die Straße, als wir das Grundstück verlassen. Schließlich war ich erst einmal zuvor außerhalb der Mauern unseres Grundstücks. Vor Aufregung fängt mein rechtes Bein an zu zittern, eine nervige Angewohnheit von mir.

Ich habe es geschafft. Ich bin meinem persönlichen Gefängnis entkommen. Und da ich nicht weiß, wie lange meine Freiheit anhalten wird, genieße ich jede einzelne Sekunde. Die Landschaft zieht schnell an mir vorbei und je länger wir fahren, desto nervöser werde ich. Ich weiß nicht, was mich erwartet. Ich habe Angst davor.

Ich kann nicht einschätzen, wie lange wir schon unterwegs sind, aber irgendwann wird die Landschaft immer ländlicher und wir fahren an riesigen Feldern vorbei. Wir kommen unserem Ziel immer näher und nervös versuche ich mich zu beruhigen. Ich werde heiraten, ich werde der Öffentlichkeit präsentiert, ich werde auf einen Ball gehen und ich habe keine Ahnung, wie meine Zukunft aussehen wird oder wen ich heiraten werde.

Die vielen Jeeps steuern auf ein riesiges, mittelalterliches Anwesen zu, welches ich durch das Fenster erkennen kann. Es dämmert schon leicht, doch man kann noch alles erkennen. Das Haus liegt majestätisch und umgeben von vielen Gärten auf einem großen Hof. Langsam kommt das Auto zum stehen und kurze Zeit später öffnet sich die Autotür.

Nachdem ich ausgestiegen bin, erblicke ich meinen Vater und laufe auf ihn zu. Bei ihm angekommen, hält er mir seinen Arm hin und ich hake mich ein. Nebeneinander laufen wir auf das riesige Gebäude zu.

 Nebeneinander laufen wir auf das riesige Gebäude zu

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Was wird wohl auf dem Ball passieren?

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