ALARA DÍAZ
Gleichzeitig mit dem Auto, indem ich die ganze Fahrt über keinen klaren Gedanken fassen konnte, bleibt auch mein Herz stehen. Durch die Fenster kann ich leider nichts erkennen, da mein Fahrer die Limousine in einer großen Garage, die nur schwach beleuchtet wird, geparkt hat. Vorhin waren wir auf ein luxuriöses und vor allem gut gesichertes Gelände gefahren, doch trotzdem habe ich nicht viel von diesem Ort hier erkennen können.
Das Blut rauscht in meinen Ohren, als mir die Autotür geöffnet wird und ich von einem jungen Mann, der hier arbeitet, zu meinem Vater geschickt werde. Dieser steht nicht weit entfernt vor einer unscheinbaren Tür, die vermutlich aus der Garage führt. Ich muss darauf achten, dass mein Brautkleid nicht den Boden berührt oder schmutzig wird, auch wenn ich mir das bei diesem hochglanzpolierten Marmorboden nicht vorstellen kann.
Nervös laufe ich zu Pápa, der mir trotz gestern Abend in die Augen schauen kann, ohne auch nur einen Funken Reue oder Ähnliches zu verspüren. Bevor uns der Angestellte, der mir gefolgt ist, aus der Garage hinausführt, ermahnt mich Pápa: „Steh aufrecht und hör auf so zu gucken. Du schreckst alle ab."
Ehe ich neben ihm dem Angestellten hinterherlaufe, leiste ich seiner Anweisung Folge. Ich straffe meine Schultern und zwinge mich zu einem leichten Lächeln. „Ich bin eine hübsche, junge Frau, die heute heiratet und den schönsten Tag ihres Lebens in vollen Zügen genießt", rede ich mir ein.
Wir werden durch einen imposanten Gang, indem sich außer uns niemand befindet, geführt. Währenddessen zischt mein Vater: „Ich denke, du hast so langsam verstanden, dass du heute heiraten wirst. Und ich denke auch, dass du weißt was passiert, wenn du dich nicht benimmst oder dich den Befehlen deines Ehemannes widersetzt. Egal was er sich von dir wünscht, du wirst es ihm geben. Verstanden?"
„Ja", hauche ich mit zittriger Stimme und muss hart schlucken. Ich weiß immer noch nicht, wo ich mich gerade befinde oder was auf mich zukommt. Werden viele Leute da sein? Wird es eine Hochzeitsnacht geben?
„Bevor es losgeht, werden Sie, Ms. Díaz, noch von jemandem erwartet. Folgen Sie mir bitte", wendet sich der junge Mann in Uniform an mich. Wer erwartet mich? Ich nicke nervös und lasse mich zu einem Raum, dessen Tür offen steht, führen.
Aus dem Augenwinkel nehme ich erleichtert wahr, dass mein Vater einen anderen Weg nimmt. Er scheint zu wissen, wo er ist und wo er hin will, denn er bewegt sich ohne Bodyguard durch dieses Gebäude. Der Angestellte stellt sich neben die Tür und scheint während des Gespräches auf mich warten zu wollen.
Entschlossen betrete ich das Zimmer und erblicke eine Frau, die mir mehr als bekannt vorkommt. Es ist Arians Mutter, meine baldige Schwiegermutter. Wieso will sie mich sehen?
Wenigstens habe ich nun ein bisschen Sicherheit, da ich davon ausgehen kann, dass ich bei den Santiagos bin. Mit pochendem Herzen bleibe ich vor der hübschen Frau, welche dieselbe Augenfarbe wie ihr Sohn hat, stehen. Ich meine erkennen zu können, dass sich ein Lächeln auf ihren Lippen erscheinen will.
„Hallo Alara. Ich bin Camila Santiago, Arians Mutter. Wir hatten noch nicht die Chance uns kennenzulernen, da alles so schnell ging. Aber nun freut es mich umso mehr, dich kennen zu lernen." Verdutzt starre ich sie an, denn das hatte ich ganz und gar nicht erwartet. Außerdem scheint sie das wirklich ernst zu meinen.
„Ich kann verstehen, dass du Angst hast. Als ich in deinem Alter war, habe ich das auch durchgemacht", spricht sie weiter und strahlt solch eine starke Vertrautheit aus, dass ich sofort an meine Máma denken muss. „Was meint Sie damit? Ich möchte nicht unhöflich klingen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das gleiche erlebt haben", erwidere ich unsicher.
„Das verstehe ich. Ich meine damit, dass ich damals auch zu einer Ehe mit meinem heutigen Mann gezwungen wurde." Für einen kurzen Moment erlischt ihr Lächeln. Stumm nicke ich. „Das tut mir leid für Sie", flüstere ich. Ich kann nicht darüber reden, ohne das mir die Tränen kommen.
„Ach was. Das ist Vergangenheit", lächelt sie und macht eine wischende Handbewegung. „Bist du sehr aufgeregt?" „Ja", antworte ich nach kurzem Zögern. Ich kann mit ihr reden, ohne Angst haben zu müssen, da bin ich mir sicher. „Ich weiß ja gar nicht, was auf mich zukommt", füge ich leise hinzu. „Was meinst du genau? Hat dir dein Vater nichts erzählt?" Stumm schüttle ich den Kopf.
„Das ist doch nicht sein Ernst! Frag mich, was immer du willst", fordert sie mich besorgt auf. „Naja, ich frage mich wo ich bin, wieso Sie so nett zu mir sind, was auf der Hochzeit passiert und ob-. Also ob Arian-? Wird er-" Weiter komme ich nicht, denn meine Stimme bricht.
„Mach dir keinen Kopf Alara. Wir sind in einem unserer Anwesen in NewYork. Hier kann dir nichts passieren. Ich möchte dir nachher noch etwas erzählen, es ist mir sehr wichtig. Die Hochzeit findet draußen statt, es ist schon alles vorbereitet. Es sind einige Gäste geladen, aber keine Sorge, nur Familie und Freunde", berichtet Mrs. Santiago.
Antworten kann ich nicht, viel zu sehr bin ich damit beschäftigt, meine Tränen zurückzuhalten. Trotzdem geben mir ihre Worte ein wenig Sicherheit. „Und was die letzte Frage angeht. Arian ist ein guter Junge. Er wird dir nichts tun, da kannst du dir sicher sein", fügt sie hinzu und legt ihre Hände auf meine Schultern.
Es ist, als würde mir ein riesiger Stein vom Herzen fallen. Wenn ich ihren Worten Glaube schenke, wird er mich nicht vergewaltigen. „Nicht weinen. Dein Make-up darf nicht verwischen", lacht sie ebenfalls weinerlich und sieht mich bemitleidend an. „Und was wollten Sie mir gerade erzählen?", frage ich schnell und blinzle die aufkommenden Tränen weg.
„Ich kann absolut verstehen, wenn du mich deshalb nicht magst, aber ich muss es dir einfach erzählen, denn ich kann dieses schlechte Gewissen nicht mehr ertragen. Im Grunde ist das Alles meine Schuld, denn ich habe meinen Mann davon überzeugt, dass Arian heiraten sollte. Allerdings wollte ich nie, dass eine Frau dazu gezwungen wird, denn sowas sollte niemandem widerfahren. Mein Mann hat, ohne mir Bescheid zu geben, einen Ball veranstaltet. So war das alles nicht geplant. Es tut mir leid."
Was? Unsicher blicke ich sie an. Von Anfang an ist mir klar, dass ich ihr nicht die Schuld gebe. „Danke, dass Sie mir davon erzählt haben. Sie trifft keine Schuld", sage ich, auch wenn es mir schwer fällt. „Danke Alara, du weisst gar nicht, wie viel mir das bedeutet!", lächelt Mrs. Santiago erleichtert.
„Ms. Díaz? Sie müssen nun mit mir mitkommen", unterbricht uns der junge Mann von vorhin. Mit einem mal ist mein Herz wie wild am pochen. Aufgeregt drehe ich mich zu ihm um. „Du schaffst das", flüstert mir Camila zum Abschied zu. Dankbar lächle ich sie an. Gerade, als wir den Raum verlassen, ruft mir Mrs. Santiago noch etwas hinterher.
„Ach und Alara? Du siehst atemberaubend aus. Wenn Arian das nicht bemerkt, ist er ein Idiot."
Eure Meinung zu Camila?
Würdet ihr Camila an Alaras Stelle die Schuld geben?
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Forced Marriage
Romance+𝟏𝟖 | 𝐝𝐚𝐫𝐤 𝐦𝐚𝐟𝐢𝐚 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Alara, die wunderschöne Tochter der Mafiafamilie Díaz, wurde ihr ganzes Leben lang geheim gehalten und ist, seid dem Tod ihrer Mutter, Opfer von häuslicher Gewalt. Arian, ältester Sohn der Mafiafamilie Santiago...