Let's run into the pouring rain to feel like we're alive again.
--------------------------------------------------------Ich hatte zwar Angst, aber die Neugier siegte.
Vorsichtig lugte ich durch einen Spalt zwischen meinen Fingern hervor.
Ein Mann mit braunen Haaren und leichtem Bartwuchs stand neben dem Blonden und auf eine gewisse Art und Weise sahen sie sich ähnlich, auch wenn sie auf den ersten Blick so unterschiedlich aussahen. Ich musste lächeln als ich in Wills wutverzerrtes Gesicht blickte. Er schien nicht sehr begeistert vom Auftauchen des anderen zu sein.
"Gibt es Probleme Billy?" fragte der Braunhaarige schließlich in die Runde, während er Will aus zusammengekniffenen Augen fixierte.
"Nein" kam auch sofort die Antwort.
"Und jetzt verpisst euch!"
Dabei ballte er seine Fäuste und schien sie so fest zusammenzudrücken, dass sie weiß Anliefen.
"Erst wenn sie das Mädchen in Ruhe lassen." Die Stimme des braunhaarigen war fest und bestimmend.
" Oder wollen Sie es erst zu einem Kampf kommen lassen? "
Während er das sagte, legte sich ein siegessicheres Lächeln auf seine Lippen.
Zugegeben, der Typ war durchtrainiert und nicht so schwach wie ich, aber ich hielt es trotzdem für keine gute Idee, sich mit Will anzulegen.
Dieser Meinung war wohl auch der andere, Bill, denn ein ängstlicher Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht, während er sich an dem T-shirt des braunhaarigen festklammerte.Ich bewunderte ihn. Maßlos.
Er musste gewusst haben, worauf er sich einließ, als er sich Will in den Weg stellte und auch, dass er keine Chance gegen ihn haben würde. Und dennoch hatte er es gewagt. Hatte sich nicht abgewandt und einfach weggeschaut, sondern wollte mir helfen, ohne daran zu denken, dass er sich dabei selbst in Gefahr bringen könnte.
Mir. Einer armen, kleinen Obdachlosen.
Die, die eigentlich nichts wert war.
Es war unglaublich und doch war es wahr.
Es war das erste Mal in all den Jahren seit Gustav und ich getrennt wurden, dass sich jemand um mich gesorgt hatte.Das jemand um mich kämpfen wollte, ohne Rücksicht auf Verluste.
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Bills Sicht:
Da saß sie. Am Rand der 5th Avenue. Im Dreck. Das lange,blonde Haare verknotet, zusammengebunden, sitzend, auf einem notdürftig hergerichteten Lager, bestehend aus alten Papkartons, Zeitungen und Lumpen. Ihr zartes Gesicht zierte eine Narbe mit immensen Maß, der Körper abgemagert, die Haut blass, beinahe weiß, als wäre jegliche Farbe aus ihr gewichen.
Doch ihre Augen schienen weitaus mehr auszusagen. In ihnen lag so unendlich viel Schmerz, Angst und Hilflosigkeit das es einem beinahe das Herz aus der Brust riss.Mir war es schon immer schwer gefallen, den Anblick solcher Menschen zu ertragen, jene die schon alles verloren hatten und doch immer wieder vom Leben gestraft wurden. Wie oft hatte ich auf sie zugehen wollen, wollte diesen Menschen zeigen, dass sie jemandem etwas bedeuten konnten, dass sie etwas wert waren, dass sie gewollt sind.
Aber ich hatte mich nicht getraut. Früher meine Mutter und später auch Tom und unser Management hatten mich stets davon abgehalten, etwas für diese Menschen zu tun. "Es gäbe wichtigere Projekte" sagten sie. "Man könne nicht jedem Obdachlosen helfen."
"Auch nicht du Bill" , hatte Tom gesagt, als ich versucht hatte ihn davon zu überzeugen.
Aber dieses Mal war es anders.
Dieses Mal würde ich nicht einfach nur wegschauen. Geld hatte ich genug und ich wollte ihr wenigstens so viel geben, dass sie zumindest für die nächsten 2 Tage nicht hungern müssen würde.Noch einmal straffte ich die Schultern, atmete tief durch und setzte ein Lächeln auf. Dann ging ich auf sie zu und legte 20 Dollar in den Kaffeebecher, der vor ihr stand. Ihr Blick war auf den Boden gerichtet, doch als sie hochschaute und mir ein kleines Lächeln voller Dankbarkeit schenkte, war ich so glücklich wie schon lange nicht mehr.
Ich hatte einem Menschen geholfen, jemanden für den 20 Dollar schon die Welt bedeuteten.
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Kalte Welt
FanfictionSeit Anastasias Eltern bei einem tragischen Unfall vor fünf Jahren ums Leben gekommen sind, hat sie alles verloren. Nicht nur ihre Eltern, auch ihr Bruder Gustav ist seit dem Tod ihrer Eltern aus ihrem Leben verschwunden. Einige Jahre hatten sie be...